Sie sind grün, glitschig und meist eher ungern an den Stränden dieser Welt gesehen – gerade während der Badeferien: Algen aber stehen ganz am Anfang der Erfolgsgeschichte von Jessica Farda und ihrem Unternehmen, der Noriware AG mit Sitz in Gipf-Oberfrick.

Viele Algen werden am Strand angeschwemmt

Es begann in den Ferien in Mexiko vor zwei Jahren. Da wurde die 25-Jährige auf die vielen Algen aufmerksam, die an den Stränden angeschwemmt wurden – und fragte sich, in welchen Produkten Algen verwendet werden können.

Der Gedanke ließ die Studentin, die eigentlich mitten im Studium der internationalen Beziehungen an der Universität St. Gallen steckte, nicht mehr los. Sie recherchierte, las Bücher und Publikationen, schaute Dokumentationen. Und schnell war ihr klar: „Algen sind eine biologische Ressource, die wir nutzen können und müssen. Sie kommen sehr häufig vor, wachsen schnell und binden dabei viel Kohlendioxid.“

Das erste Versuchslabor in der WG-Küche

Besonders faszinierte sie, dass Algen über Eigenschaften verfügen, die sie zur geeigneten Plastik-Alternative machen. Dass Algen mit dem korrekten Verfahren in nachhaltige Verpackungen umgewandelt werden können. Und so verwandelte sich die Küche in Fardas WG zwischenzeitlich selbst in ein Versuchslabor.

Was ihre Hose damit zu tun hat

Sie bestellte sich die notwendigen Materialien und versuchte, sich selbst an der Herstellung von Plastik. Wobei das zunächst wortwörtlich in die Hose ging.

Als sich Farda nämlich eines Morgens umzog und die Hose achtlos in eine Ecke warf, landete die just dort, wo Farda zuvor die Folie aus Algen zum Trocknen abgelegt hatte. Zum Waschen blieb in der morgendlichen Hektik keine Zeit. Also ließ sie die Hose auf einem Stuhl trocknen – und entdeckte abends, dass sich ein perfekter Plastikfilm darüber gebildet hatte.

Das verstärkte ihre Leidenschaft für die Idee noch. Um ihre Forschung voranzutreiben, suchte Farda einen Partner mit dem nötigen Knowhow im Bereich Materialwissenschaften und der adäquaten Infrastruktur – und fand ihn zuerst in der Eidgenössischen Technischen Hochschule Zürich und später in der Fachhochschule Nordwestschweiz.

Am Geld soll es am Ende nicht scheitern

Nun hat das Start-up einen weiteren großen Schritt gemacht: Das Unternehmen konnte in einer Finanzierungsrunde über eine Million Franken an Investitionskapital aufnehmen.

Mit dem frischen Geld wird die Labor-Infrastruktur in Lupfig weiter ausgebaut und das Team vergrößert. „Ziel ist es, ein auf Algen basiertes Verpackungsmaterial auf den Markt zu bringen, das sich in Rekordzeit im heimischen Kompost zersetzt und keine Mikroplastikpartikel hinterlässt“, sagt Farda. Der Hauptfokus liegt aktuell auf Schutzfolien für den Internethandel, etwa für Kleidungsstücke.

So soll sich das Produkt auf dem Markt durchsetzen

Das Interesse daran ist groß. „Wir richten aktuell mit ausgewählten Unternehmen Testverfahren ein, damit wir unser Produkt an ihre Marktbedürfnisse anpassen können“, sagt Farda.

2024 soll die Verpackung der Noriware AG dann zum ersten Mal kommerziell eingesetzt werden. Farda lacht: „Dass es so schnell geht, hätte ich mir damals in Mexiko nie vorstellen können.“

Die Autorin ist Redakteurin der „Aargauer Zeitung“. Dort ist dieser Beitrag auch zuerst erschienen.

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