Eishockey: Man hat ja so seine Vorurteile. So auch zum Thema „Finnen“. Die Nordeuropäer gelten vor allem als wortkarg. Und, ja, auch Ville Lajunen ist nun nicht gerade ein „Plappermäulchen“, doch der Neuzugang der Wild Wings beweist dafür jede Menge Humor. Beispiel gefällig? „Das ist schon merkwürdig, wenn man alle Einkäufe und das Essen bereits am Freitag oder Samstag planen muss. Dass sonntags die Geschäfte geschlossen sind, ist gefährlich. Man könnte plötzlich ohne alles dastehen“, findet der Finne zumindest eine deutsche Sitte sehr gewöhnungsbedürftig.

Bestens im Schwarzwald gelandet

Ansonsten aber ist der Verteidiger bestens im Schwarzwald gelandet. Ohne große Vorkenntnisse angekommen, haben ihm nicht nur die Schwenninger Teamkollegen, sondern auch die eigene Einstellung das Einleben erleichtert. „Über die Stadt oder den Klub habe ich kaum etwas gewusst, habe mich vorher vor allem über die Liga informiert. Ich bin einfach sehr unvoreingenommen hierher gekommen. Und bisher gefällt es mir wirklich sehr gut“, so der 34-Jährige.

Erste Ausflüge in die neue Heimat

Mit ihm an den Neckarursprung gekommen sind Ehefrau und Hund, gemeinsam haben sie eine Wohnung in Schwenningen bezogen. Die ersten Ausflüge in die neue Heimat haben die Drei schon absolviert, darunter den „obligatorischen“ zu den Triberger Wasserfällen. „Die Natur ist so nah und sehr schön hier. Wir wollten in eine kleinere Stadt. Bisher ist alles gut und auch das Wetter passt“, beschreibt Lajunen die ersten Wochen finnisch überschwänglich. Kleinere Städte waren in den vergangenen Jahren nicht unbedingt die bevorzugten Wohnorte des erfahrenen Abwehrspielers. In Helsinki, Moskau und Peking hat Lajunen bereits gelebt. „In jeder Stadt und in jedem Land gibt es neue Dinge. Aber die Eishockeywelt ist eigentlich überall gleich“, meint der Rechtsschütze.

Team erstaunlich schnell zusammengekommen

Und so hat er sich auch schnell in sein neues Team eingefunden, lobt die Gemeinschaft: „Die Mannschaft ist erstaunlich schnell zusammengekommen. Das habe ich so selten erlebt.“ Auch das harte Training während der Vorbereitung findet Lajunens Zustimmung, obwohl darunter die Freizeit leidet. „Ich bin nachmittags ziemlich fertig, schaffe es gerade noch, mich zu erholen oder Fernsehen zu schauen. Ich spiele aber immer weniger Golf, die Energie reicht dafür nicht“, erzählt er mit einem feinen Grinsen.

Wertvoll für die Wild Wings

Was zählt, ist aber ja nun die Energie fürs Eishockey und die hat der Finne auf jeden Fall. In den ersten drei Spielen war bereits zu erahnen, wie wertvoll der Offensivverteidiger für die Wild Wings werden könnte. In allererster Linie sieht sich der Mann mit der Rückennummer vier aber als Teamplayer: „Ich möchte jeden Tag eine Gewinnermentalität mitbringen, jeden Tag ein Vorbild sein. Die jungen Spieler sollen von mir lernen können“, sagt Lajunen. Dabei muss er auch selbst noch einiges lernen, denn so viel er über die DEL gehört hat, kennengelernt hat er sie noch nicht. „Ich freue mich sehr auf die ersten Spiele gegen die Konkurrenz und bin gleichzeitig sehr gespannt.“

Überragend, die Schwenninger Fans

Was der gebürtige Helsinkier dagegen schon kennt, sind die Fans der Wild Wings. „Sie sind überragend. Es war so laut beim öffentlichen Training und bei den Spielen. Das macht großen Spaß“, wird er für einmal doch ganz enthusiastisch. Um aber auch sofort wieder ein bisschen zurückhaltender zu sein. „Meine Erwartung an die Saison ist, dass das Team gut dasteht“, sagt Lajunen nun wieder ganz Finne.