Fußball, südbadischer Verbandspokal: Wieder einmal wurde der FC 08 Villingen seinem Ruf als absolute Pokalmannschaft gerecht. Auch wenn noch nichts gewonnen und „erst“ das Halbfinale erreicht ist, so war der 3:2-Sieg über den Regionalligisten Bahlinger SC, noch dazu auf dessen Platz, doch ein wahrer Husarenstreich.
Unbändiger Wille: Es gab Szenen, die erinnerten mehr an Eishockey denn an Fußball. Wie sich die Villinger Spieler in Schüsse des Gegners warfen, wie sie Bälle blockten oder einfach nur aus der Gefahrenzone beförderten, hätte jedem Kufen-Crack zur Ehre gereicht. Entsprechend war Trainer Marcel Yahyaijan, selbst durch die intensiven und an der Seitenlinie hoch emotional geführten 90 Minuten sichtlich gezeichnet, zwar platt, aber überglücklich. „Es war herausragend, welche Defensivleistung und welchen Willen wir heute an den Tag gelegt haben“, meinte er.
Rollenverteilung: Gleichzeitig machte Yahyaijan deutlich: „Wir sind als Außenseiter gekommen, haben diese Rolle angenommen und verinnerlicht. Keiner durfte gegen ein Team aus einer höheren Liga von uns einen fußballerischen Leckerbissen erwarten.“ Wieder einmal wurde deutlich, dass bedingungsloser Kampf gegen spielerische Überlegenheit gewinnen kann.
Warnung: Der Villinger Chef-Trainer nimmt den Kampfgeist zum Anlass, schon jetzt einen Blick auf das Halbfinale zu richten, gleichzeitig aber eine Warnung auszusprechen: „Gegen Lahr sind wir der Favorit. Müssen also aufpassen, dass es uns nicht ebenso ergeht wie den Bahlingern.“
Wut: Als Schiedsrichter Jonas Brombacher am Ende der regulären Spielzeit sieben Minuten als Zugabe anzeigte, machte sich beim Villinger Anhang Fassungslosigkeit breit. Als sich die „Overtime“ – um beim Eishockey zu bleiben – in Richtung zweistellig bewegte, schlug diese Fassungslosigkeit fast schon in Wut um. „Er lässt so lange spielen, bis Bahlingen doch noch der Ausgleich gelingt“, war immer wieder zu hören.
Villingen tanzt: Als der Schlusspfiff ertönte, hätten die Bilder unterschiedlicher kaum sein können. Während auf der einen Seite ausgiebig gefeiert wurde, herrschte auf der anderen maßlose Enttäuschung. Die Spieler des FC 08 tanzten – sofern die krampfgeplagte Beine dies noch zuließen. Dagegen versteinerte Mienen bei den Gastgebern. So kauerte beispielsweise BSC-Spieler Santiago Fischer noch lange auf dem Rasen und ließ sich von seinen Kindern kaum trösten. Trainer Dennis Bührer fehlten komplett die Worte.
Trauma: Wieder einmal wurde Bahlingen von zwei Traumen eingeholt. Dem des Pokal-Fluchs – zuletzt wurde der Pott vor neun Jahren gewonnen – und dem Trauma gegen Villingen. Die Bilanz gegen den FC 08 sieht alles andere als rosig aus und konnte erneut nicht aufgebessert werden.
Geschichte schreiben: Jeder einzelne Villinger trug zum Weiterkommen bei. Einen aber musste der Trainer dann doch hervorheben. Ganz kurzfristig rückte Kevin Ehmann nach dem krankheitsbedingten Ausfall von Dennis Klose zwischen die Pfosten. „Ich habe ihm gesagt, dass er heute Geschichte schreiben könne“, berichtet der Coach. Mit gleich mehreren Glanzparaden tat der erst 19-Jährige dies tatsächlich.
Kurzes Gastspiel: Noch vor der Begegnung wurde die neue digitale Anzeigetafel im Kaiserstuhlstadion feierlich ihrer Bestimmung übergeben, das Pokalspiel gegen Villingen sollte als würdiger Anlass dienen. Allerdings gaben Teile von ihr nach einem Freistoß von Hasan Pepic nur ein kurzes Gastspiel und fielen aus. Aber dafür kann der FC 08 nun wirklich nichts.