Vielleicht war es nur eine Frage der Zeit. Dass Prinz Harry, Sechster der britischen Thronfolge, sich zunehmend von seiner (königlichen) Familie entfremdet und das Wort Pflichtbewusstsein offenbar aus seinem aktiven Wortschatz gestrichen hat, war ja schon seit einer Weile nicht zu übersehen.
Nun macht er also einen weiteren Schritt auf dem Weg raus aus dem Königshaus: Gemeinsam mit seiner Frau und seinem Sohn zieht er sich – nach sechs Wochen Auszeit – von royalen Verpflichtungen aller Art zurück, wird finanziell unabhängig sein (Geld genug hat er) und will künftig einen nicht unerheblichen Teil seines Lebens in Nordamerika verbringen.
Auch ein Prinz hat Rechte
Ist das gut oder ist das schlecht? Auf jeden Fall ist es Harrys gutes Recht als Mensch. Auch ein Prinz soll leben dürfen, wie, wo und mit wem er will. Aber … Erstens hätte er, um auf die Wichtigkeit seiner Privatsphäre zu pochen, nicht bis jetzt warten müssen. Zweitens macht bekanntermaßen der Ton die Musik – und im Ton hat sich der 35-jährige Harry in der jüngeren Vergangenheit immer wieder mal vergriffen.
Es ist leicht, seiner Frau, Herzogin Meghan, die Schuld in die Schuhe schieben zu wollen, und sicher hätte Harry ohne sie nicht den Mut zu einem so radikalen Schritt gehabt. Doch er weiß genau, was er tut, und vor allem, was er seiner Familie damit antut.
Das ist selbst für die Briten zu viel
Die Reaktionen auf die Entscheidung des Ehepaars Sussex sprechen für sich. Zwar gibt es viel Zustimmung, aber auch Verwunderung über so viel Dreistigkeit. Harry mag bei seinen Landsleuten beliebt sein, das Verständnis für ihn war immer groß, aber es ist nicht zu übersehen, dass die Unterstützung nachlässt.
Harry hat unter seine Rolle gelitten, aber auch lange davon profitiert – nun verabschiedet er sich ohne Absprache mit dem Familien- und Staatsoberhaupt davon. Und zwar auf Instagram. Gute Kommunikation geht anders, und mit moderner Monarchie hat das auch nichts zu tun. Es ist schlicht und ergreifend egoistisch.
Regeln gelten auch für Prinzen
Die Wahrscheinlichkeit, dass er eines Tages König sein würde, ging immer gegen Null. Aber es gibt Regeln, an die sich auch ein Prinz Harry zu halten hat. Da kann er noch so oft betonen, die Queen weiterhin nach Kräften zu unterstützen. Man darf annehmen, sie ist inzwischen bereit, auf dieses Angebot zu verzichten. Harry hat sich selbst ins Abseits befördert. Vielleicht wird er nicht bereuen, was er getan hat – aber sicher, wie er es getan hat.