Eishockey: Schwenningens Neuzugang ist tatsächlich ein Star. Tomas Zaborsky war in der finnischen Liga einer der bekanntesten und beliebtesten Stürmer. Und auch in seiner slowakischen Heimat ist er überaus bekannt. In der DEL muss er es erst noch werden.
Die erste Woche war extrem hektisch. Auf der Agenda ganz oben stand ein deutsches Handy. „Ich wollte unbedingt schnell mit den Teamkollegen, dem Trainer, der Organisation und natürlich auch mit den Ämtern kommunizieren können“, berichtet Tomas Zaborsky von seinen ersten Tagen als Neu-Wild-Wing, ohne dabei auch nur im entferntesten gestresst zu wirken. Punkt zwei auf der To-Do-Liste: die Halloween-Party des Teams. „Das war natürlich prima und hat uns das Ankommen zusätzlich erleichtert“, meint der Slowake. Er weilt gemeinsam mit Ehefrau Michaela und Söhnchen Elias nun seit eineinhalb Wochen am Neckarursprung. Da musste und muss noch vieles geregelt werden.
Es galt zunächst mit den wichtigsten Dingen im Gepäck vom tschechischen Liberec nach Schwenningen zu kommen. Zunächst wohnt die kleine Familie in einem Hotel, doch bald soll es in die eigene Wohnung gehen. „Es müssen noch einige Kleinigkeiten gerichtet und gekauft werden. Wir hoffen, dass es in ein bis zwei Wochen so weit ist“, erklärt der 33-Jährige. Dazu kamen Termine auf den Ämtern, mit dem Kindergarten und auf der Bank – die Tage des Stürmers waren mehr als voll. Denn, nebenher galt es ja auch noch zu trainieren und in der neuen Mannschaft anzukommen. Auch diese Aufgabe musste schnellstmöglich erledigt werden, schließlich stand schon am vergangenen Freitag das erste Spiel des Neuzugangs in Berlin auf dem Programm.
Am Montag vergangener Woche waren die Zaborskys angekommen, am Dienstag und Mittwoch hatte der Profi mit den Schwänen trainiert, am Freitag sorgte er gemeinsam mit Sturmkollege Max Görtz sogleich für einen sehenswerten Spielzug und einen Assist. „Ja klar ist es besser, wenn man mit dem neuen Team gleich das erste Spiel gewinnt und noch besser, wenn man selbst dabei punkten kann“, findet auch Zaborsky. „Es hat mir natürlich mental geholfen und ich hoffe, dass ich in nächster Zeit noch mehr punkten kann, um dem Team zu helfen.“
Die Erwartungen an den ehemaligen Nationalspieler und Olympia-Teilnehmer 2014 sind im Schwarzwald hoch, sogar sehr hoch. Doch auch diese Tatsache nimmt der Mann mit der Rückennummer 67 gelassen hin. „An mich wurden immer große Erwartungen gestellt, schon seit ich ein Jugendlicher war“, so Zaborsky. Der in Trencin geborene Linskaußen galt als sehr talentierter Youngster, spielte schon im Alter von 18 Jahren erstmals in der Profimannschaft von Dukla Trencin. Ein Jahr später wählten ihn die New York Rangers beim alljährlichen NHL-Draft an 137. Stelle aus.
Doch für die beste Liga der Welt reichte es nicht ganz. Nach vier Jahren in den Minor Leagues ging es für Zaborsky zurück nach Europa. Es folgten drei großartige Jahre bei Ässät Pori in der ersten finnischen Liga, wo er 2011/2012 zum „Spieler des Jahres“ der Hauptrunde gewählt wurde. Finanzkräftigere Ligen lockten und so führte der Weg in die KHL zu Avangard Omsk in Russland. Zunächst passte es gut, dann wurde es schwieriger. Schließlich packte der Linksschütze seine Sachen und ging zurück nach Finnland.
Nach weiteren sehr erfolgreichen Saisons in der Liga, wechselte er schließlich im August dieses Jahres nach Liberec, da sein finnischer Arbeitgeber SaiPa auf Grund der Corona-Pandemie in finanzielle Schwierigkeiten geraten war und deshalb seinen Topscorer nicht mehr bezahlen konnte. Doch bei Bili Tygri Liberec klappte gar nichts. „Es war ehrlich gesagt ein ziemliches Missverständnis. Wir passten einfach nicht zusammen und ich wollte recht früh wieder weg. Es hat etwas gedauert, aber am Ende haben wir uns geeinigt“, erzählt Zaborsky von den unglücklichen Zeiten in Tschechien. Man schied aber offenbar nicht im Bösen, denn immerhin bekam er vom dortigen Trainer und Manager noch einige Tipps mit auf den Weg. Denn dieser heißt Patrik Augusta und spielte von 1999 bis 2001 bei den Wild Wings.
Damit wechselte Zaborsky zu einem Team, das bisher nicht gut in die Gänge kam und auf dem letzten Platz steht. Eine Tatsache, die für den 1,82 Meter großen und 89 Kilogramm schweren Angreifer keine Rolle spielte. „Ich habe zwar wenig Spiele vorher gesehen, aber es ist offensichtlich, dass Schwenningen keine Mannschaft ist, die lange auf dem letzten Platz stehen wird“, sagt Zaborsky bestimmt. „Wir trainieren sehr hart und nicht nur in Berlin, sondern auch gegen Bremerhaven haben wir gut gespielt.“
Dabei ist der „geborene Goalgetter“, wie ihn ein bekanntes Eishockey-Portal nennt, noch nicht in Bestform. Zwar hat auch er den Sommer über hart gearbeitet und „viel Tennis gespielt“, wie Zaborsky lachend anfügt, doch fehlt die Spielpraxis. Dass dies von Tag zu Tag besser werden wird, dessen ist sich der Weihnachtsfan ganz sicher. Und der erfahrene Techniker stellt auch klar, wohin die Reise mit den Wild Wings gehen soll: „Wenn wir mehr Konstanz reinbringen, werden wir vom letzten Platz wegkommen. Es gilt, fokussiert zu bleiben und jeden Tag hart zu arbeiten. Ich bin mir sicher, wir erreichen die Playoffs.“