Eine Allee aus riesigen Hirschskulpturen empfängt die Besucher am Parkeingang. Dahinter ragen asiatisch anmutende Torbogen und der Turm eines kuriosen Künstlerhauses in den Himmel. Schon dieser erste Eindruck belohnt den kurzen, steilen Aufstieg vorbei an Kuhweiden und Schrebergärten zum Bruno Weber Park in Spreitenbach im Kanton Aargau – dem mit 15.000 Quadratmetern größten Skulpturenpark der Schweiz.

Bruno Weber (1931-2011) war Kunstmaler, Grafiker, Bildhauer, Erfinder, Zimmermann, Maurer, Maler, Gipser und Architekt. Ein halbes Jahrhundert lang arbeitete der Autodidakt rund um sein Wohnhaus an diesem fantastischen Garten. Nachdem er im Alter von 80 Jahren gestorben war, übernahm seine Frau Maria Anna Weber die Leitung.
In eine bunte Patchwork-Jacke gehüllt begrüßt sie die Besucher lächelnd mit den Worten: „In Deutschland fing für meinen Bruno damals alles an!“ Er hatte nämlich über die Jahrzehnte unzählige Groß-Skulpturen in Auftragsarbeit gefertigt, eine der ersten entstand 1969/70 für das Münchner Nobel-Restaurant „Tantris“, das unter der Leitung von Starkoch Eckart Witzigmann zwei Michelin-Sterne bekam.

Das verwunschene Künstlerhaus inmitten des Parks bewohnt Maria Anna Weber bis heute. Türme, Säulen, Fassaden – alles wirkt wie in einem Fantasyfilm. Hier ein Drachenkopf, da eine sinnliche Frauenfigur, beim Blick empor sind bunte Deckengemälde zu sehen. „Mein Mann war ein Freigeist und hat jede Minute, die er nicht künstlerisch schaffen konnte, als Zeitverschwendung gesehen“, sagt sie. „Ich würde sagen, er hat sich von der bunten Vielfalt der Welt inspirieren lassen!“

Natur und Kunst in einem Park zu vereinen, sei ebenso sein Ziel gewesen, wie eine Gegenwelt zur urbanen Welt der Technik und des Kommerzes zu schaffen. Diese sollen die rund 30.000 Besucher jedes Jahr im Skulpturenpark außen wie innen erleben: Im Esszimmer des Hauses gibt es neben tierisch anmutenden Kaminen und Schmetterlingsstühlen auch filigrane Mosaike und bauchige Beton-Schränke zu entdecken. „Wenn abends alle Besucher weg sind, sitze ich hier gerne mit Freunden bei einem Glas Wein“, sagt Maria Anna Weber.

Direkt vor dem Haus liegt ein kleiner Weiher. Darüber ragt eine riesige Schlangenbrücke, die zum Wahrzeichen des Parks geworden ist. „Viele Jahrzehnte durften Besucher über die steilen Stufen hinüberschreiten“, sagt die Künstlergattin wehmütig. „Aus versicherungstechnischen Gründen ist das heute leider nicht mehr möglich.“

Dafür kann man sich aber als Besucher um das Wasser herum durch einen bunten Mischwald und über Stufen und eine riesige Doppel-Flügelhund-Empore treiben lassen – und dabei ins Träumen geraten. Die meisten Werke sind aus Beton gegossen, viele aufwendig verziert. Auch die Negativformen, mit denen sie entstanden sind, kann man hier und da entdecken.

Flächenmäßig ist der Park nicht sehr groß, aber wer sich Zeit nimmt, entdeckt überall Details: hier eine ulkige Fratze, da ein knallbuntes Wesen. Mitten im Wald gibt es Antilopen-Bänke und steinerne Stühle.
Daneben steht ein Alphorn im Geistergewand, das man blasen darf und das für die Weltausstellung 1992 im spanischen Sevilla entstand. Kinder können den Park spielerisch per Quiz-Rallye erkunden und Mosaiksteine gewinnen.

Bruno Webers Werke erinnern mit den bunten Mosaiken, natürlichen und fantastischen Formen an Antoni Gaudís berühmten Park Güell in Barcelona. Doch inspiriert haben soll ihn Gaudí nicht: „Bruno kannte Gaudí noch nicht, als er bereits die Schlangenbrücke mit dem Mosaik geschaffen hatte“, betont Maria Anna Weber. „Als er Gaudís Werke später in einem Buch entdeckte, sagte er: ‚Das ist mein Seelenverwandter.‘“
Ein öffentlicher Parkplatz (5 Franken pro Tag) steht an der Stadthalle (Fondlistrasse 15, 8953 Dietikon, Schweiz) zur Verfügung, es folgt ein zehnminütiger Fußmarsch bergauf bis zum Parkeingang, wo es auch Parkplätze für Gehbehinderte gibt. Geöffnet ist Mittwoch, Samstag und Sonntag von 11 bis 17 Uhr, ab März bis 18 Uhr. Der Eintritt kostet 15 Franken, Kinder zahlen 5, Senioren und Studierende 12 Franken. Weitere Informationen finden Sie hier.