Herr Alexander, Boris Becker gewann 1985 zum ersten Mal Wimbledon. Sie selber sind 1999 auf die Welt gekommen. War er Ihnen vorher ein Begriff?

Ich wusste, dass er etwas Großes im Tennis erreicht hat, aber ich wusste nicht genau was. Erst im Casting-Prozess habe ich erfahren, was Boris Becker alles geleistet hat, und dass er immer noch der erfolgreichste deutsche Tennisspieler aller Zeiten ist – erst da wurde mir klar, was für eine Legende er war. Das ist schon Freude und Verantwortung zugleich.

Mussten Sie erst mal mit Ihren Eltern sprechen, um eine Ahnung davon zu bekommen, was sein Sieg bedeutet hat?

Meine Eltern haben mir davon erzählt, wie sehr Becker die Nation bewegt hat. Mein Opa mütterlicherseits war begeisterter Tennisspieler. Er lebt nicht mehr, aber meine Mutter hat gesagt: Wenn er wüsste, dass ich Boris Becker spiele, er würde durchdrehen.

Wie sind Sie zu der Rolle gekommen?

Es gab mehrere Castings, bei einem davon sollte ich ein wenig Tennis spielen. Danach dachte ich, okay, die Rolle habe ich nicht, weil mein Tennis zu diesem Zeitpunkt wirklich grottig war. Irgendwann war aber klar, dass der Regisseur mich unbedingt haben möchte, nur die Produzenten haben gezögert, weil ich so dünn war. Als ich dann besetzt wurde, musste ich zunehmen – mein Alltag bestand nur noch aus Tennisspielen, Fitnessstudio und Essen. Zum Glück arbeitet mein Bruder in einem Sterne-Restaurant, er hat mir Essen zubereitet. So habe ich es geschafft, mehr als zehn Kilo Muskelmasse zuzunehmen.

Wie gut können Sie Tennis spielen?

Kurz gesagt: Vorher war mein Bruder besser, jetzt putze ich ihn vom Platz. Ich musste für die Rolle drei Monate lang fünfmal die Woche Tennis trainieren, zum Glück hatte ich einen tollen Trainer. Ich musste Beckers Bewegungen auf dem Platz verinnerlichen, ich habe mir alles angeguckt, was es an Videos von ihm gibt, und ich habe jeden Tag stundenlang vor dem Spiegel trainiert.

Boris Becker (Bruno Alexander) in Wimbledon. Die Szene wurde in Halle/Westfalen gedreht.
Boris Becker (Bruno Alexander) in Wimbledon. Die Szene wurde in Halle/Westfalen gedreht. | Bild: RTL/Wolfgang Ennenbach

Haben Sie sich zur Vorbereitung auch mit ihm getroffen?

Nein. Ich habe aber einen Zoom-Call mit seinem einstigen Trainer Günther Bosch gemacht, er hat mir viele Anekdoten erzählt, das hat mir viel gebracht.

Warum haben Sie sich dagegen entschieden, Beckers charakteristischen badischen Dialekt nachzuahmen?

Zunächst mal ist der Film-Becker nicht gleichzusetzen mit dem echten Boris Becker. Und: Ich wollte Boris Becker nicht mit einem imitierten Dialekt zu einer Karikatur machen. Außerdem wollte ich mich auf Mimik und Gefühle konzentrieren und auf die Frage, was es mit einem Menschen macht, wenn er mit 17 weltberühmt wird.

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Ist Becker eine tragische Figur?

Mich interessiert und beeindruckt der Sportler. Ich finde es krass, dass er dieses hochgesteckte Ziel hatte, Nummer eins zu werden, dem er sehr viel unterordnete, und es am Ende auch schaffte. Davor habe ich riesigen Respekt.

Denken Sie, dass ihm der Film gefällt?

Ich hoffe es auf jeden Fall. Ich denke, die Rolle des Boris Becker ist in unserem Film sympathisch angelegt, zumindest am Anfang. Der Film-Becker wird zwar irgendwann arrogant, aber man versteht immer, was er tut, und dass ein großer Druck auf ihn ausgeübt wurde. Das ist menschlich.

Sie sind eigentlich nicht rothaarig wie Boris Becker, sondern blond …

Stimmt. Ich musste Wimpern und Augenbrauen färben lassen, die Sommersprossen sind Make-up, außerdem trage ich im Film verschiedene Perücken.

Boris Becker, Original (rechts) und „Fälschung“ (links, Bruno Alexander ohne Perücke und gefärbte Augenbrauen).
Boris Becker, Original (rechts) und „Fälschung“ (links, Bruno Alexander ohne Perücke und gefärbte Augenbrauen). | Bild: Georg Wendt/dpa

Und der legendäre Becker-Hecht, den Sie im Film machen, ist echt?

Den habe ich tatsächlich einige Male gemacht – nicht so gut wie Boris Becker, aber ich habe mein Bestes gegeben.

Sind Sie verletzungsfrei geblieben?

Nicht ganz. Die Wimbledon-Szenen haben wir an fünf Tagen gedreht, das war die anstrengendste Woche in meinem Leben. Ich stand von morgens bis abends zwölf Stunden auf dem Platz, habe mich hingeworfen, Aufschläge und Ausfallschritte gemacht – das hat irgendwann dazu geführt, dass ich Zerrungen hatte, ich musste zur Physiotherapie. Aber jetzt bin ich wieder fit.