Herr Antony, in Großbritannien sitzt seit 70 Jahren Elizabeth II. auf dem Thron. Wann haben Sie zum ersten Mal bewusst wahrgenommen, dass Sie in einem Land leben, in dem eine Königin Staatsoberhaupt ist?

Ich glaube, das war bei der Hochzeit von Diana und Charles. Da war ich ungefähr sieben. Wir haben uns die komplette Hochzeit im Fernsehen angeschaut, das ging stundenlang. Und die Königin wurde immer wieder eingeblendet. Meine Mutter und mein Vater haben sehr gerne über die Royals geredet, eigentlich die ganze Zeit. Sie waren echte Fans, meine Oma auch. Wir hatten auch die Porzellantassen zu Hause und die Münzen, die es zu solchen Events gibt. Und wir haben alles verfolgt, was passiert ist. Auch die Hochzeit von Andrew und Fergie und alles, was danach kam.

Und die Queen war immer dabei …

Sie ist wirklich „an incredible woman“, wie man auf Englisch sagt, eine unglaubliche Frau. Was sie erreicht hat in den 70 Jahren als Königin, das ist wirklich fantastisch. Und ich glaube, niemand wird das jemals wieder schaffen, so lange auf dem Thron zu sitzen. Aber ich kann mir auch schwer vorstellen, dass sie irgendwann weg sein wird. Ich habe immer das Gefühl, dass sie für die Ewigkeit bleibt. Aber das ist leider nicht so. Und man merkt jetzt auch, dass sie ein bisschen runterfährt, dass sie nicht mehr so viele Termine wahrnimmt und sich ein bisschen aus der Öffentlichkeit zurückzieht. Ich denke da nur an diesen Krankenhaus-Besuch, wo wir uns alle ein bisschen Sorgen gemacht haben …

Sie leben seit vielen Jahren in Deutschland – ohne Königshaus.

Und ich muss sagen: Ein Königshaus zu haben, das ist schon etwas ganz Besonderes. Ich finde es wirklich schade, dass es das in Deutschland nicht gibt. Das fehlt mir total. Es ist einfach schön, wenn an einem Feiertag die Royal Family auf den Balkon des Buckingham Palace kommt und winkt. Oder wenn die Queen eine Rede hält. Es ist doch schade, dass wir da in Deutschland nicht irgendeine Familie finden können, die das hier machen würde. (lacht)

Sie finden die Monarchie also noch zeitgemäß?

Ja. Für mich war ja Angela Merkel immer ein bisschen wie eine royale Figur, weil sie so lange Kanzlerin war. Sie war für mich eine Art Königin von Deutschland. Seit ich in Deutschland bin, war sie immer da, erst als Ministerin, dann als Kanzlerin. Ich konnte mir eigentlich niemand anderen vorstellen, und dass sie jetzt weg ist, fühlt sich für mich wirklich komisch an.

Königin Elizabeth II. schneidet zum Beginn der Feierlichkeiten ihres 70. Thronjubiläums einen Kuchen an.
Königin Elizabeth II. schneidet zum Beginn der Feierlichkeiten ihres 70. Thronjubiläums einen Kuchen an. | Bild: Joe Giddens/AFP

Die Queen ist 95 Jahre alt, und so ungern man daran denken mag, früher oder später werden sich die Menschen an einen neuen Monarchen gewöhnen müssen. Wen würden Sie denn gern auf dem Thron sehen?

Ich möchte unbedingt, dass Charles übersprungen wird. Selbst wenn uns die Queen noch ein paar Jahre erhalten bleibt, ist er dann fast 80. Und ob Charles das wirklich machen möchte mit 80? Ich würde mir wünschen, dass er die Krone direkt an William und Catherine übergibt. Sie sind die perfekten Royals, das haben sie immer wieder bewiesen. Ich fand es immer schade, wenn die Leute am Anfang gesagt haben, Catherine sei langweilig. Aber sie hat allen gezeigt, was sie wirklich kann. Sie ist eine tolle, bodenständige Frau, die sich wirklich engagiert. Sie und William haben Normalität in die Königsfamilie gebracht. Ich glaube, dass die Königin froh ist, wenn sie ihre Aufgabe nach allem, was passiert ist mit Meghan und Harry und Andrew, in die Hände von William und Catherine geben kann.

Werden die Royals es schwer haben, wenn Elizabeth II. mal nicht mehr da ist?

