Frau Bast, ist Ritter Sport Ihre Lieblingsschokolade? Hand aufs Herz!

Eva Maria Bast: Absolut! Ich liebe Ritter Sport. Allein schon, weil ich mich sportlich fühle, wenn ich sie esse.

Welche Sorte ziehen Sie vor, Joghurt, Nuss, Nugat, Alpenmilch, Lakritz, Pistazie…?

Bast: Alpenmilch! Aber mein Schreibzwilling Jørn Precht hat eine andere Lieblingssorte.

Jørn Precht: Nämlich Olympia. Insofern kam es nie zu Streit.

Olympia ist ziemlich üppig, Vollmilchschokolade, Joghurt-Creme, Honig-Crisps, Haselnuss-Stückchen und Traubenzucker… Sie haben gemeinsam unter dem Pseudonym Romy Herold ein Buch über den Schokoladen-Hersteller im schwäbischen Waldenbuch veröffentlicht…

Precht: …Ja, genau, und Evas Farbe hat gesiegt, das Cover unseres Romans ist nämlich hellblau wie die Alpenmilchtafel.

Bast: Ha!

Da ist vom „Traum von Schokolade“ die Rede. Leitet Ritter Sport nun eine neue Werbekampagne an? Ich kenne die Marke nur unter dem griffigen Label „quadratisch, praktisch, gut“.

Bast: Tatsächlich gab es in Kooperation zwischen Ritter Sport und dem Verlag eine große Kampagne, unter anderem mit Werbetafeln zu unserem Roman an Bahnhöfen in ganz Deutschland.

Precht: Quadratisch, praktisch, gut bleibts aber trotzdem.

Blick in die Produktion bei Ritter Sport in Waldenbuch.
Blick in die Produktion bei Ritter Sport in Waldenbuch. | Bild: Anna Ross

Ihr Roman erzählt die Geschichte der 1877 geborenen Clara Göttle, spätere Ritter, die das quadratisches Stück Schokolade erfunden hat. Sie schreiben, dass Göttle einen Fußballspieler dabei beobachtet habe, der eine herkömmliche Tafel in die Tasche steckte und die Tafel zu Bruch ging. „Das geht doch praktischer“, habe sich Göttle gedacht. Ist das jetzt geflunkert?

Bast: Nein, das war tatsächlich so. Wie fast alles im Roman ist das akribisch recherchiert. Genau diese Geschichte hat uns von Anfang an fasziniert und uns zum Schreiben dieses Romans inspiriert.

Überhaupt: Wie kamen Sie auf die Idee, in diese süße Richtung zu schreiben?

Bast: Ich schreibe ja auch als Journalistin viel über starke Frauen und Clara Ritter und die Erfindung des Schokoladenquadrats war schon Thema eines Artikels von mir.

Precht: So ist die Idee entstanden – und das ist auch ziemlich typisch: Es ist oft so, dass uns das Thema eines unserer Artikel so fasziniert, dass wir in die Tiefe gehen und ein ganzes Buch draus wird.

Es ist im nicht ihr erstes Buch über ein Firmenimperium. Sie haben drei historische Romane über die Dr. Oetker-Dynastie veröffentlicht. Im Unterschied zur Backmanufaktur, hat Ritter mit Ihnen kooperiert?

Precht: Ja, diesmal konnten wir glücklicherweise auf die Unterstützung von Marli Hoppe-Ritter zurückgreifen, die ihre Großmutter Clara noch persönlich kannte.

Das heißt, dass Sie auch Zutritt zum Archiv des Unternehmens hatten?

Bast: Tatsächlich war der Archivar von Ritter Sport schon beim ersten Telefonat vor fünf Jahren unfassbar freundlich und aufgeschlossen.

Precht: Außer auf Frau Hoppe-Ritter konnten wir auf die Hilfe der Presseabteilung zurückgreifen, haben dann aber im Lauf unserer eigenen Recherche viele historische Fakten gefunden, die der Firma selbst gar nicht bekannt waren. So konnten wir zum Beispiel das Rätsel lösen, wann Clara Ritter in Cannstatt ihren ersten Laden eröffnete.

