Eishockey: So wie viele Fans war auch SÜDKURIER-Experte Matthias Hoppe enttäuscht vom Saisonabschneiden der Schwenninger Wild Wings. „Auf der Trainerposition hätte sich früher etwas tun müssen. Die Verantwortlichen haben zu lange gewartet“, sieht Hoppe den wichtigsten Grund für den letzten Tabellenplatz. Dem treuen Publikum sei nach der Euphorie vor Saisonbeginn zu selten das Erhoffte geboten worden. Hoppe: „Vor der nächsten Saison sollte deshalb das Wort Preplayoff nicht in den Mund genommen werden. Es geht vorerst einzig und allein um den Klassenerhalt.“

Was die Leistungen der Wild Wings-Spieler in der Saison 2019/20 betrifft, gab es für Hoppe einige, die seine Erwartungen nicht erfüllten. Allerdings sah er auch Spieler, die den 61-Jährigen positiv überraschten. Dies zeigt die Einzelkritik des SÜDKURIER-Eishockey-Experten: Bewertet wurden bei den Feldspielern lediglich die, die mindestens Saisonpartien für Schwenningen bestritten haben.

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Hoppes Spielerkritik

Torhüter

Dustin Strahlmeier: In den ersten Saisonspielen hat er noch nicht sein Leistungspotenzial abgerufen, sich aber während der Saison immer mehr gesteigert. Zum Schluss hin, als der Kader reduziert wurde, fand Strahlmeier wieder zu seiner alten Form zurück, da die Mannschaft nicht mehr so offen spielte. Schade, dass er wechselt, aber ich wünsche „Strahlie“ in Wolfsburg viel Glück.

IlyaSharipov: Die wenigen Male, die er eingesetzt wurde, zeigte er gute Leistungen. Allerdings kam Sharipov in Phasen ins Tor, in denen die Mannschaft am Tiefpunkt ihrer Leistungskurve war.

Verteidigung

Dylan Yeo: Er hat mich enttäuscht, denn ich hätte mehr von ihm erwartet. Vor allem was die Torvorlagen betrifft, denn das war im Jahr zuvor seine Stärke. Yeo hat selten sein Leistungspotenzial gezeigt und war nicht der erhoffte Führungsspieler.

Mark Fraser: Der frühere NHL-Spieler hat mit wenigen Ausnahmen die gesamte Saison nicht überzeugt. Spielerisch, läuferisch, beim Umschaltspiel und bei der Passgenauigkeit hat Fraser bei Weitem nicht das gezeigt, was man von ihm erwartet hatte. Wenn er nicht Kapitän gewesen wäre, hätte man sich vielleicht während der Saison von ihm trennen und auf dem Transfermarkt tätig werden müssen.

Colby Robak: Für mich die beste Verpflichtung in dieser Saison. Er bringt alles mit, was ein Verteidiger haben muss. Robak hat ein gutes Auge, seine Pässe sind meist präzise, er hat Zug zum Tor und spielt in hektischen Phasen mit der nötigen Ruhe. Ein Glücksgriff für Schwenningen.

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Christopher Fischer: In vielen Spielen hat mich Fischer überzeugt. Vor allem mit seinen Pässen, die zu Toren führten. Fischer ist nicht von ungefähr bei den Vorlagen der beste Verteidiger der Wild Wings. In der ersten Saisonphase wirkte er allerdings einige Male unsicher, wurde dann jedoch stabiler.

Benedikt Brückner: Er ist zwar vor allem für die Defensive zuständig, müsste aber mehr für die Offensive tun. In einigen Spielen fand ich Brückner gut, in anderen war sein Zweikampfverhalten zu schwach und die nötige Aggressivität vor dem eigenen Tor fehlte.

Mirko Sacher: Er brachte als Verteidiger und als Stürmer solide Leistungen. Sacher hatte wenige Schwächen und ist läuferisch stark. Wenn er gehen sollte, hat das nichts mit seiner Person zu tun. Aber die Mannschaft muss aufgefrischt werden. Es kann nicht jeder bleiben.

Kyle Sonnenburg: Er ist wie Brückner einer, der in der Defensive solide arbeitete, zeigte aber auch zu wenig Offensivqualität. Sonnenburg müsste mehr Zug zum Tor haben und mit Schüssen von der blauen Linie für Torgefahr sorgen. Kämpferisch ist er jedoch ein absolutes Vorbild.

Angriff

Pat Cannone: Im Zusammenspiel mit Jamie MacQueen hatte er seine beste Saisonphase. Zudem hat Cannone viele Bullys gewonnen, was sich vor allem beim Überzahlspiel ausgezahlt hat. Bullys sind da die halbe Miete. Der Topscorer ist zwar kein Torjäger, war aber sicherlich auch kein Fehleinkauf,

Mike Blunden: Er hat mich nicht überzeugt. Mir ist aufgefallen, dass Blunden in vielen Phasen der Spiele frühzeitig das Eis verlassen hat – vielleicht aufgrund von konditionellen Problemen. Außerdem hat er auch zu viele Chancen vergeben.

