Die Kirchengemeinde Diessenhofen trennt sich endgültig von ihrem Pfarrer Gottfried Spieth. Nachdem die Kirchgemeinde Diessenhofen zuerst informiert hatte, dass sie ihren gewählten Pfarrer Gottfried Spieth im kommenden Dezember frühpensionieren lassen wolle, geht Spieth damit nun doch früher als gedacht. Er stand jüngst in der Kritik für stark grenzwertige Aussagen in sozialen Netzwerken und wegen seines Engagements für die AfD.

Spieth ist 65 Jahre alt und bereits seit 2017 der Pfarrer in Diessenhofen, was direkt gegenüber vom deutschen Gailingen liegt. Er fiel in der Vergangenheit erst durch sein Engagement für die rechtsextremistische Partei Alternative für Deutschland auf. Er ist seit Juni 2024 für die AfD in der Stadtverordnetenversammlung von Frankfurt an der Oder vertreten – dorthin wollte er nach seiner Pensionierung in einigen Monaten ohnehin ziehen, der Umzug seiner Frau samt Kindern war schon länger für diesen August geplant.

In Diessenhofen gab es einige Unruhe um den evangelischen Pfarrer. Nun ist die Zusammenarbeit beendet.
In Diessenhofen gab es einige Unruhe um den evangelischen Pfarrer. Nun ist die Zusammenarbeit beendet. | Bild: Samuel Koch

Dass er sich ausgerechnet für diese Partei einbringt, passe aber nicht zu den Werten der Gemeinde, äußerte Jael Mascherin als Präsidentin der Kirchenvorsteherschaft der evangelischen Kirchgemeinde Diessenhofen im Juli gegenüber dem SRF. Sie machte das etwa am obersten Gebot der Nächstenliebe fest. Der Pfarrer erklärte im gleichen Beitrag, dass die AfD in Brandenburg schon vielmehr eine Volkspartei sei und er besonders die Russlandpolitik unterstütze. Doch die Kritik an ihm wurde danach lauter.

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Facebook-Beiträge führen zu Trennung

Die Situation eskalierte Ende Juli, als die ‚Schaffhauser Allgemeine Zeitung‘ Facebook-Einträge mit ‚antisemitischen, völkischen und rechtsextremen‘ Inhalten öffentlich machte. Er habe unter anderem rechte Inhalte geteilt, selbst den Nationalsozialismus verharmlost und Umsturzfantasien geäußert, wie die Recherche zeigte.

Pfarrer Gottfried Spieth vor dem Eingang der Stadtkirche Diessenhofen.
Pfarrer Gottfried Spieth vor dem Eingang der Stadtkirche Diessenhofen. | Bild: Thomas Brack

Am 15. September 2024 veröffentlichte Spieth demnach einen Text, in dem vieles zusammenkommt. Über einen Artikel zu Geflüchteten schrieb er laut „Schaffhauser AZ“: „Der germanische Zorn ist nicht verschwunden, er schläft. Wehe, wenn er aufgeweckt wird! 10 bis 20 nichtassimilierte Biodeutsche, im Bunde mit moderner (Wehr-) Technik, sind zu (fast) allem in der Lage. Was Israel recht ist, sollte uns billig sein. Wenn, wenn unsere jetzt noch unterdrückten maskulinen Instinkte losgelassen werden (…).“

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Die österreichische Politikwissenschaftlerin Natascha Strobl ist Expertin für Rechtsextremismus und die Neue Rechte, sie fasste die Aussagen des Pfarrers auf Anfrage der „Schaffhauser AZ“ mit den Worten zusammen: „Gottfried Spieth erfüllt so ziemlich alle Kriterien eines gefestigten rechtsextremen Weltbildes.“

Amtsenthebung blieb nur eine Idee

Die Kirchenratspräsidentin der evangelischen Landeskirche Thurgau, Christina Aus der Au, kündigte infolge dieser Enthüllungen an, rechtliche Schritte für eine Amtsenthebung zu prüfen. Doch wie später klar wurde, hätte das zu lange gedauert und wäre laut Aus der Au nicht zielführend gewesen. Stattdessen gibt es nun eine andere Lösung.

Wie die evangelische Landeskirche Thurgau in einer Stellungnahme schreibt, hätten sich Spieth und die Kirchgemeinde Diessenhofen „im gegenseitigen Einvernehmen“ getrennt. Ab dem 15. August sei Spieth „von der Erbringung sämtlicher Arbeitsleistungen“ entbunden. Der letzte Gottesdienst war demnach bereits am 10. August, wie auch die ‚Thurgauer Zeitung‘ schreibt.

Die Kirchenpräsidentin Jael Mascherin verabschiedet den vorzeitig zurücktretenden Pfarrer Spieth.
Die Kirchenpräsidentin Jael Mascherin verabschiedet den vorzeitig zurücktretenden Pfarrer Spieth. | Bild: Thomas Brack

Eine Nachfolgerin sei schon gefunden, heißt es seitens der Kirchengemeinde weiter: „Wir freuen uns, dass Diakonin Karin Schmid einen Großteil der Aufgaben kurzfristig übernehmen kann.“ Sie hat laut Informationen des „Kirchenboten“ zuletzt das Theologiestudium in Angriff genommen und war bislang in der Evangelisch-reformierten Kirchgemeinde Burg Stein am Rhein als Diakonin tätig.

Dieser Artikel erschien erstmals bei den ‚Schaffhauser Nachrichten‘ und wurde ergänzt.