Steve Walker, gut ein Viertel der Saison in der Deutschen Eishockey-Liga ist gespielt. Wie fällt Ihr bisheriges Fazit aus?

Ganz allgemein habe ich nicht erwartet, dass sich unser Sturm so schwertun würde. Wenn man sich die Vorbereitung anschaut und die Spieler, die wir dazubekommen haben, ist definitiv genug Talent vorhanden. Es war somit von Beginn an eine große Herausforderung. Wir hatten kein einziges etwas leichter laufendes Spiel, in dem die Jungs einfach mal Spaß hatten. Im Gegenteil, wir mussten ständig Rückständen hinterherlaufen. Das war die größte Überraschung. Aber auch, dass wir achtmal in die Verlängerung gehen würden, hätte niemand erwartet. Es zeigt die Stärke der Liga.

Wo sehen Sie die größten Probleme?

Es hat sicher viel mit Selbstvertrauen zu tun. Aber dieses Selbstvertrauen muss man sich auch erarbeiten. Meist funktioniert das nicht, wenn man sich auf sein größtes Problem fokussiert und das ist bei uns das Toreschießen. Wir haben zuletzt versucht, das anders anzugehen. Es geht darum, Checks zu Ende zu fahren, Schüsse zu blocken, gut nach hinten zu arbeiten oder unnötige Strafen zu vermeiden. Das sind alles die Dinge, die zum Sieg führen. Wenn man diese Dinge richtig macht, wächst auch das Selbstvertrauen des ganzen Teams und man kann etwas entspannter spielen.

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Hatten Sie mit derartigen Problemen gerechnet?

Ich hatte eigentlich das Gefühl, dass die Mannschaft mit einigem Selbstvertrauen in die Saison gegangen ist. Und wir haben ja durchaus gute Spiele gehabt und Bremerhaven und Berlin geschlagen. Doch das Toreschießen fiel uns von Anfang an schwer. Das wiederum hat unser Spiel insgesamt negativ beeinflusst und endet damit, dass viele Spieler zu viel gemacht haben, zu viel wollten. Natürlich muss man aber auch in Betracht ziehen, dass letzte Saison einige Jungs mehr Tore als üblich geschossen haben. Man durfte einfach nicht erwarten, dass diese Spieler in den ersten Wochen wieder so oft treffen. Das sorgt aber eben auch für Frust und hat damit einen Effekt auf das ganze Team.

Welche Möglichkeiten, diese Dinge zu verbessern, hat man als Trainer?

In erster Linie versucht man, positiv zu bleiben. Ich rede mit den Spielern auf eine positive Art und Weise, versuche ihnen auch das zu vermitteln, was sie gut machen. Natürlich zeigt man ihnen auch die Fehler, aber auch hier direkt verbunden mit der besseren Entscheidung. Dazu kommen Übungen im Training, die zu Toren führen. Man bekommt als Spieler ein gutes Gefühl, wenn man Tore macht. Es gilt aber auch zu schauen, welcher Spieler welche Umstellung braucht. Es sind viele Kleinigkeiten, die zu Selbstvertrauen und einem entspannteren Verhalten führen.

Müssen Sie in dieser Saison also mehr mit den Spielern reden?

Nein, nicht mehr. Im Moment versucht man einfach, positiver zu sein, sie mehr zu bestärken. Im Augenblick sprechen wir viel darüber, was gut ist, wie zum Beispiel die wenigen Gegentore oder unser Unterzahlspiel. Sie brauchen zur Zeit mehr Bestätigung, da einige Dinge wie Powerplay oder generell die Offensive nicht gut laufen und die Ergebnisse fehlen. Aber auch das ist nicht für alle Spieler gleich. Im Moment bin ich vielleicht ein bisschen mehr als Sozialarbeiter gefragt (lacht).

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Sie sagten vor der Saison, das manche Spieler auch andere Aufgaben bekommen würden. Ist das auch ein Problem?

Problem würde ich es nicht nennen. Es braucht bei manchen Dingen etwas Zeit, kann andererseits aber auch zu einem Schub führen. Sebastian Uvira zum Beispiel haben wir aus dem Powerplay herausgenommen, da wir das umstellen wollten. Dafür spielt er nun Unterzahl, macht das sehr gut und freut sich über die neue Herausforderung.

Apropos Umstellungen: Sie haben die Sturmreihen sehr oft umgestellt. Warum?

Zunächst einmal haben die Kombinationen aus dem letzten Jahr nicht hundertprozentig funktioniert. Wir versuchen, die bestmöglichen Reihen zusammenzustellen. Das stellt sich diese Saison tatsächlich als schwieriger heraus. Was aber auch daran liegt, dass eben einige Spieler ihr Potenzial noch nicht abrufen. Wir suchen also einen Weg, um ihnen zu helfen.

Passen denn die Neuzugänge in die Mannschaft?

Nehmen wir mal Teemu Pulkkinen als Beispiel. Wir haben ihn geholt, da er ein guter Schütze ist. Er hat es in der Vorbereitung gezeigt. Steht er in der richtigen Position, wird dort angespielt, trifft er. Nach einigen nicht so guten Spielen von uns, fing er unter anderem im Powerplay plötzlich an, Pässe zu spielen, statt zu schießen. Das hat etwas mit Selbstvertrauen zu tun. Es hat etwas mit der ganzen Gruppe zu tun, nicht mit den Neuzugängen. Es fehlt die Selbstverständlichkeit, die breite Brust. Dazu mussten sich die Neuen auch an das für sie neue System anpassen.

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Was müssen Sie denn konkret ändern?

Zunächst möchte ich noch sagen, dass ich in der Kabine keinen Unterschied sehe. Das Team ist eng zusammen und die Leistungsbereitschaft ist absolut da. Ich habe zudem eine Idee im Kopf, die ich gerne nach der Pause umsetzen würde. Etwas ähnliches, was sich letzte Saison mit der „Festung“ ergeben hat. Das ist aber vor allem etwas für die Mannschaft und deshalb möchte ich dazu erst einmal nicht mehr sagen.

Am vergangenen Wochenende gab es nun endlich den ersten „Dreier“, zudem den Sieg in Berlin. Was bedeuten diese beiden Siege für die Zukunft?

Tatsächlich würden wir uns wünschen, jetzt weiter zu spielen (lacht). Aber diese beiden wirklich wichtigen Erfolge, werden für etwas Entspannung im Team sorgen. Es zeigt, dass es gut ist, an sich und den Prozess zu glauben. Darauf können wir jetzt aufbauen.