Troy Bourke: Im jetzigen Kader der beste Spieler in der Offensive und eine positive Überraschung. Bourke ist top ausgebildet. Er ist wendig, läuferisch klasse und stocktechnisch stark. Zudem hat Bourke Spielwitz und kann uns noch sehr viel Spaß bereiten.

Jordan Caron: Der Neuzugang hat mich in seinen ersten Spielen nicht überzeugt, kam aber langsam ins Rollen. In den letzten Partien bevor er vorzeitig ging, hatte Caron auch gut getroffen. Schade, dass er in der neuen Saison nicht mehr für Schwenningen spielt.

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Matt Carey: Er zeigte nur phasenweise das, was ich von ihm erwartet hatte. Carey hat zwar hin und wieder schöne Tore gemacht. Im Großen und Ganzen war er jedoch zu schwach und hat sich zu oft versteckt.

Markus Poukkula: Der Finne spielte bis zu seinem vorzeitigen Abschied unauffällig. In den Jahren zuvor war Poukkula besser. In dieser Saison zeigte er zu wenig Qualität beim Torabschluss. Dass er Schwenningen verlassen hat, war die richtige Entscheidung.

Andreas Thuresson: Als er nach seiner Gehirnerschütterung wieder zurückgekommen ist, war Thuresson der stärkste Spieler im Schwenninger Team. Technisch, läuferisch und im Zweikampfverhalten überzeugend. Ich glaube, wir werden nächstes Jahr noch eine Steigerung von Thuresson sehen.

Jamie MacQueen: Ob die angeblichen Probleme abseits der Eisfläche dazu führten, dass er frühzeitig gehen musste, will ich nicht beurteilen. Ich bewerte das Sportliche und habe selten einen Spieler bei den Wild Wings gesehen, der solch einen präzisen und harten Schuss hat. Sicherlich hatte er in der Defensive Schwächen. MacQueen wurde aber als Torjäger geholt und hat diese Rolle vollauf erfüllt.

Marcel Kurth: Er hat nur die Funktion des Wasserträgers erfüllt – mehr leider nicht. Gegenüber seiner ersten DEL-Saison in Schwenningen konnte Kurth nicht die Impulse setzen und zeigte auch keine Weiterentwicklung.

Max Hadraschek: Er ist für mich die größte Überraschung. Hadraschek übernahm bereits Verantwortung. Er ist die Entdeckung der Saison und hat zudem noch viel Potenzial. Mich würde es nicht wundern, wenn er bald Nationalspieler wird.

Cedric Schiemenz: Er ist mit seinen erst 21 Jahren ein zuverlässiger Mittelstürmer, der gute Wege geht. Schiemenz kann sich noch weiter entwickeln. Ich bin gespannt, ob er das nächste Saison auch machen wird.

Julian Kornelli: Die letzten Spiele hat er guten Einsatz gezeigt. Ihm fehlen jedoch das Durchsetzungsvermögen und die nötige Cleverness. Kornelli hat sich zwar Chancen erarbeitet, sein Abschluss war jedoch meist mangelhaft.

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Daniel Pfaffengut: Er gehört für mich zu den positiven Überraschungen. Pfaffengut leistet viel für die Defensive und ist in Unterzahl überragend. Allerdings muss er an seinem Torabschluss arbeiten, was null Tore in 46 Spielen deutlich zeigen.

Alex Weiß: Alles in allem hat er mich überzeugt. Weiß geht dorthin, wo‘s weh tut, schmeißt sich in Schüsse rein und hat dadurch einige Tore verhindert. Respekt auch, dass er die jungen, deutschen Spieler geführt hat. Weiß hätte vielleicht auch lieber öfters in einer Sturmreihe mit den Routiniers gespielt.

Kai Herpich: Er war oft verletzt oder überzähliger Spieler. In der Saison zuvor war Herpich viel stärker. Dieses Jahr konnte er nicht überzeugen. Ich finde es zwar schade, dass er seine Karriere beendet, glaube aber, dass die Entscheidung ist.

Boaz Bassen: Sensationell wie der Bursche Schlittschuh läuft und mit seinen 72 Kilo die gegnerischen Spieler an die Bande brettert. Bassen hat eine große Zukunft vor sich. Sein Auftreten wollen die Zuschauer sehen. Man kann verlieren, aber Leidenschaft und Kampfgeist müssen stimmen – genau das hat Bassen gezeigt.

David Cerny: Da fehlen mir die Worte. Was dieser Junge mit seinen 19 Jahren gezeigt hat, war eine Augenweide. Cerny hat Zielstrebigkeit, gutes Passspiel und kann ein Top-Spieler in der DEL werden. Oder vielleicht sogar noch mehr. Es war eine kluge Entscheidung der Wild Wings, ihm einen Drei-Jahres-Vertrag zu geben.