Kai Blandin

Fußball: Es ist 15 Uhr. Noch etwa drei Stunden, bis die ersten Spieler zum Training eintrudeln. Trotzdem ist einer schon da und bereitet sich akribisch vor. Tagein, tagaus. Allzu lange bleibt Carsten Neuberth aber nicht allein in den Katakomben der MS Technologie-Arena, dann trifft auch sein „Chef“ ein. Gemeinsam machen er und Marcel Yahyaijan sich an ihre Arbeit neben dem Platz. „Es gibt immer viele Dinge zu besprechen, das vergangene Spiel zu analysieren, Studien zum nächsten Gegner, die Ausarbeitung einer Strategie für diese Begegnung und natürlich die Vorbereitung der kommenden Übungseinheiten“, erläutert der neue Co-Trainer des FC 08 Villingen. Da vergeht die Zeit wie im Flug.

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Seinen Wechsel in den Friedengrund schildert Neuberth so: „Als Sportvorstand Arash Yahyaijan auf mich zukam und mir ein Angebot unterbreitete, musste ich nicht lange überlegen.“ Sein letztes Engagement im Aktivenbereich lag schon einige Zeit zurück. Das war beim Freiburger FC, unter dem ehemaligen Profi Maximilian Heidenreich.

Das ist inzwischen schon mehr als zehn Jahre her. Seither hatte sich der Lehrer für Sport und Geografie eher dem Nachwuchs verschrieben. Erst in der Freiburger Fußballschule, zuletzt im Leistungszentrum von Darmstadt 98. Zwischendurch arbeitete Neuberth sogar ein Jahr lang als Dozent am Institut für Sport und Sportwissenschaft der Uni Freiburg. Einer seiner Studenten war Joschua Moser-Fendel, der heutige Trainer des Villinger Oberliga-Konkurrenten Freiburger FC.

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„Damals fragte mich Jochen Saier, der heutige Sportdirektor des SC Freiburg und zum damaligen Zeitpunkt Leiter der Fußballschule, ob ich mir dies vorstellen könne“, erinnert sich Neuberth. Kurz nachgedacht, dann nahm er die Herausforderung an. „Es war eine tolle Erfahrung. Trotzdem habe ich es nach einem Jahr wieder sein lassen. Der Aufwand, neben dem Nachwuchsleistungszentrum, was an sich schon ein Fulltime-Job ist, auch noch Studenten in Grund- und Hauptfach zu betreuen, war einfach zu groß. Dem konnte ich nicht mehr vollumfänglich gerecht werden“, begründet der Pädagoge seine Entscheidung.

Aber der Reihe nach. Bereits als 20-Jähriger fragte Neuberth bei seinem Heimatverein an, ob dieser nicht Unterstützung im Nachwuchs gebrauchen könne. Der gebürtige Schwabe nahm darüber hinaus das Angebot des Württembergischen Fußballverbandes an und absolvierte einen Lehrgang als Jugendtrainer. Im Anschluss an sein Studium verschlug es ihn als Lehrer nach Schopfheim. Neuberth spielte selbst in der dritten Mannschaft des FFC (ja, so etwas gab es damals noch), war als Coach verantwortlich für die Reserve und eben Co-Trainer der 1. Mannschaft.

2008 ging diese Zeit zu Ende. Es folgte quasi nahtlos der Übergang zum Stadtrivalen SC Freiburg und in die dortige Fußballschule. Doch die ständige Fahrerei ging an die Substanz. Neuberths Versetzungsgesuch hatte schließlich Erfolg, und er landete am Rotteck-Gymnasium in Freiburg. Doch eines nagte nach wie vor an ihm. „Ich wollte schon immer mal ganz auf die Karte als Fußballtrainer setzen“, erzählt Neuberth. Also wagte er den Schritt, blieb in verschiedenen Funktionen mehr als neun Jahre und ging 2018 nach Darmstadt.

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Dort arbeitete Neuberth im Junioren-Leistungsbereich der „Lilien“. Gleich die erste Saison beendete er überaus erfolgreich mit der Meisterschaft des U 16-Teams. Außerdem half er mit, dass sich der U 17-Jahrgang in zwei Aufstiegsspielen gegen den 1. FC Kaiserslautern durchsetzte und so in die B-Junioren-Bundesliga aufstieg – zum ersten Mal in der noch jungen NLZ-Geschichte des hessischen Traditionsvereins.

Nun also der FC 08. Und irgendwie passt die Achse „Villingen – Yahyaijan – Neuberth“ wie die Faust aufs Auge. Die Schwarz-Weißen haben einen Umbruch vollzogen und setzen nun verstärkt auf junge Spieler, auf deren Ausbildung und Entwicklung. Was liegt da näher, als einen solch erfahrenen Mann mit ins Boot zu holen. „Schon nach dem ersten Treffen und den Gesprächen war mir klar, dass wir in unseren Vorstellungen auf einer Wellenlänge liegen. Als Marcel Yahyaijan als Chef-Trainer bestätigt wurde, war auch meine Entscheidung gefallen“, berichtet Neuberth. Nach den zwei Spielzeiten in Darmstadt hätte es für ihn und seine Familie ohnehin zurück nach Südbaden gehen sollen.

Den Schritt in den Schwarzwald hat der A-Lizenz-Inhaber nicht bereut. „Wir haben hier mit Bernd Seckinger, Tobias Leber und Arthur Saager ein äußerst engagiertes Trainerteam, bei dem jedes Rädchen ineinandergreift. Und wir haben eine tolle, entwicklungsfähige Mannschaft, die jeden Tag mit Freude zum Training kommt und mit der es auf und neben dem Platz großen Spaß macht“, betont Carsten Neuberth. Sprach‘s und widmete sich zusammen mit Marcel Yahyaijan wieder der umfangreichen Trainerarbeit.