Eishockey: Für die Sportlichen Leiter der DEL-Klubs sind die Wochen rund um Weihnachten weder die besinnlichsten noch die entspanntesten des Jahres. Vielmehr werden in diesen Tagen nicht nur große Teile der Kader für die nächste Saison zusammengestellt, sondern auch Verstärkungen für die aktuelle gesucht.
Brandon McMillan bei den Wild Wings
Schwenningens Geschäftsführer Stefan Wagner ist in dieser Hinsicht keiner, der sich drängen lässt. Dem Bayer ist es wichtiger, dass der potenzielle Neuzugang genau dem Anforderungsprofil entspricht. So hat es nicht nur gedauert, bis man nun einen Namen vermelden konnte. Die Wild Wings einigten sich zudem mit Brandon McMillan auch über einen einwöchigen Probevertrag. Der derzeit vertraglose Kanadier wird ab Mittwoch bei den Schwänen mit trainieren; bis spätestens 18. Dezember soll eine Entscheidung über eine mögliche Verpflichtung des Mittel- und Außenstürmers fallen.
McMillan bringt die Erfahrung aus diversen Top-Ligen mit. 179 Mal lief der 34-Jährige in der NHL auf, wechselte dann nach Deutschland zum ERC Ingolstadt, bevor er seine Karriere in der KHL fortsetzte. Zwei Jahre spielte der Linksschütze zudem in der Schweiz beim HC Ambri-Piotta. In der vergangenen Spielzeit war er gemeinsam mit SERC-Neuzugang Teemu Pulkkinen bei Kunlun Red Star in der KHL aktiv. „Brandon hat uns direkt signalisiert, dass er gerne für uns spielen möchte, und auch die Bereitschaft, zunächst einen Tryout-Vertrag zu unterschreiben, zeigt, dass er sich körperlich bereit fühlt“, berichtete Stefan Wagner.
Möglicher Ersatz für Mittelstürmer-Position
Dass die Wahl auf den 1,80 Meter großen und 86 Kilogramm schweren Angreifer fiel, ist schlüssig. Mit dem langfristigen Ausfall von Ken André Olimb blieb seit Beginn der laufenden Saison eine Mittelstürmer-Stelle quasi unbesetzt. Außerdem war und ist der Norweger ein Ausbund an Kampfgeist. „Am Ende ist es so, dass uns die Olimb-Position am meisten schmerzt. Aber Mittelstürmer sind schwer zu finden. McMillan ist ein sehr solider Spieler. Er kann eine Reihe auch führen, das ist uns wichtig“, erklärte Wagner.
Mit dieser potenziellen Verstärkung der Mannschaft 2024/25 ist zumindest ein kleinerer Teil der Arbeit des Geschäftsführers getan. Die deutlich größeren Aufgaben warten indes noch auf den Münchner. Bei den Spielern des aktuellen Kaders laufen etliche Verträge aus. Ein Arbeitspapier für die nächste Saison besitzt derzeit offiziell nur Torhüter Joacim Eriksson. Wagner lässt sich, was weitere bestehende Verträge oder aber bereits getätigte Verlängerungen, bekanntermaßen nicht in die Karten schauen.
„Natürlich sind wir in Gesprächen, und natürlich sind wir in einigen Dingen auch schon weiter, als wir jetzt verkünden können“, so der 51-Jährige. Insgesamt ist Wagner im Moment eher geduldig, was auch den nicht immer konstanten Leistungen in dieser Saison geschuldet ist. „Ja, wir warten vielleicht bei dem ein oder anderen Spieler etwas länger. Wir wollen sehen, wohin die Entwicklung geht“, sagt der Chef der Wild Wings Spielbetriebs GmbH.
Bekannt ist zumindest, dass man zuerst mit den deutschen Profis spricht. Aus dieser Kategorie haben aber einige Spieler noch einen Vertrag über die aktuelle Spielzeit hinaus, wie Wagner durchblicken lässt. „Bei den Importspielern sind es eher weniger.“ Doch auf diesem Sektor lassen sich die meisten Klubs mehr Zeit. Dennoch ist der Schwenninger Verantwortliche sehr zuversichtlich, dass „wir auch davon einige werden halten können, wie uns das letzte Saison ja auch gelungen ist“, sagte Wagner.
Die zwei Baustellen der Wild Wings
Bei den Neckarstädtern zeigen sich dennoch zwei etwas größere „Baustellen“ bei der Planung für das nächste Jahr. Die Schwäne stellen derzeit die älteste Mannschaft der DEL. „Ja, das ist ein Punkt, auf den wir schon auch schauen. Wir sind mit unseren älteren Spielern in engem Kontakt, wissen sicherlich, wohin die Tendenz geht. Ich bleibe aber auch dabei, dass ich zunächst einmal auf die Qualität schaue“, meinte Wagner, der ohnehin kein Freund davon ist, ein Team komplett umzukrempeln.
Im Bereich der geforderten U23-Spieler wird das der Manager aber tun müssen. Mit Arkadiusz Dziambor, Daniel Neumann und dem per Förderlizenz in Freiburg spielenden Daniel Schwaiger fallen gleich drei junge Akteure aus der U23-Kategorie heraus. Bleibt Philip Feist, mit dem man sich dem Vernehmen nach bereits über eine Vertragsverlängerung geeinigt hat. Mindestens drei weitere Youngster sollten also neu kommen. „Das ist mittlerweile ein eigener Markt und sehr schwierig. Denn so viele Junge, die man – so wie wir – tatsächlich auch als vollwertige Spieler einsetzen kann, gibt es eben nicht. Wir wollen diese Positionen ja mit Qualität füllen, das ist schon eine hohe Hürde“, so Wagner.