Ja. Sie ist der Mittelpunkt der Familie. Ohne sie wird das alles für eine gewisse Zeit auseinanderbrechen, die Royals werden auf jeden Fall zu kämpfen haben. Und deshalb sollten sie, wenn sie schlau sind, William und Catherine die Krone geben. Charles ist niemand, von dem ein Engländer sagen würde: Ich bin stolz, dass er König ist. Wir leben in einer schnelllebigen Zeit und ich finde, William und Catherine passen super in diese Zeit, das merkt man einfach. Sie haben ihren eigenen YouTube-Kanal, sie machen Zoom-Konferenzen und sind wirklich auf dem neuesten Stand. Und gerade Catherine ist alles andere als langweilig. Sie hat ihren eigenen Stil gefunden und geht mit William ihren eigenen Weg. Sie versucht nicht, in die Fußstapfen von Diana zu treten, sie will sich ihren Platz verdienen. Das finde ich toll.

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Können Sie trotzdem verstehen, dass es Menschen gibt, die die Monarchie abschaffen wollen?

Nein, ich verstehe das überhaupt nicht. Im Endeffekt profitieren so viele Menschen davon, nicht nur die Königsfamilie. Die Monarchie ist etwas, worauf man richtig stolz sein kann, finde ich. Es gibt so viele Gründe, warum es wichtig ist, eine Monarchie zu haben.

Was genau fasziniert Sie daran? Die Traditionen, die Schlösser, die Paraden?

Genau das. (lacht) Und dass die Royals ganz normale Menschen sind. Sie machen das schon so lange, das darf man nicht unterschätzen. Die Queen hat das sehr gut gemacht in den 70 Jahren, perfekt in meinen Augen. Sie ist ja sehr jung Königin geworden. Und natürlich gab es Phasen, wo nicht sie, aber jemand aus der Familie Fehler gemacht hat und sie Konsequenzen ziehen musste. Aber ich finde es toll, dass sie nicht versucht, zum Beispiel ihre Söhne aus Schwierigkeiten rauszuhalten. Gerade bei Prinz Andrew – wenn es wirklich stimmt, was ihm vorgeworfen wird, dann ist das das Schlimmste, was passieren kann. Und dann sollte er auf jeden Fall im Gefängnis landen, dann gibt es keine Ausreden mehr. Natürlich ist nichts bewiesen, aber inzwischen glaube ich wirklich, dass es stimmen muss. Und ich glaube, die Königin kämpft gerade sehr damit, dass ihr Sohn möglicherweise etwas so Schlimmes getan hat. Dass sie das in ihrem Alter erleben muss!

Denken Sie, dass der Missbrauchs-Skandal um Prinz Andrew das Image des Königshauses nachhaltig schädigt?

Nein, das wird nur Andrew schaden. Die Queen hat meiner Meinung nach alles richtig gemacht. Sie hat ihm alles weggenommen, was sie ihm wegnehmen konnte. Titel, Ehrenämter … Sie hat ihn sozusagen rausgeschmissen. Und da denke ich mir: Mein Gott, unsere Königin hat so viel Liebe für ihr Land, dass sie bereit ist, ihren eigenen Sohn abzuservieren. Aber sie kann eigentlich auch nichts anderes machen.

2008 wurde Ross Antony Dschungelkönig.
2008 wurde Ross Antony Dschungelkönig. | Bild: Jörg Carstensen/dpa)

Wie nah sind Sie der Queen eigentlich schon gekommen?

Ziemlich nah, weil ich schon bei drei Hochzeiten als Royals-Experte dabei sein durfte – bei Charles und Camilla, bei William und Catherine und bei Harry und Meghan. Und als Schüler war ich beim Programm „The Duke Of Edinburgh‘s Award“ dabei. Wir waren damals ein paar Tage von zu Hause weg, haben im Zelt übernachtet, selber Essen gemacht und mussten es schaffen, mithilfe eines Stadtplans von A nach B zu kommen. Es ging darum, im Team zurechtzukommen. Das war ein richtiges Abenteuer! Danach durften wir in den Buckingham Palace und Prinz Philip die Hand schütteln. Von ihm habe ich meine Bronzemedaille bekommen. Das werde ich nie vergessen!

Kann man Ihrem Haus eigentlich sehen, dass Sie ein Fan der Queen sind?

Na klar!

Was gibt es da so alles zu sehen?

Ich habe Kugelschreiber und überall Magnete. Ich sammle die Tassen und die Münzen. Und ich habe sogar Fahnen.

Werden Sie denn im Juni nach London fahren, wenn die Queen ihr „Platinum Jubilee“ offiziell feiert?

Ich würde mich natürlich freuen, wenn ich eingeladen werde … Wenn RTL oder Sat.1 oder ProSieben sagt: „Komm, wir fliegen dich rüber und du berichtest für uns!“ Das wäre die Krönung! (lacht)

Notfalls könnten Sie ja auch privat nach London reisen, dann müssten Sie dort auch nicht arbeiten.

Ich glaube, wenn wir dann wieder problemlos reisen können, würde ich das auf jeden Fall machen. Ich habe schon im Kalender eingetragen, dass wir die Tage in London verbringen.