Herr Hehn, Sie sollten schon vor zwei Jahren bei den Karl-May-Spielen die Titelrolle des Stücks „Der Ölprinz“ spielen. Dann kam Corona. Wie haben Sie die lange Zwangspause überbrückt?
Ich lebe auf dem Land, da haben wir wenig von Corona mitbekommen. An unserer Lebensweise hatte sich fast nichts geändert. Ansonsten war ich jedes Jahr bereit dafür loszulegen. Nun ist es endlich soweit, diese wunderbare Herausforderung mitzunehmen.
Wie kam es zu Ihrem Engagement?
Am Kalkberg hatte man schon viele Jahre probiert, mich zu engagieren, leider hatte es aus zeitlichen Gründen nie gepasst. Umso mehr freue ich mich, dass es nun geklappt hat. Denn jetzt bin ich Rentner, und Rentner haben Zeit.
Sie spielen den Edelschurken Grinley. Wie würden Sie ihn beschreiben?
Der Mann geht über Leichen. Grinley ist ein skrupelloser Verbrecher. Ein geldgieriger Betrüger und Mörder in Gestalt eines eleganten Geschäftsmanns. Ein Mann mit tödlichem Charme … Keine leichte Rolle, aber solche Herausforderungen sind die Würze unseres Berufs. Außerdem sind es die Abwechslungen, die dich als Schauspieler weiterbringen.

Welche Botschaft von Karl May passt besonders gut in unsere heutige Zeit?
Das Gute wird siegen, der Kampf gegen das Böse wird gewonnen. Mit Humor und aktuellen Hintergründen … Winnetou ist sehr weise und ein echtes Vorbild für unsere Gesellschaft. Natürlich bleibt es ein Märchen. Aber ich hoffe, die Zuschauer lassen sich inspirieren.
Die Karl-May-Spiele am Kalkberg verbinden Generationen. Warum sind die Geschichten vom Wunsch nach einer heilen Welt Ihrer Meinung nach zeitlos?
Weil das unser Leben bestimmt, wir sehnen uns jeden Tag danach. Leider leben wir in einem System, das vor Jahrtausenden geprägt worden ist und sich nie verändert hat. Reicher, höher, weiter … In tausend Jahren werden die vielleicht Überlebenden sich fragen, warum man nicht schon viel früher damit angefangen hat, das zu ändern, diesen wunderbaren Planeten besser zu verwalten. Denn das wäre eigentlich unsere Aufgabe und Verantwortung.
Ihr Name ist mit zwei der erfolgreichsten deutschen TV-Serien verbunden: dem „Traumschiff“ und der „Schwarzwaldklinik“. Werden Sie noch manchmal auf Ihre Rollen angesprochen?
Ja, immer wieder. Ein gutes Gefühl, nicht ganz so sinnlos durch die Welt gelaufen zu sein …

Waren diese Parts für Sie vielleicht nicht nur Segen, sondern auch Fluch?
Bestimmt mehr Segen als Fluch. Die Macher hatten ihre Chance, manche haben sie genutzt und waren erfolgreich, andere haben mich in die Schublade gesteckt und vielleicht übersehen.
Bis zu 28 Millionen Menschen saßen damals vereint vor den Fernsehgeräten. Von diesen Spitzenquoten können die TV-Sender heute nur noch träumen.
Das waren Straßenfeger. Doch ehrlicherweise sollte man erwähnen: Es gab nur drei Programme. Der Zuschauer war uns damals fast ausgeliefert. Aber zu der Zeit waren wir auch viel bemühter, man wollte etwas ganz Besonderes herstellen. Heute ist es meistens Fast Food wegen zu vieler unnützer Sender. Dem stehen sehr gute Streamingdienste gegenüber – alle sehr professionell und zu Recht sehr erfolgreich. Dem öffentlich-rechtlichen Rundfunk jedenfalls laufen langsam die Zuschauer davon. Und warum? Zu Recht!
Ihre Kollegin Barbara Wussow war auch schon bei den Karl-May-Spielen dabei. Hat sie Ihnen vielleicht Tipps gegeben?
Barbara hat mir erzählt, dass sie auch dabei war und dass ich bestimmt auch viel Spaß haben werde. Und sie hatte Recht: Es macht mir riesig Spaß – noch mehr, als ich gedacht hatte.