„Es gibt kein Gitarrenriff im Hardrock, das nicht wir schon in den 1970er Jahren gespielt haben“, behauptete einmal Tony Iommi, Gitarrero von Black Sabbath. Größtenteils mag das ja stimmen – aber zumindest in einem Fall irrt sich Iommi: Das Eingangsriff zum Deep Purple-Song „Smoke On The Water“, wohl das berühmteste der Rock-History überhaupt, stammt originär von Ritchie Blackmore, in zwei verschiedenen Phasen zwischen 1968 und 1993 Purple-Mitglied.

Und der Song basiert auf einer – wie es so schön heißt – wahren Begebenheit: Vor genau 50 Jahren, am Morgen des 5. Dezember 1971, schwebte tatsächlich Rauch über dem Wasser – des Genfer Sees. In der Nacht davor war das altehrwürdige Casino in Montreux, unter anderem auch ein Veranstaltungsort für Jazz- und Rockkonzerte, bis auf die Grundmauern niedergebrannt – während eines Konzerts von Frank Zappas Band Mothers of Invention.

Auch Deep Purple waren damals vor Ort – um in den Tagen darauf im Casino mittels eines mobilen Aufnahmestudios ihr Album „Machine Head“ einzuspielen (es erschien dann im Frühjahr 1972). Der Zappa-Auftritt war das letzte Casino-Konzert vor einer längeren Winterpause, danach waren die Räumlichkeiten für Schallplattenaufnahmen frei. Aber ein „Idiot mit einer Leuchtpistole“ (“some stupid with a flare gun“ heißt es im Songtext von „Smoke On The Water“) löste ein Feuer aus, das das Gebäude komplett zerstörte. Glücklicherweise gab es nur einige wenige Leichtverletzte. Eine Tonbandaufnahme von dem Ausbruch des Brands und der darauf folgenden Alarmrufe soll es auf einem LP-Bootleg (einer Raubpressung) des Zappa-Konzerts mit dem Titel „Swiss Cheese/Fire!“ geben . . .

Die britische Rockband Deep Purple in der Besetzung von 1971.
Die britische Rockband Deep Purple in der Besetzung von 1971. | Bild: Electrola

Ritchie Blackmore und die anderen Bandmitglieder wichen in das Grand Hotel in Montreux aus, um ihr Album aufzunehmen, und verewigten den Brand in besagtem Song, der, obwohl er ursprünglich gar nicht als Single vorgesehen war, sofort nach der Veröffentlichung von „Machine Head“ zu einem Lieblingsstück der Fans avancierte (erst im Mai 1973 erschien er als 45er-Scheibe).

Witzigerweise hatten die Musiker sein Hitpotenzial anfangs überhaupt nicht erkannt. Im Januar und Februar 1972 tourte die Band dann in Deutschland und gastierte unter anderem auch in der Ravensburger Oberschwabenhalle – all diejenigen, die damals dabei gewesen waren, werden bestätigen können, dass „Smoke On The Water“, wo sich live Blackmore und Keyboarder Jon Lord instrumental gegenseitig die Bälle zuspielten, zu den absoluten Höhepunkten des Auftritts gehörte.

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Das einprägsame Eingangsriff von Gitarrist Blackmore kennt heute wohl jeder, der Hardrock mag, und vermutlich absolvierten inzwischen Legionen von hoffnungsfrohen Nachwuchs- und Hobbymusikern weltweit ihre ersten Versuche auf der Sechssaitigen mit dieser Tonfolge. Im Jahre 1994 intonierten im kanadischen Vancouver 1322 Gitarristen gleichzeitig das Riff – was ihnen prompt einen Eintrag ins Guinness-Buch der Rekorde einbrachte. Bestand hatte dieser Rekord allerdings nicht: Nachdem er 2007 in Kansas City in den USA und kurze Zeit später in Deutschland, in Leinfelden-Echterdingen, überboten worden war, wurde er 2009 im polnischen Warschau noch einmal getoppt: 6346 Gitarreros spielten ihn dort gleichzeitig – unter ihnen auch Steve Morse, seit 1994 Nachfolger von Ritchie Blackmore bei Deep Purple.

Einflüsse auch bei Metallica

„Smoke On The Water“ ist einer der berühmtesten Rocksongs aller Zeiten – und prägte ein ganzes Genre: Hardrock nannte man es früher, heute ist eher die Bezeichnung Heavy Metal gebräuchlich. Selbst bei Metallica, den heutigen Göttern der ultraharten Szene, lassen sich Purple-Einflüsse zuhauf nachweisen, und auf dem 2012 erschienenen Album „Re-Machined: A Tribute to Deep Purple‘s Machine Head“ sind auch sie vertreten: mit einer Cover-Version von „When A Blind Man Cries“, ironischerweise einer eher sanften Ballade.

Und selbst der eingangs erwähnte Tony Iommi zollte „Smoke On The Water“ einmal Tribut: in den frühen 1980er Jahren, als Purple-Sänger Ian Gillan kurzzeitig Frontmann bei Black Sabbath war. Live intonierte dieser außer den sattsam bekannten Sabbath-Klassikern auch diesen Song – und Tony Iommi spielte das Gitarrenriff dazu . . .