Eishockey: Die meisten Neuzugänge der Schwenninger Wild Wings kommen mit einigen Vorinformationen in die Doppelstadt. Phil Hungerecker hatte gleich mehrere Informanten, die ihn auf seine neue Arbeitsstelle vorbereitet haben. Mit seinen ehemaligen Wolfsburger Teamkollegen Dominik Bittner und Dustin Strahlmeier, die zwei beziehungsweise vier Jahre eben auch bei den Schwänen gespielt haben, hatte Hungerecker die wohl besten Ratgeber. „Ich habe mich vor einigen Wochen hier mit Bitsi (Bittner) getroffen. Er hat mir zum Beispiel die besten Restaurants gezeigt und auch sonst viel erzählt. Mit Strahlie habe ich schon in Wolfsburg noch viel geschnackt“, berichtet der Stürmer mit typisch norddeutschem Zungenschlag.
Spannenderweise kommt Hungerecker aus einer Ecke in Deutschland, die nun nicht gerade als Eishockeyhochburg bekannt ist. Geboren in Lüneburg, machte er seine ersten Schritte bei den Hannover Indians und den Iserlohn Roosters, bevor er sich über die dritte Liga und die Kassel Huskies aus der DEL2 bei den Adler Mannheim empfahl. Mit den Kurpfälzern wurde er 2019 Deutscher Meister, hatte dort eine richtig gute Zeit. 2018 wurde Hungerecker als „Rookie of the Year“ in der DEL ausgezeichnet, sammelte in jener Saison als 23-Jähriger immerhin stolze 26 Punkte. Es folgten die Berufung in die Nationalmannschaft, aber auch ein weiteres nicht mehr ganz so gutes Jahr in Mannheim. Der Angreifer wechselte zu den Grizzlys Wolfsburg, wo es im ersten Jahr ordentlich, im zweiten aber quasi gar nicht mehr lief. „Ich habe kein Vertrauen gespürt und es gab keine Wertschätzung“, erklärt Hungerecker knapp.
Etwas, das er in Schwenningen von Beginn an gefunden hat. „Die Gespräche mit Christof Kreutzer und Harry Kreis waren sehr gut. Sie haben mir sofort das Vertrauen gegeben und mir erklärt, dass sie mein Potenzial kennen und herausholen wollen“, sagt der 28-Jährige. Gerade auf den neuen Coach setzte der aus einer Eishockeyfamilie stammende Hungerecker – Bruder Leon spielt bei den Nürnberg Ice Tigers, Schwester Pia beim Adendorfer EC – sehr. „Harry ist einfach ein guter Trainer. Er hat bisher überall das Maximum rausgeholt, warum soll er das hier nicht auch tun?“, hat der „Bandenchef“ die Entscheidung für einen Wechsel an den Neckarursprung durchaus beeinflusst.
Und bisher ist der fünffache Nationalspieler auch sehr zufrieden mit seiner Entscheidung, hat sich mit der Unterstützung der Frauen schon bestens eingelebt. Denn im neuen Team gab es keinen „alten“ Bekannten, dafür kennt aber Hungereckers Freundin die jeweiligen Partnerinnen von Marvin Cüpper und Alex Trivellato gut. Kleine Eishockeywelt einmal anders. „Das ist schon witzig, aber hilft natürlich bei der Eingewöhnung enorm. Dazu ist die Gegend wirklich extrem schön. Allerdings sind die Schwaben nicht ganz so offen, aber das sind die Norddeutschen ja auch nicht“, hat der Mann mit der Rückennummer 94 die Umgebung offenbar schon gut kennengelernt.
Wichtig ist aber natürlich vor allem „auf dem Eis“. Nach mittlerweile vier Vorbereitungsspielen greifen die Rädchen bei den Wild Wings immer besser ineinander, auch für Hungerecker in einer Reihe mit den Spink-Zwillingen. Ob er da auch in Zukunft auflaufen wird, ist indes ungewiss, denn deren Stammpartner Alexander Karachun kehrt nach seiner Operation bald zurück. „Da mache ich mir keine Gedanken. Ich gebe mein Bestes und biete mich an. Ich will dem Trainer die Entscheidung einfach schwer machen“, ist sich Hungerecker des Kampfes um einen Platz bewusst. Aber er macht auch eine Kampfansage: „Ich habe schon gezeigt, was ich kann und ich will mein Potenzial hier wieder ausschöpfen.“
Zur Person:
Phil Hungerecker, geboren am 3. August 1994 in Lüneburg; Position: Stürmer; Größe: 1,84 Meter; Gewicht: 88 Kilogramm; Schießt: links; bisherige Klubs: Adendorfer EC, Hannover Scorpions, Kassel Huskies, Adler Mannheim, Grizzlys Wolfsburg.
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