Eishockey: Es war schon ein sonderbarer Anblick an diesem Sonntagnachmittag. Das Baden-Württemberg-Derby zwischen den Adlern aus Mannheim und den Schwenninger Wild Wings ist normalerweise eines der Eishockeyspiele in Deutschland mit einer besonders vibrierenden Stimmung. Diesmal aber lag die SAP-Arena in aller Stille da. Die Spannung vor der Partie war dennoch zu spüren, obwohl es sich eben „nur“ um ein Vorbereitungsspiel handelte. Die Schwaben waren als Tabellenführer der Gruppe B zu ihrem dritten Spiel des Magenta-Sport-Cups angereist. Die Kurpfälzer erwarteten den Derbygegner mit drei Punkten auf dem Konto als Tabellendritter nach einer Niederlage gegen Red Bull München und einem Erfolg gegen die Eisbären Berlin. Schwenningen hatte diese beiden Opponenten jeweils in deren Halle bezwungen.
In Mannheim mussten die Wild Wings aber gleich auf zwei wichtige Akteure verzichten. Verteidiger Emil Kristensen und Stürmer Darin Olver waren auf Grund leichter Blessuren vorsichtshalber nicht dabei. Mit sechs Defensivspielern, Benedikt Brückner verteidigte fest neben Johannes Huß, und dem jungen David Cerny im Sturm neben Jamie MacQueen und Travis Turnbull gingen die Schwarzwälder die schwere Aufgabe an. Den Kasten hütete erneut Patrik Cerveny, die nominelle Nummer zwei hatte zuletzt in München einen tollen Job gemacht.
Und der junge Keeper sollte sich auch zu Beginn des Spiels gleich wieder beweisen müssen. Sechs (!) Minuten lang agierten die Schwenninger quasi vom Startbully weg in Unterzahl. Nacheinander drückten Tylor Spink (bereits nach 15 Sekunden), Huß und MacQueen die Strafbank. Das hat es sicher bisher auch noch selten gegeben. Die Gäste machten es aber richtig gut, waren sehr aggressiv, sehr nah am Mann und ließen so nur eine einzige gute Chance für die Adler zu. Nach dieser Phase mussten sich beide Teams erst einmal sortieren. Mannheim blieb am Drücker, baute allerdings bedächtig auf. Die Wild Wings pressten früh, gingen ganz hoch ins Forechecking. Da die Gastgeber das Gleiche taten, entwickelte sich ein etwas zähes Spiel.
Erst nach zehn Minuten kamen die Schwäne zu ihrem ersten Torschuss überhaupt. Cerny, Boaz Bassen und Andreas Thuresson verzeichneten dafür aber gleich drei richtig „dicke Dinger“. Es war nun eine ausgeglichene Partie bis, ja bis die Schwenninger die nächste Strafe aufgebrummt bekamen. Troy Bourke musste hinaus und nun zogen die Mannheimer ein gepfeffertes Powerplay auf. Doch erst nach Ablauf der Strafzeit trafen sie auch, Marc Michaelis vollendete freistehend zum 1:0 (16. Minute). Die Wild Wings waren zum ersten Mal bei diesem Vorbereitungsturnier in Rückstand.
Immerhin durften sie im Mittelabschnitt in voller Stärke beginnen, bekamen sogar nach nur einer Minute ihre zweite Überzahl zugesprochen. Das Powerplay sah gut aus, doch der Treffer für die Schwenninger fiel erst danach. Tyson Spink wurde von seinem Zwillingsbruder Tylor traumhaft bedient. Ihn hatte wiederum Bourke prima freigespielt. Der mehr als verdiente 1:1-Ausgleich (24.) resultierte aus einer tollen Kombination.
Die Gäste nahmen den Schwung nun mit, erarbeiteten sich ein leichtes Übergewicht. Eine unfreiwillig lange Pause brachte sie dann aus dem Konzept. Nach der Unterbrechung wegen der Reparatur einer Plexiglasscheibe waren die Adler plötzlich wieder da – und wie. Der Druck der Nordbadener war enorm. Folgerichtig gingen sie erneut in Führung. Jason Bast nutzte einen Scheibenverlust der Gäste und traf präzise zum 2:1, Cerveny war trotz freier Sicht ohne Chance.
Dafür durfte sich der junge Keeper gleich zu Beginn des Schlussdrittels auszeichnen, entschärfte vorbildlich einen Alleingang von Brendan Shinnimin. Weiter ging es dann mit enorm hohem Tempo und mit Chancen hüben wie drüben. Die besseren davon hatte Schwenningen, den nächsten Treffer schossen aber die Mannheimer. Lean Bergmann besorgte in der 46. Minute aus dem Gewühl das 3:1. Die Wild Wings antworteten prompt, nur 26 Sekunden stellte Daniel Pfaffengut den 3:2-Anschluss her. In der Folge machten sich die Wild Wings das Leben selbst schwer, Brückner musste innerhalb kürzester Zeit gleich zwei Mal auf der Strafbank Platz nehmen. Nach Ablauf beider Strafen sorgte schließlich Florian Elias mit dem 4:2 (55.) für die Entscheidung und den verdienten Sieg der Mannheimer, die damit auch die Tabellenführung übernahmen.