Herr Kreutzer, wie eingeschränkt sind Sie derzeit in Ihrem Alltag durch den Corona-Virus?
Ich denke, jeder von uns ist eingeschränkt, weil die Ausmaße nicht vorhersehbar waren. Ich versuche, so viel Normalität wie möglich einzuhalten. Gegenüber anderen Klubs haben wir den Vorteil, dass wir uns schon längere Zeit auf das Saisonende vorbereiten konnten.
Welche Auswirkungen hat die Situation auf Ihre Arbeit?
Trainer Niklas Sundblad und ich hatten uns einige Dinge vorgenommen, die wir jetzt nicht machen können, wie zum Beispiel das Scouting bei Spielen. Jetzt müssen wir umdenken, mehr auf Videos zurückgreifen und machen sozusagen Home-Office-Scouting.
Beeinträchtigt das Ganze auch Verhandlungen mit potenziellen Neuzugängen? Das persönliche Gespräch spielt normalerweise eine wichtige Rolle.
Natürlich ist das wichtig und es ist auch ein Nachteil, dass es derzeit nicht möglich ist. Man macht ja auch ein Bewerbungsgespräch nicht telefonisch. Aber es gibt Schlimmeres.
Apropos Vertragsverhandlungen: Bei Mike Blunden und Kyle Sonnenburg ist, zumindest offiziell, noch offen, ob sie in Schwenningen bleiben werden. Wie ist der aktuelle Stand?
Es gibt noch keine Entscheidung. Dabei geht es auch um Alternativen und es ist eine Frage des Preises. Klar ist, dass wir besser sein müssen und eine gesunde Mischung zwischen erfahrenen und jungen sowie Spielern im besten Eishockey-Alter haben wollen. Ich gehe davon aus, dass in den nächsten drei, vier Wochen eine Entscheidung fällt.
Vor etwa zwei Monaten sagten Sie, dass Sie auch bei einem Abgang von Dustin Strahlmeier gerne zwei deutsche Spieler auf den Torhüter-Positionen hätten. Nun haben die Wild Wings mit Joacim Eriksson eine schwedische Nummer eins verpflichtet. Wie kam es zu der Meinungsänderung?
Das Ganze ist eine Frage von Angebot und Nachfrage. Die guten deutschen Torhüter auf dem Markt sind rar und zudem oft für einen Verein wie Schwenningen nicht bezahlbar. Deshalb haben wir unser Anforderungsprofil neu aufgestellt.
Mit Patrik Cerveny von den Eispiraten Crimmitschau soll der zweite Torwart auch schon feststehen.
Patrik ist ein interessanter junger Torhüter. Ich finde es bemerkenswert, wie viele Informationen in Schwenningen immer wieder auf den Tisch kommen. So etwas habe ich in meiner Karriere bislang noch nicht erlebt. Es sind zum Teil Information, die eigentlich nur wenigen Leute kennen sollten.
Also wechselt Cerveny nach Schwenningen?
Das will ich weder bestätigen noch dementieren.
Offiziell wurden von den Wild Wings bislang nur Eriksson und Angreifer Travis Turnbull als Neuzugänge bekanntgegeben. Wie viele neue Spieler haben Sie denn bislang unter Vertrag?
Es gibt noch weitere. Wir werden sie zu einem gegebenen Zeitpunkt veröffentlichen. In der Eishockey-freien Zeit wollen wir auch nachhaltig in der Öffentlichkeit positiv im Gespräch bleiben.
Was ist dran, dass Sie eventuell bestehende Verträge auflösen? Verteidiger Dylan Yeo scheint ein Kandidat
Wer Tabellenletzter wird, muss alles hinterfragen. Wenn wir denken, wir sollten einen Vertrag auflösen, weil es nicht passt, dann werden wir davor auch nicht zurückschrecken. An der Spekulation von Namen werde ich mich aber sicherlich nicht beteiligen.
Bislang ist noch die Personalie Jamie MacQueen offen. Er wurde vergangene Saison aussortiert, hat aber noch einen Vertrag bis 2021 in Schwenningen hat. Hat MacQueen überhaupt eine Zukunft bei den Wild Wings?
Wir werden auch hier überlegen, was Sinn macht. Das Thema hat viel Ärger heraufbeschworen. Die Tendenz geht eher dahin, dass er nicht mehr bei uns spielen wird.
Der Umbau der Helios-Arena soll bis zu Beginn der neuen Saison fertig sein. Ist das Projekt durch den Corona-Virus gefährdet?
Ich gehe davon aus, dass alles normal läuft und hoffe, dass es keine Verzögerung gibt. So sind auch die Signale, die ich mitbekomme.
Spielt die geplante Verschmälerung der Eisfläche von 30 auf 26 Meter bei der Kaderplanung eine Rolle?
Sicherlich. Wir wollen dies nutzen, um uns einen Heimvorteil zu verschaffen.
Die Deutsche Eishockey Liga musste aufgrund des Corona-Virus die Playoffs absagen. DEL-Geschäftsführer Gernot Tripcke spricht von einer finanziellen Katastrophe für die Vereine. Wie schätzen Sie die Auswirkungen ein?
Es ist schwierig zu sagen, da es Vergleichbares bei uns noch nie gegeben hat. Unsere Regierung sollte in dieser Situation die Vereine unterstützen. Sie sind auch ein Teil der Wirtschaft. Dabei müssen eigentlich alle Sportarten, zum Beispiel Basketball, Eishockey, Handball oder Volleyball, vor dem Fußball kommen. Sie brauchen die Unterstützung mehr, um zu überleben.
Die Wild Wings standen zuletzt zweimal am Tabellenende. Was war Ihre Motivation, zu diesem Klub zu wechseln?
Mich reizen Herausforderungen. Ich bin ein ehrgeiziger Mensch und will dazu beitragen, dass Schwenningen wieder erfolgreich wird. Das habe ich auch in Düsseldorf geschafft, als die DEG zwei Jahre in Folge Tabellenletzter war und ein Jahr darauf im Halbfinale.
Wie lautet denn Ihre erste Zielsetzung für die kommende Saison?
Unser Ziel muss Minimum die Pre-Playoffs sein. Denn von da aus ist immer alles möglich.
Sollten die Wild Wings nach dem Abschneiden der vergangenen Jahre nicht etwas bescheidener sein und zuallererst das Ziel Klassenerhalt haben?
Nein. Zu sagen, wir wollen den Abstieg vermeiden, ist eine negative Herangehensweise. Ich bin ein positiver Mensch. Zudem hat Schwenningen auch viel Potenzial. Das Potenzial für die Playoffs.