Herr Ketterer, es waren intensive Tage. Am Sonntag gingen Sie beim Weltcup in Kitzbühel an den Start, am Dienstag in Schladming. Wie fühlen Sie sich gerade?

Ich bin natürlich enttäuscht, wie es sportlich gelaufen ist. Es war auch körperlich eine anstrengende Zeit und ich habe meine Ziele leider nicht erreicht.

Sie sprechen Ihre Ziele an. Sieben Weltcups sind Sie diese Saison bislang gefahren. Wie ist Ihr Zwischenfazit?

Das Fazit ist natürlich ernüchternd. Jetzt nach so vielen Rennen ohne eine Qualifizierung für den zweiten Lauf dazustehen. Da habe ich mir deutlich mehr vorgestellt.

Das könnte Sie auch interessieren

Vor allem Kitzbühel war knapp. Und auch in Schladming lief es nicht schlecht. Wie gehen Sie damit um, wenn es so oft so knapp ist?

Es ist eigentlich relativ egal, was soll man da groß machen? Unser Sport ist halt so aufgebaut, dass 30 Leute in den zweiten Lauf kommen. Ja, es war knapp, aber im Endeffekt war ich einfach zu langsam. Ich kann natürlich sagen, es war nur eine oder zwei Zehntel Sekunde, so wie in Garmisch und Wengen. Aber man kann auch eine Sekunde schneller fahren. Es muss nicht immer knapp sein und man muss nicht immer genau auf den 30. Platz fahren. Andererseits waren die Leistungen auf den Pisten in Wengen, Garmisch und auch in Kitzbühel nicht unbedingt schlecht. Es liegt halt eng beieinander. Wenn ich da jedes Mal drei Zehntel schneller fahre, bin ich dreimal im zweiten Lauf und dann sagt jeder: top gefahren – mich eingeschlossen. Jetzt steht man halt komplett mit gar nichts da. Es ist wie gesagt sehr frustrierend und enttäuschend, nach sieben Rennen keine Weltcup-Punkte zu haben.

David Ketterer kommt aus Hochemmingen und startet für den SSC Schwenningen.
David Ketterer kommt aus Hochemmingen und startet für den SSC Schwenningen. | Bild: privat

Sie hatten eine gute Vorbereitung, konnten Ihre Technik und Linie verbessern. Liegt es also eher am Mentalen?

Training und Rennen sind immer anders. Und ich fahre im Moment auch nicht schlecht Ski. Da kann man immer viel philosophieren, aber im Endeffekt zählt das, was in den Ergebnissen steht und das ist jetzt überhaupt nichts. Großartig analysiert habe ich noch wenig. Es waren größtenteils, wie in Garmisch oder Kitzbühel, ordentliche Leistungen, aber halt einfach nicht genug. In Schladming waren es die ersten zehn Tore, die zu langsam waren. Es sind dann schon Feinheiten.

Das könnte Sie auch interessieren

Im November sagten Sie im Gespräch mit dem SÜDKURIER: „Ich bin 29 und irgendwann ist es mal Zeit, vorne mitzufahren oder halt gar nicht. Wenn die letzten fünf Rennen der Saison nicht so gut laufen, dann kommt das Gefühl, das macht so keinen Sinn.“ Macht es denn aktuell noch Sinn?

Ich fahre noch den Weltcup in Chamonix und der wird auch noch für die WM-Qualifikation von den Trainern berücksichtigt. Danach werde ich einen Strich ziehen und sehen, wie eine potenzielle Ausgangslage für nächstes Jahr wäre oder ob ich mich auf andere Dinge konzentriere.

Ihr Ziel war die Top-25 in der Slalom-Wertung, also das Weltcup-Finale und die Weltmeisterschaft im Februar. Ist die WM noch ein realistisches Ziel?

Ja, natürlich. Wenn jetzt noch ein Rennen ist, kann ich das auch noch mitnehmen. Und es ist jetzt nicht so, dass ich meilenweit davon weg bin. Bei der WM will man als Sportler immer dabei sein. Das mit den Top-25 sieht im Moment aber sehr unrealistisch aus. Es ist noch ein Rennen, da muss es also schon sehr gut laufen.

Das könnte Sie auch interessieren

Wie bereiten Sie sich denn auf das nächste Weltcup-Rennen in Chamonix vor?

Man probiert immer etwas anderes am Ski. Von der Herangehensweise mache ich das schon die ganze Saison über, dass ich viel Risiko gehen kann oder muss. Das ist so im Gespräch aber viel einfacher, als wenn man dann am Start steht. Auch wenn man weiß, dass man nichts zu verlieren hat und viel Risiko gehen kann. Es ist nicht so, dass ich sage, ich löse jetzt einfach die Handbremse und lass laufen. Um 50 Läufer, die nach Fis-Punkten besser platziert sind, zu schlagen, muss man sehr viele Dinge richtig machen. Risiko ist aber nicht das Einzige, um von einer hohen Nummer vorne in die Ränge zu fahren.

Es wirkt aber trotzdem so, dass Sie gerade relativ entspannt sind. Ist dieser Eindruck richtig?

(lacht) Bin ich nicht. Das in Kitzbühel hat mich schon sehr angenervt, muss ich ehrlich zugeben. Das ist frustrierend, wenn man ein ums andere Mal knapp dabei ist. Im Endeffekt ist dieser Sport aber ehrlich. Wenn man zu langsam fährt, ist man zu langsam. Entspannt würde ich nicht sagen, aber ich bin auch nicht extrem überrascht. Ich wusste natürlich genau, wie schwierig das wird und wie die Chancen stehen.

Das könnte Sie auch interessieren

Also war das Ziel absichtlich hochgesteckt?

Die Ziele waren die Voraussetzung, um weiterzumachen. Um vierzigster zu werden, brauche ich nicht das ganze Jahr zu trainieren und meine Zeit dafür zu opfern. Wenn ich mich dazu entschließe, das zu machen, muss das Ziel natürlich sein, dass ich zur WM komme und in die Top-25 fahre. Man muss auch die letzten Prozent rausquetschen können, aber das ist mir nicht gelungen.

Die Frage, ob Sie nach dem Winter Ihre Karriere als Rennskiläufer fortsetzen, kommt demnach zu früh?

Ja, das kommt eineinhalb Wochen zu früh. Aber wenn jetzt in Chamonix nicht extrem was aufgeht, dann stehen die Zeichen eher darauf, dass meine Karriere in diesem Frühjahr beendet sein könnte.

Das könnte Sie auch interessieren