Fliegen und Schiffe? Zwei Wörter, die auf den ersten Blick nicht zusammenpassen. Oder etwa doch? Tatsächlich gab es nach dem Ersten Weltkrieg ein Verkehrsflugschiff, das am Bodensee gebaut wurde und bis nach Süd- und Nordamerika flog: die Do X, ein Flugboot der deutschen Dornier Werke in Friedrichshafen, gebaut in Altenrhein in der Schweiz.
Anfang November 1930 auf dem Bodensee gestartet, flog der zwölfmotorige Riese über Gran Canaria nach Rio de Janeiro und nach Norden bis New York. Das Flugschiff war neun Monate unterwegs, wasserte an den exotischsten und faszinierendsten Orten und bescherte den Insassen eine Reise, die sie niemals vergessen sollten. Diese Erlebnisse hat Michael Ott in seinem Debütroman „Das fliegende Schiff Do X – eine Reise durch die Welt“ festgehalten.
Ein junger Mann auf der Reise seines Lebens
In seinem Buch begleiten wir Emil Martins, einen jungen Mechaniker, der die große Chance bekommt, in dem zu jener Zeit größten Flugzeug der Welt mitzufliegen. Der junge Mann begibt sich auf das Abenteuer seines Lebens. Während der aufregenden Zeit des auch von Pannen begleiteten und immer wieder verzögerten Repräsentationsflugs lernt er eine Frau kennen: Ofélia, eine dunkelhäutige Kellnerin, die ihm nicht mehr aus dem Kopf geht und gleichzeitig sein bisheriges Leben infrage stellt.
Doch die kleine Erfindung des Autors tut dem Buch keinen Abbruch. Schon auf den ersten Seiten merkt man die Leidenschaft, die Ott hier hineingesteckt hat. Mit Seitenansichten der Do X und einer Karte der Flugroute steigt er in das Buch ein. Jedes Kapitel ziert das genaue Datum der damaligen Reise, die komplizierte Technik des Flugschiffs erklärt er ausführlich. Auch wichtige Themen wie die rassistisch-ideologische Sprache kommen in dem Buch vor und regen den Leser zum Nachdenken an.
Wer aber ein Buch erwartet, das er vor lauter Spannung nicht mehr aus der Hand legen kann, hat sich geirrt. Michael Ott hält sich an die Fakten, er berichtet sachlich. Adjektive und szenische Beschreibungen sucht man meist vergeblich. Dadurch bekommt die Geschichte manchmal einen trockenen Beigeschmack und scheint sich trotz der überschaubaren Anzahl von 200 Seiten in die Länge zu ziehen.
Man muss berücksichtigen, dass Ott kein gelernter Buchautor ist, sondern beruflich als Baudezernent gearbeitet hat. Das Buch entstand nach seiner Pensionierung und ist ein Ergebnis purer Leidenschaft. Genau das sollten die Leser auch mitbringen: Begeisterung für Maschinen und Technik und ein Interesse für die Welt zur turbulenten Zeit Anfang der 1930er-Jahre.