Einmal mehr haben Sie ein gemeinsames Projekt unter dem Pseudonym Romy Herold realisiert. Wie muss man sich diese Zusammenarbeit konkret vorstellen?

Precht: Nach dem gemeinsam geschriebenen Exposé verteilen wir die Passagen und stehen dazu auf digitalen Wegen in engem Austausch. Wir nennen uns Schreibzwillinge und das kommt nicht von Ungefähr: Wir haben den gleichen Stil, wissen am Ende oft selbst nicht, wer welchen Satz geschrieben hat.

Bast: Manchmal ist es so, dass, wenn Jørn eine Passage geschrieben hat, die ich dann lese, ich denke, da müsste doch jetzt dieses oder jenes stehen und ich setze schon an, es einzufügen und zwei Zeilen später steht es dann schon genauso da. Außerdem ist das Schöne, dass die Figuren wie gemeinsame Bekannte sind. Es kennt sie ja noch keiner außer uns und wir können uns über sie austauschen.

Vier Tage, nachdem das Buch auf dem Markt war, stand es auf der SPIEGEL-Bestenliste auf Platz drei… Kam das für Sie überraschend?

Bast: Ja, und wie! Ich habe die Nachricht in den Bergen bekommen und ganz laut geschrien. Dann habe ich geheult vor Glück. Und dann wollte ich Jørn anrufen, aber er war schneller und hat mir ins Ohr geschrien: Platz 3! Wir sind Platz 3! Und dann hab ich noch mehr geheult!

Precht: Ich war auf dem Weg von einem Familiengeburtstag an der Ostsee, und habe es auf dem Weg zum Hamburger Flughafen erfahren. Diese Fahrt werde ich nie vergessen.

Frau Bast, Ihre Energie beim Schreiben ist bewundernswert. Kaum ist ein Titel draußen, folgt der nächste. Bis zu fünf Bücher in einem Jahr in unterschiedlichen Verlagen. Ihr Schreibtempo wird immer schneller. Macht das die Routine? Haben Sie nicht gelegentlich Sorge, dass die literarische Qualität leiden könnte?

Bast: Immer schneller wird mein Schreibtempo nicht, ich habe schon immer so viel publiziert. Ich komme ja aus dem Tagesjournalismus beim SÜDKURIER und bin schnelles, konzentriertes Arbeiten gewohnt. Die Worte fluten nur so durch mich durch, da kann ich gar nicht langsamer machen. Wenn ich mehr Zeit hätte, würde ich die gar nicht brauchen. Und es ist ja so, dass die Beschäftigung mit der Thematik nicht nur stattfindet, wenn ich am Rechner sitze: Ritter Sport begann beispielsweise vor fünf Jahren. Und so ein Roman lebt in einem, man ist die ganze Zeit über innerlich irgendwie damit befasst und recherchiert auch ständig.

Sie haben neuerdings ein Mainau-Buch veröffentlicht, dass Sie am 11. April in der Stadtbücherei in Überlingen vorstellen werden. Was erwartet da die Zuhörer?

Bast: Eine Lesung aus meinem Roman natürlich. Aber ich gehe auch immer sehr intensiv mit den Besuchern ins Gespräch, beantworte zahlreiche Fragen und natürlich signiere ich auch gern.

Und im August 2025 erscheint im Aufbau Verlag der Roman „Der Schmuckpalast – Emma und das Geheimnis des Diamanten“. Sie haben Familie… Die kriegt jetzt Schokolade, damit sie stillhält?

Bast: Die Care-Pakete, die Ritter Sport an uns schickte, gingen in der Tat vor allem an die Kinder, ich muss ja auf meine Linie achten. Aber stillhalten muss die Familie eigentlich nicht: Ich arbeite immer dann, wenn die Kinder in der Schule beziehungsweise im Kindi oder beim Fußball sind. Familienzeit ist mir heilig und wichtig und arbeiten, wenn die Kinder da sind, funktioniert ohnehin nicht. Einer meiner Söhne hat sich aber inzwischen auf meine Social-Media-Kanäle gestürzt und hat als Digital Native jede Menge Verbesserungsvorschläge.