Größe hat die Menschen schon immer beschäftigt. Das galt auch für die Do X des einstigen Friedrichshafener Flugzeugbauers Dornier. Das Faszination der legendären zwölfmotorigen Dame, das seinerzeit größte Flugzeug der Welt, ist nach wie vor so lebendig, dass der Freundes- und Förderkreis Do X trotz aller Schwierigkeiten an der – allerdings nicht flugfähigen – Rekonstruktion im Maßstab 1:1 festhält.

Der fast fertige Rumpf der Do-X in der Montagehalle um 1928 im Schweizer Altenrhein. Dort wurde für den Bau damals extra eine Halle ...
Der fast fertige Rumpf der Do-X in der Montagehalle um 1928 im Schweizer Altenrhein. Dort wurde für den Bau damals extra eine Halle errichtet. Den Erstflug absolvierte der Flugriese im Juli 1929. 100 Jahre später, 2029, soll der Nachbau fertiggestellt sein. | Bild: Airbus Corporate Heritage

Nun kann Peter Kielhorn, als Ingenieur und Informatiker Spiritus rector der Rekonstruktion, dem SÜDKURIER Neuigkeiten mitteilen. Nachdem bei der Luftfahrtmesse Aero im vergangenen Jahr der sechs Meter hohe Spant 44 als Ausgangsbasis für das riesige Vorschiff der D X vorgestellt werden konnte, „gehen wir nun in die Länge“, sagt Kielhorn.

So soll der Nachbau bis Herbst aussehen. Von links: Spant 44 – Mittelleitträger – Spant 55 als Abschluss des Rumpfsegments.
So soll der Nachbau bis Herbst aussehen. Von links: Spant 44 – Mittelleitträger – Spant 55 als Abschluss des Rumpfsegments. | Bild: Freundeskreis Do-X

Das heißt: Dank einer Spende von 30.000 Euro konnte der Bau des Mittellängsträgers in Auftrag gegeben werden. Dazu kommt Spant 55 als vorderer Abschluss. Beide Teile werden bei der Firma Ali Storiche 57 im ungarischen Héreg im kommenden halben Jahr in Handarbeit gebaut.

Der Ingenieur und Informatiker Peter Kielhorn (vorn) hält eine Seitenansicht des Flugbootes DO X, während Studenten im Hintergrund am ...
Der Ingenieur und Informatiker Peter Kielhorn (vorn) hält eine Seitenansicht des Flugbootes DO X, während Studenten im Hintergrund am Computer an der digitalen Rekonstruktion der Bauteile arbeiten. | Bild: dpa

Montiert werden die Teile dann in einem Hangar am Flugplatz Hildesheim. Dort hat der Flieger, Mäzen und Luftfahrtenthusiast Thomas Schüttoff in seiner „Aviators Farm“ einen Hallenplatz für den Do-X-Nachbau reserviert. Beim Dornier-Museum in Friedrichshafen besteht nach wir vor kein Interesse, das ambitionierte Projekt zu unterstützen.

Teile könnten von Hildesheim an den Bodensee transportiert werden

Die Montag der Teile in Hildesheim wird indes so erfolgen, dass die Alu-Teile an den Bodensee gebracht werden können, sollte sich doch eine Montagehalle finden, „denn da gehört die Rekonstruktion eigentlich hin“, sagt Peter Kielhorn.

Handarbeit in Aluminium: Der 6,5 Meter hohe Spant 44 neben der Werkstatt im ungarischen Héreg.
Handarbeit in Aluminium: Der 6,5 Meter hohe Spant 44 neben der Werkstatt im ungarischen Héreg. | Bild: Peter Kielhorn

Virtuell ist der Wiederaufbau des Flugschiffs von Claude Dornier fast abgeschlossen. „Wir arbeiten zurzeit an der digitalen Rekonstruktion des Leitwerks“, sagt Kielhorn. Die Alu-Struktur des Rumpfs und der Tragflächen ist komplett in 3D-Darstellung vorhanden. „Es könnte schon jetzt nachgebaut werden“, sagt Ingenieur Kielhorn. Das sei nur eine Frage des Geldes.

Darstellung der Struktur des Do-X-Vorschiffs: Die neuen Teile – Mittellängsträger und Spant 55 sind rot markiert. Ganz links in ...
Darstellung der Struktur des Do-X-Vorschiffs: Die neuen Teile – Mittellängsträger und Spant 55 sind rot markiert. Ganz links in grün Spant 44. Die noch fehlenden Spanten sind gelb eingefärbt. | Bild: Freundeskreis Do-X

Auch wenn es eine Weile dauert, bis in Hildesheim das Montagsteam zur Tat schreiten kann – an Arbeit mangelt es dem Freundeskreis nicht. So stieß man bei einer Recherche zu Dokumenten und Artefakten der Do X in Italien im Turiner Polytechnikum auf eine Sammlung mit fünf wichtigen Teilen des Tragwerks der Do X.

„Drei davon“, sagt Peter Kielhorn, „scheinen Originalteile aus den zwei verschrotteten Do X der italienischen Marine zu sein“. Leider fielen die italienischen Flugschiffe der Zerstörung zum Opfer. Der Freundeskreis indes arbeitet an der Korrektur dieser Tragödie.

So würde das Vorschiff der Do-X nach seiner Fertigstellung aussehen. Über eine Leiter ist die Kommandobrücke zugänglich.
So würde das Vorschiff der Do-X nach seiner Fertigstellung aussehen. Über eine Leiter ist die Kommandobrücke zugänglich. | Bild: Peter Kielhorn