Der Tod von Prinz Philip wird in Süddeutschland besonders aufmerksam registriert. Der Prinzgemahl der englischen Königin Elizabeth II. hatte im Hinterland des Bodensees wichtige Lebensstationen durchlaufen. Trauer herrscht deshalb auch in der Familie von Baden, mit der in direkter Linie verwandt ist: Max von Baden, 87, ist Neffe des Prinzgemahls.

Philips Wurzeln liegen in Griechenland. Durch verworrene Familienverhältnisse – sein Vater Andreas verließ die Familie und wohnte mit einer Geliebten in Monaco – wurde Südbaden seine zeitweilige Heimat.

Die Schwester holte ihn nach Salem

Der Grund ist einfach: Philips ältere Schwester Theodora heiratete im Alter von 25 Jahren den süddeutschen Adligen Berthold Markgraf von Baden. Mit ihm wohnte sie überwiegend in Salem (Bodenseekreis), das seit der Säkularisation Sommersitz war, nach der Entmachtung des Hauses Baden sogar der Hauptwohnsitz.

Am 24. Mai 1965 berichtete der SÜDKURIER über den Besuch der Queen und von Prinzgemahl Philip (links) in Salem. Der Ausflug war privater ...
Am 24. Mai 1965 berichtete der SÜDKURIER über den Besuch der Queen und von Prinzgemahl Philip (links) in Salem. Der Ausflug war privater Natur. | Bild: unbekannt

Theodora unterstütze den entwurzelten Bruder Philip auch bei der Ausbildung. Sie ließ den damals Zwölfjährigen 1933 in das Schlossinternat Salem bringen. Die Schule in den ehemaligen Hallen des Klosters war erst einige Jahr zuvor als Reformprojekt gegründet worden. Der Vorteil dabei: Philip wohnte ganz in der Nähe seiner Schwester.

Der berühmte Onkel in London

Ein weiteres Ereignis verknüpfte den späteren Prinzgemahl mit dem Haus Baden: 1933 kam Theodora von Baden mit einem Sohn nieder, der auf den Namen Max getauft wurde. Max von Baden ist Neffe von Philip. Der heute 87-Jährige und seine Nachkommen können deshalb zu Recht sagen, dass sie mit dem berühmten Königshaus verwandt sind.

Großer Bahnhof bei der Ankunft der britischen Königin Elizabeth II. Rechts der Herzog von Edinburgh.
Großer Bahnhof bei der Ankunft der britischen Königin Elizabeth II. Rechts der Herzog von Edinburgh. | Bild: Hadwig Huber

Lange Zeit konnte Philip das Internat nicht besuchen. Er durchlief zwei Schuljahrgänge, dann machte der neue NS-Staat dem liberal gesinnten Kollegium am Internat das Leben schwer. Die Lehrer dort stellten sich den erzieherischen Grundsätzen der NS-Ideologie einige Jahre entgegen. Dennoch musste der jüdische Mitgründer von Salem, Kurt Hahn, den Schuldienst dort quittieren. Er gründete in Schottland die British Salem School, an die Philip wechselte. Damit ging seine deutsche Zeit zu Ende.

Salem, die Schule der Berühmten

Salem war mit dem hohen Anspruch einer Reformschule gegründet worden. Dazu gehörten auch außerschulische Aktivitäten wie Feldhockey, das sich bald zur Sportart Nummer 1 am Internat entwickelte. Seine sportliche Prägung dürfte der griechische Prinz in Salem erhalten haben.

Max Markgraf von Baden ist Neffe des verstorbenen Prinzen Philip.
Max Markgraf von Baden ist Neffe des verstorbenen Prinzen Philip. | Bild: Stefan Trautmann

Das pädagogisch Ungewöhnliche lockte seit den 20er Jahren manches Kind an, das später berühmt werden sollte: Elisabeth Noelle (Meinungsforscherin), August Oetker (Fabrikant), Golo Mann (Schriftsteller), Joachim Fürst zu Fürstenberg oder Walter Sittler (Schauspieler) lernten in Salem.

Jahrzehnte später frischte Prinz Philip seine Erinnerungen nochmals auf – diesmal an der Seite von Königin Elizabeth II. 1965 verbrachte das gekrönte Paar ein Wochenende bei der Verwandtschaft auf Schloss Salem, das damals noch im Familienbesitz war. „Tausende jubelten ihnen zu“, schrieb der SÜDKURIER am 24. Mai 1965 begeistert. Bericht und Bild standen auf der ersten Seite. Königin Elizabeth II. sprach schon damals viele Adelsfreunde an.

Ein Kutschfahrt wie im Märchen

Auf dem Programm stand eine Kutschfahrt, die man für die Pferdeliebhaberin und Monarchin arrangiert hatte. Auch den Corso im offenen Mercedes nutzten viele Linzgauer, um Königin und blonden Prinzgemahl einmal aus der Nähe zu sehen. Der Empfang war überall herzlich, berichtete diese Zeitung damals. Die Bürger winkten begeistert dem jugendlich wirkenden Königspaar zu. Zum Vergleich: Das deutsche Staatsoberhaupt hieß damals Heinrich Lübke.

Neben dieser erfreulichen Erinnerung verbindet Philip auch düstere Momente mit dem süddeutschen Raum: Seine Mutter Alice von Battenberg war auf Druck ihres Bruders Louis Mountbatten in das Sanatorium Bellevue in Kreuzlingen eingewiesen worden. Die Heilstätte zählte damals zu den fortschrittlichsten in Europa. Die Adlige litt wohl an Schizophrenie, was sich unter anderem in Visionen äußerte, die ihre Umgebung ratlos machten.

Wiedersehen beim 70er von Prinz Charles

Philip hat seine Mutter mehrfach in Kreuzlingen besucht und sie nie verleugnet – anders als sein Vater Andreas, zu dem er nur losen schriftlichen Kontakt hatte. Ihre letzten beiden Lebensjahre verbrachte Alice von Battenberg im Buckingham Palast in London. Ihr Sohn hatte die mittellose Mutter zu sich geholt, schließlich war sie die Schwiegermutter der Queen.

Der Kontakt zwischen Salem und Buckingham ist nie abgerissen. Er wird auch von der jungen Generation gepflegt. Zum 70. Geburtstag von Prinz Charles reiste eine stattliche Abordnung um Bernhard von Baden nach London. Auf dem Erinnerungsbild steht Prinz Philip in der Mitte, damals bereits 96 Jahre alt.