Stephan Kimmig (60) hat Hans Werner Henzes „Der Prinz von Homburg“ für die Stuttgarter Oper inszeniert
Was ging Ihnen bei der ersten Lektüre durch den Kopf?
Wie mutig und persönlich hat Ingeborg Bachmann erst den Kleist bearbeitet, um von einem offenen und toleranten Deutschland zu träumen, und Henze schreibt dann eine fiebrige Musik, die sucht und fließt und so permanent Trennlinien, Grenzen und Zäune verschiebt und dem Zuhörer den inneren Raum weitet, also eine Poesie gegen das Bescheidwissen.
Warum sollen wir reingehen?
Lebendigsein heißt manchmal auch, gegen Regeln zu verstoßen, auch wenn wir die brauchen, um aus vielen Ich-Interessen eine Gemeinschaft bilden zu können. Doch wer schreibt die Regeln und wer gibt sie vor und wer profitiert von ihnen? Davon erzählt die Aufführung, in einer, unserer Zeit, wo viele das Gefühl haben, ihre Fantasie zählt nicht mehr.
Der stärkste Satz des Abends?
„Denk, dass Empfindung einzig retten kann.“ Empathie und Solidarität zur Welt und seinen Geschöpfen sind wichtiger als Rendite und Wachstum.