Bürojobs ohne Videokonferenzen, die gibt es kaum noch. Ganze Betriebsfeiern laufen coronabedingt über die Bildschirme. Zum Googeln gesellt sich im deutschen Wortschatz das Zoomen und Skypen am Screen.
Das wird wortreich beklagt. Es fehle die Begegnung, der direkte Austausch, das Anstoßen mit dem Sektglas, um einer Jubilarin für ihre 40-jährige Betriebszugehörigkeit zu gratulieren.
Stimmt alles. Aber diese Videotie hat auch ihre Vorteile. Am Desktop wird aus einer Menschenmenge ein Schachbrettmuster aus Individuen, in deren Gesichter die Screengemeinde blickt. Viele von ihnen sitzen zuhause, sprich im Homeoffice, das ist ja das Tolle an der Technik.

Da ist der Kollege, der sich vor seine volle Bücherwand setzt. Da ist die auf Privatheit Bedachte, die ihren Laptop so aufklappt, dass hinter ihr nur die weiße Decke zu sehen ist. Manche blenden einen fiktiven Hintergrund ein. Andere blicken aus einem Blumenmeer in den Bildschirm. Und Kollegen, die man lange nicht gesehen hatte, zeigen so groß am Screen vielleicht auch schon graue Haare.
Wir können diese Bildschirmkonferenzen durchaus genießen. Sie sind der eine Aspekt, den die Arbeit im Homeoffice bringt.
Homeoffice wird es weiterhin geben
Der andere könnte ein städtebaulicher sein. Denn Homeoffice wird es auch nach Corona geben. Wenn jetzt, zu Pandemie- und Lockdown-Zeiten zwei Drittel der Büros leer stehen, weil die Arbeit im Homeoffice erledigt wird, und zwar genauso gut und von vielen auch genauso gerne, dann wird das Heimbüro auch nach der Corona-Krise eine Alternative bleiben.
Selbst wenn danach die Firmengebäude statt zu zwei Dritteln wie jetzt nur zu einem Drittel leer stehen, dann fragt sich die Stadtplanerin, was mit den leeren Büros geschehen soll.
Sie fragt sich, ob der Bauherr eines Bürogebäudes, das vor Corona geplant und jetzt gerade im Bau ist, nicht über andere Innereien seines Baus nachdenken sollte. Ob etwa die obersten Etagen nicht auch für Wohnungen geeignet wären, die sonst so dringend gesucht werden.

Ähnliches könnte unserer Stadtplanerin auch für den Bestand in den Sinn kommen: Das Erdgeschoss eines Büroklotzes nimmt die Autos auf, die sonst auf dem Asphalt rund ums Gebäude stehen. Und diese Parkplatzödnis verwandelt die Firma in einen kleinen Park für ihre Mitarbeiter, der sich zugleich wohltuend aufs Stadtklima auswirkt.
Der Verkehr wird wieder weniger werden
Nach Corona werden sich auch Busse und Bahnen wieder füllen, die jetzt wegen der Virus-Angst halb leer verkehren. Pendler, die aufs Auto umgestiegen sind, werden ihre Blechkiste wieder stehen lassen.
Das Drittel der Bürokräfte, die fortan von zuhause aus arbeiten, statt mit dem Auto von Stockach aus nach Singen oder Villingen zu pendeln, trägt ebenfalls dazu bei, dass der Verkehr abnimmt.
Flächen entsiegeln
Das eröffnet neue Perspektiven für Verkehrsplaner. Kreuzungen mit doppelten Abbiegespuren und womöglich dreifachen Geradeausspuren können zu einem Drittel entsiegelt werden. Auch das nutzt dem Klima.
Bundespräsident Steinmeier sagte schon im März letzten Jahres, die Welt nach Corona werde eine andere sein, als die Welt davor. Vielleicht wird diese andere Welt eine bessere. Hoffen darf man ja.