Es ist ein Neuanfang in Zeiten der Pandemie: Die Färbe hat mit Cornelia Hentschel eine neue Leitung. Der Gemeinderat von Singen hatte vor Kurzem entschieden, ihr als Inhaberin und Geschäftsführerin der „Theater-GmbH Färbe“ einen Mietvertrag bis zum Jahr 2027 zu geben – die Stadt ist Untervermieterin des Spielortes. Das ist für die gebürtige Stockacherin eine große Herausforderung. Aber „geschenkt“ wurde ihr nichts.

Die 57-Jährige setzte sich gegen eine Reihe Mitbewerber um die künstlerische und wirtschaftliche Leitung des Theaters durch, das jährlich mindestens fünf Premieren auf den Weg bringt. Sie hatte gegenüber ihren Konkurrenten einen Vorteil, der ihr auch zum Nachteil hätte ausgelegt werden können. Sie gehörte als Dramaturgin zum Team der Färbe.

Es gab Stimmen im Gemeinderat und selbst im Förderverein des Theaters, die sich einen kompletten Neustart gewünscht hatten. Ensemble und Mitarbeiter, aber auch Mitstreiter aus Besucherreihen, ermutigten Hentschel jedoch, den „Kampf“ aufzunehmen. Es ging dabei auch um ein Lebenswerk.

1978 gegründet

Die Färbe wurde 1978 von dem Schauspieler und Regisseur Peter Simon gemeinsam mit seiner Partnerin, der Balletttänzerin und Choreographin Milly van Lit gegründet. Im Erdgeschoss der früheren Stoff-Färberei wurde Theater gespielt, im Obergeschoss des Hauses getanzt. Stadt, Land und Landkreis sowie Förderverein unterstützen bis heute das Projekt. Hentschel stieß bald als Praktikantin dazu.

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Nach Abschluss des theaterwissenschaftlichen Studiums in München kehrte sie zurück und arbeitete als Dramaturgin. Mit den Jahren wurde sie die rechte Hand des Impresario. Zuletzt ging ohne sie nichts mehr. Hentschel zog die Theaterstrippen. Als Simon und van Lit vor gut einem halben Jahr aus Altersgründen die Färbe abgaben, übernahm sie die Anteile des Spielbetriebs vom Gründerpaar und führte das Theater zunächst weiter.

„Geplant war das alles nicht“, sagt Hentschel lächelnd. Film und Fernsehen kamen für sie nicht infrage. Blieb „nur“ das Theater, diese archaische Kunst. Hentschel will auch Regie führen, wie früher Simon. Aber sie will auch einiges anders machen. Sie will den ambitionierten Spielplan um Gastspiele in der Färbe ergänzen, wenn zugleich in der zweiten Spielstätte Basilika auf der Musikinsel eine Produktion angesagt ist. Nicht zuletzt, um die neue Gastronomie zu etablieren.

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Sie möchte auch den Garten der Färbe als Spielort einbeziehen. Sie denkt an Erst- und Uraufführungen. Mit dem „Bauernopfer“ von Detlef Vetten hat sie bereits ein solches Stück im Programm. Eine Allianz mit der Stadtbibliothek ist geschmiedet. Und sie will die „Färbe“ für jüngere Menschen öffnen, in die Schulen gehen. Kurzum: Cornelia Hentschel hat den Kopf voller Ideen.