Basketball, ProA: Erhobenen Hauptes gehen die Wiha Panthers aus der 78:85-Niederlage gegen die Rostock Seawolves hervor. Bis auf ein paar wenige schlechte Entscheidungen in der Schlussphase haben sich die Schwenninger Basketballer wenig vorzuwerfen. Vielmehr hadern sie mit den Unparteiischen.
Zufrieden: Es hat Seltenheitswert, dass Panthers-Trainer Alen Velcic nach einer Niederlage zufrieden mit seiner Mannschaft ist. Nach der Partie gegen Rostock durfte er es zurecht sein. „Wir konnten mit einem Spitzenteam mithalten und haben damit einen Schritt nach vorne gemacht“, betont der Trainer. Die Startruppe aus dem hohen Norden hatte unerwartet große Probleme mit den robusten und beherzt kämpfenden Schwenningern. „Alle haben erwartet, dass wir mit 20, 30 Punkten verlieren. Stattdessen haben wir sehr gut gespielt und mitgehalten“, sagt auch der ehemalige Rostocker und jetzige Schwenninger Shooting Guard Chris Frazier. Dass der Vorsprung am Ende sieben Punkte betrug, war angesichts des Spielverlaufs und der engen Schlussphase sogar zu deutlich.
Ungleich: Ein tolles und spannendes Spiel erhielt in den finalen Momenten einen faden Beigeschmack, als die Schiedsrichter binnen drei Sekunden gleich zwei klare Fehlentscheidungen zu Ungunsten der Panthers trafen. Weil die Offiziellen ein „Goaltending“ nicht erkannten, blieben den Panthers zwei Punkte verwehrt, die sie für eine letzte Aufholjagd gut hätten gebrauchen können. Diese hätten den Rückstand 14 Sekunden vor dem Ende auf zwei Zähler verkürzt, was zwar immer noch einer schlechten, aber noch machbaren Ausgangslage entsprochen hätte. Zurecht ärgerte sich Alen Velcic nach der Partie: „Ein Schiedsrichter hatte leider keine klare Linie. Die Foulverteilung (27:17, Anm. d. Red.) und die Anzahl der Freiwürfe (19:34) sprechen eine klare Sprache“, so Velcic.
Kollektiv: Im Vorfeld von Spiel eins nach dem Abgang des Topscorers Shaun Willett stellte sich die Frage, wie die Schwenninger die 18 Punkte und zehn Rebounds, die der US-Amerikaner durchschnittlich auflegte, auf andere Köpfe umverteilen wollten. Die Panthers lösten diese Aufgabe im Kollektiv. „Uns war klar, dass alle sich beteiligen müssen, sonst geht das nicht. Alle haben mitgezogen, das macht es aus“, so Frazier. „Wir sind sehr gefährlich, egal ob mit oder ohne Shaun.“ Die Statistik gibt ihm recht: Neben dem starken Nate Britt (23 Zähler) punkteten drei weitere Schwenninger zweistellig, Center Robin Jorch zeigte mit 15 Zählern und sieben Rebounds seine bisher beste Saisonleistung.
Zuversichtlich: Dass der nominelle Ersatz und erst kürzlich verpflichtete Courtney Stockard in seinem Debüt ohne Punkte blieb, fiel aufgrund seiner starken Nebenmänner kaum ins Gewicht. Dem US-amerikanischen Flügelspieler war die fehlende Bindung zu Mitspielern und System noch deutlich anzumerken. „Courtney hat wenig mit uns trainiert und hatte noch etwas Jetlag. Ganz viele Details unseres Spiels kann er noch gar nicht verinnerlicht haben“, so Trainer Velcic. Dennoch erhofft er sich, dass Stockard schon in naher Zukunft sein Potenzial andeutet. „Unsere Grundideen hat Courtney bereits verstanden. Er ist meiner Meinung nach eine Verbesserung gegenüber Willett, sodass ich hinsichtlich der nächsten Spiele zuversichtlich bin.“ Da geht es auswärts gegen knackige Gegner: Zunächst in Quakenbrück bei den Artland Dragons, dann beim Tabellenzweiten Science City Jena.
Zuschuss: Die finanzielle Lage der Wiha Panthers hat sich in schweren Zeiten, in denen die so wichtigen Zuschauereinnahmen fehlen, ein wenig entspannt. Die Schwenninger durften sich zuletzt nach monatelangem Warten über eine fünfstellige Summe freuen, die im Rahmen der „Coronahilfen Profisport“ ausgezahlt wurde. „Wir sind sehr froh darüber, da wir dadurch die Saison auch ohne Zuschauer überstehen können“, erklärt Geschäftsführer Michael Krivanek. Allerdings haben die Schwenninger im Vergleich mit Liga-Konkurrenten einen Standort-Nachteil. Während es vom Land Baden-Württemberg keinen gesonderten Topf für die Profivereine gibt, hat etwa der jüngste Gegner aus Rostock vor drei Wochen einen warmen Geldregen im Wert von 208.000 Euro vom Land Mecklenburg-Vorpommern erhalten. „Das gibt es bei uns leider nicht“, so Krivanek.