Wenn man mit den Musikern des Circolo Quartetts zusammensitzt, wird es gleich lebhaft. Einer erzählt etwas, der Nächste ergänzt, und dem Dritten fällt noch etwas anderes dazu ein. Alle reden gleichzeitig – und doch ergibt sich am Ende eine klare Erzählung. In etwa so, denkt man sich da, ist es auch, wenn sie im Quartett spielen. Alle haben eine eigene Stimme und doch fügt sich alles stimmig zu einer Einheit. Man hört, wie sich vier vernünftige Leute unterhalten. So charakterisierte ja schon Goethe das Streichquartett.

Ohne Rücksicht auf Verluste

Kyoko Tanino (Violine), Pawel Katz (Violine), Margit Bonz (Viola) und John Wennberg (Cello) – Musikerinnen und Musiker von der Südwestdeutschen Philharmonie – sind das Circolo Quartett. Seit wann genau sie sich als festes Streichquartett verstehen, darüber werden sie sich dann doch nicht ganz einig. Vor gut zehn Jahren muss es gewesen sein. „Und da haben wir auch gleich so ungefähr alles falsch gemacht“, sagt Margit Bonz und lacht. Falsch? Auf ihrem ersten Quartettprogramm – daran erinnern sich alle noch sehr gut – standen Werke von Claude Debussy, Ludwig van Beethoven und Béla Bartók. Wenig später war Günther Pichler – der Gründer und Primarius des Alban Berg Quartetts – als Dirigent der Philharmonie eingeladen. „Er hat uns dann gesagt, welche Stücke man nicht spielen sollte, wenn man sich noch nicht so gut kennt.“ Dazu gehörten – Beethoven und Bartók.

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Es ist dann aber trotzdem gut gegangen. Die Circolos haben sich nicht über der Erarbeitung der Stücke zerstritten und haben sich als Streichquartett in der Region längst auch über die Philharmonie hinaus einen Namen gemacht. Und bei Beethoven und Bartók sind sie ebenfalls geblieben. Sie haben innerhalb der Kammerkonzerte der Philharmonie eine kleine Reihe mit dem Titel „Strukturen“ initiiert. Jedes Jahr präsentieren sie darin ein spätes Beethoven-Quartett und kombinieren es mit einem Bartók. Anspruchsvoller geht es eigentlich nicht. Aber: „Es gibt Komponisten, die mögen wir einfach“, erklärt Bonz. Und der Geiger Pawel Katz ergänzt: „Wir entscheiden uns immer für die interessantesten Stücke – ohne Rücksicht auf Verluste.“

Brahms für die Abi-Vorbereitung

Natürlich muss es nicht immer das Schwierigste sein. Das Circolo Quartett wird inzwischen für die unterschiedlichsten Anlässe gefragt. Als musikalische Umrahmung offizieller Termine oder für Benefizkonzerte über Konzerte im Kunstmuseum oder innerhalb der Neue-Musik-Reihe High Noon bis hin zu Kinderprogrammen oder dem Studio-Konzert für Abiturienten ist da alles dabei. Letzteres haben die Circolos mehrere Jahre hintereinander gemacht: „Zusammen mit dem Pianisten Andreas Jetter haben wir Brahms‘ Klavierquintett gespielt. Das ist das Sternchenthema für das Abi in Baden-Württemberg.“ Ein Musiklehrer moderiert und erklärt, das Circolo spielt, die Schüler lesen Partituren. Es ist echter Anschauungsunterricht und ein Angebot, das hervorragend ankam.

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Für den „Classical Slam“ am 7. Juli im sogenannten Lustschloss am See-rhein in Konstanz tut sich das Quartett mit der Philharmonie-Schlagzeugerin Dessi Kepenerova zusammen und spielt zwei Stücke von Andy Akiho. Akiho ist ein amerikanischer Perkussionist, der ziemlich spektakuläre Stücke für Steel Drums geschrieben hat. Aber eben auch für Streichquartett und Marimbafon. „Für den Slam wollten wir Stücke, die etwas flotter sind“, erklärt Bonz. Und Wennberg ergänzt: „Und bei denen man auch mal aufdrehen kann.“

Die Picknick-Mappe

Auch wenn das Streichquartett als die Königin der Kammermusikgattungen gilt, muss es beim Circolo nicht immer hochkulturell zugehen. „Wir haben auch eine sogenannte Picknick-Mappe“, erzählt Bonz. „Wir haben mal lauter Tango- und Jazzsachen für ein Picknick-Konzert eingeübt.“ Das Konzert fiel dann wegen Regen aus – die Mappe aber ist geblieben. Und so hat das Quartett immer auch ein Angebot parat, falls jemand mal etwas Leichteres sucht.

In der Regel handelt es sich dabei um Bearbeitungen. „Darin ist Pawel großartig“, loben seine Mitmusiker den zweiten Geiger. Ist er der Arrangeur des Ensembles? „Eher die Suchmaschine“, antwortet Pawel Katz. „Aber eine sehr gute“, findet Wennberg. „Ich habe das Glück, dass meine Muttersprache Russisch ist“, erklärt Katz. Offenbar finden sich im russischen Internet musikalische Perlen, die man ohne die entsprechenden Sprachkenntnisse nicht entdecken kann.

Wie kam es eigentlich zu dem Namen Circolo? „Damals haben wir im Tessin geprobt, am Lago Maggiore“, erzählen die Musiker. „Und da gab es eine Kneipe im Dorf. Die hieß Circolo Bar. Dort haben wir dann unser Programm gespielt. Es war quasi unsere Generalprobe. Das ganze Dorf ist gekommen – das war das Ereignis des Jahres dort. Und die Wirtin hat für uns gekocht.“ Danach hatte das Quartett seinen Namen.