In die Faszination, die von ihnen ausgeht, mischen sich wohlige Schauer: römische Gladiatoren. Man könnte die martialischen Gestalten als antike Vorläufer heutiger Sportstars bezeichnen. Tatsächlich lassen bildliche Darstellungen und Graffiti darauf schließen, dass manche Kämpfer geradezu berühmt waren. Doch nicht nur Ruhm, auch Reichtum und manchmal sogar die Freiheit konnte sich ein erfolgreicher Kämpfer erwerben. Freilich fanden nicht wenige in den römischen Amphitheatern auch den Tod.
Wer sich heute für Geschichtsdokumentationen im Fernsehen interessiert, entkommt den rauen Gesellen nicht – gefühlt jede zweite Sendung dieser Sorte handelt von den antiken Haudegen. Früh wurden sie auch fürs Kino entdeckt: 1935, Jahrzehnte vor Stanley Kubricks „Spartacus“ oder Ridley Scotts „Gladiator“ kam die Romanverfilmung von „Quo vadis“ in die Lichtspielhäuser.
Auf einer populären Welle
Die Ausstellung „Gladiator. Die wahre Geschichte“ im Antikenmuseum Basel schwimmt so gesehen auf einer populären Welle. Dagegen ist nichts einzuwenden, wenn das Thema derart sachlich und kein bisschen reißerisch aufbereitet wird wie hier. Rund zwei Millionen Franken (1,8 Millionen Euro) ließ man sich die durch Private-Public-Partnership finanzierte Schau kosten – eine Kooperation mit dem Museo Archeologico Nazionale in Neapel, wo sie von April 2020 an zu sehen sein wird.
Hochkarätige Leihgaben aus den wichtigsten Museen und von archäologischen Fundorten in Italien sowie der Schweiz haben den Weg ans Rheinknie gefunden. So stammt ein Relief mit Gladiatorenkämpfen aus einem Grab in Pompeji. Eine Wandmalerei mit dem Motiv von Zuschauerkrawallen anlässlich der Spiele in Pompeji im Jahr 59 nach Christus lässt vermuten, dass der zeitgenössische Hooligan eine Gestalt mit Vergangenheit ist.
Die berühmten Gladiatorenwaffen aus Pompeji werden – außerhalb Italiens erstmals in ihrer Gesamtheit – in einer ausdrucksstarken Präsentation präsentiert. Es sind auch Skulpturen zu sehen, die die antiken Amphitheater schmückten – wie die berühmte Aphrodite aus Capua.
Die Gladiatorenschulen rekrutierten ihre Mitglieder aus Sklaven, Kriegsgefangenen und verurteilten Verbrechern. Auch freie Männer aus den unteren Schichten versuchten ihr Glück als Kämpfer. Die Ursprünge des Duells auf Leben und Tod liegen in Griechenland, wo es in archaischer Vorzeit zum aristokratischen Bestattungsritual gehörte, dass sich bei Totenfeiern Sklaven oder Kriegsgefangene in einem Kampf auf Leben und Tod gegenübertraten. Eine Vorform dessen, antike Menschenopfer beim Tod eines Fürsten, zeigt die Darstellung auf einem griechischen Weingefäß, die auf den Mythos des Kampfs um Troja Bezug nimmt.

In Rom fanden die ersten Gladiatorenspiele 264 vor Christus statt. Als munus (Dienst) bezeichnete man sie, weil die Kämpfenden römische Tugenden wie Mut, Entschlossenheit und Gleichmut verkörperten. Um die Zeitenwende machte der erste römische Kaiser Augustus die bis dahin privat organisierten und finanzierten Gladiatorenkämpfe zum kaiserlichen Privileg. Für sie wurden, vergleichbar mit heutigen Sportarenen, riesige Amphitheater wie das Kolosseum in Rom gebaut.
Als Bestandteil des Kaiserkults boten Gladiatorenkämpfe dem Herrscher die Gelegenheit, sich durch großzügig finanzierte Spiele die Gunst des Volkes zu erhalten. Die Kämpfe wurden häufig von Tierhetzen begleitet und waren ein gesellschaftliches Ereignis, ein Spektakel, das sich keiner entgehen lassen wollte. Die Forschung vermutet heute, dass längst nicht alle Kämpfe, sondern etwa zehn Prozent tödlich endeten.

Für ihr Metier ausgebildet wurden Gladiatoren in Schulen. Gladiator – der Begriff leitet sich von gladius ab, dem Kurzschwert, mit dem verschiedene Kämpfer ausgestattet waren. So der Murmillo oder auch der Secutor. Der Retiarius zog mit Netz und Dreizack in den Kampf. Der Hoplomachus war mit Lanze und Dolch bewaffnet. Stets kämpften Vertreter unterschiedlicher Kämpfergattungen gegeneinander.
Ein Höhepunkt der Ausstellung ist das fragmentarische Gladiatoren-Mosaik von Augusta Rurica bei Basel – erstmals wird es vollständig der Öffentlichkeit präsentiert. Das aus dem zweiten Jahrhundert nach Christus stammende Mosaik misst knapp 70 Quadratmeter und zeigt in fünf Feldern Gladiatoren detailgetreu im Zweikampf dargestellt. Das sechste Feld ging im Lauf der Geschichte verloren.
Die Ausstellung „Gladiator. Die wahre Geschichte“ ist bis zum 22. März 2020 im Antikenmuseum Basel zu sehen. Geöffnet ist Dienstag und Mittwoch von 10 bis 17 Uhr, Donnerstag und Freitag von 11 bis 22 Uhr sowie am Wochenende von 11 bis 17 Uhr. Weitere Informationen finden Sie hier.