Frau Catterfeld, fünf Jahre nach Ihrem Album „Guten Morgen Freiheit“ kehren Sie jetzt mit „Change“ auf die Live-Bühne zurück. Auf was dürfen sich die Zuschauer bei Ihrer „Acoustic Tour“ freuen?
Auf ein besonderes Musikerlebnis: Ich wollte schon länger eine akustische Tour mit minimaler Instrumentenbegleitung machen, bei dem ich fast auf Augenhöhe mit dem Publikum sitze. Man ist auf die Stimme fokussiert, und man ist näher am Publikum. Und „Change“ bietet dafür die passenden Songs zwischen Gospel, Soul und R&B – mitreißende Melodien und ehrliche Texte.
Ich werde dabei von dem Gitarristen Manith Bertz begleitet. Der macht so eine tolle Percussion, dass man dafür kein Schlagzeug braucht. Und dann haben wir als Highlight noch drei großartige Gospelsänger, die Gänsehaut-Feeling garantieren.
Warum singen Sie nun komplett auf Englisch? Könnten Sie Ihre Gefühle nicht besser in Ihrer Muttersprache Deutsch ausdrücken?
Ich habe die ersten 20 Jahre meines Lebens nur englisch gesungen. Das lag mir schon immer näher. In der Schule habe ich mich sogar regelrecht geweigert, deutsch zu singen. Da hab ich zu deutschen Liedern nur die Lippen bewegt. (lacht) Weil ich mich beim Deutschsingen einfach nicht so frei fühlen konnte. Das hat sich für mich immer falsch angefühlt, so verkopft und konstruiert.
Der Titelsong „Change“, der aus Ihrer Feder stammt, dreht sich um das große Lebensthema Veränderungen. Was war die Idee dahinter?
Als ich im ersten Lockdown den Song geschrieben hatte, hatte ich das Gefühl: Da verändert sich gerade wahnsinnig viel – sowohl gesellschaftlich als auch in jedem Einzelnen von uns. Wir standen plötzlich vor so einer Wand, haben die Dinge hinterfragt. Es ging mehr um den Kern – darum, was wirklich wichtig ist im Leben.
Viele haben im Lockdown ihren Job verloren, manche haben ihn selber gekündigt und etwas ganz Neues begonnen. Einige haben in dieser Zeit auch eine Chance gesehen, wieder zusammenzurücken. Ich hatte damals das Gefühl: Die ganze Welt verändert sich. Ich selber hatte endlich auch die Zeit gefunden, mich hinzusetzen und das Schreiben eigener Songs ganz durchzuziehen.

Auch privat hat sich in Ihrem Leben einiges verändert …
Ohne Zweifel. Zum Beispiel sind wir auf die Katze gekommen. Ich hatte mir schon immer ein eigenes Haustier gewünscht, hatte aber zu wenig Zeit und war zu viel unterwegs. Bevor unser Sohn in die Schule kam, sind wir sehr viel gereist – vor allem für Dreharbeiten. Da wäre ein Haustier gar nicht möglich gewesen, obwohl ich schon immer ein großer Tierfreund war. Jetzt kann ich mir ein Leben ohne Haustier nicht mehr vorstellen. Vor allem aber ist damit der langersehnte Wunsch unseres Sohnes in Erfüllung gegangen.
Wie sehr füllt Sie Ihre Mutterrolle aus?
Das ist ganz essenziell für mich. Ich liebe es, Mama zu sein, und genieße es, möglichst viel Zeit mit meinem Sohn zu verbringen. In dem Lied „Home“ singe ich auch darüber, dass es keinen Ort gibt, wo ich lieber bin als zu Hause. In den ersten Lebensjahren meines Sohnes hätte ich ganz gut auf meine Arbeit verzichten können, ohne irgendetwas zu vermissen. Das Muttersein hatte mich völlig erfüllt und ausgefüllt.
Jetzt, wo Charlie schon ein bisschen älter ist, finde ich es schon schön, wieder arbeiten zu gehen und eine Prise Freiheit zu genießen. Das tut auch dem Kind gut. Doch wenn ich weg bin, kann ich es gar nicht erwarten, wieder nach Hause zu kommen. Nach Dreharbeiten steige ich immer so früh wie möglich in den Zug, um schnell wieder heimzukehren. Das treibt mich an. Das prägt auch alle meine beruflichen Entscheidungen, denn ich bin above all Mom. Bevor ich ein neues Projekt annehme, steht bei allen Überlegungen an erster Stelle immer mein Sohn.

Eine große Veränderung in Ihrem Leben war für Sie sicherlich auch die Trennung von dem Vater Ihres Kindes, dem Schauspieler Oliver Wnuk. Wie haben Sie es geschafft, sich so freundschaftlich zu trennen?
Wir beide sind selber sehr glücklich darüber, dass wir weiterhin so liebe- und respektvoll miteinander umgehen können. Nicht nur unserem Sohn zuliebe, sondern weil wir so viel Lebenszeit gemeinsam miteinander verbracht haben. Wir sind und bleiben verbunden. Ich weiß, was für ein toller Mensch Oliver ist. Ich bin auch immer noch Teil seiner Patchwork-Familie. Wir sind früher sogar mit seiner Tochter und deren Mutter zusammen in Urlaub gefahren. Das hat prima funktioniert, und wir sind auch heute noch befreundet.
Können Sie nachvollziehen, warum viele Liebesbeziehungen nach der Trennung in einem Rosenkrieg enden?
Eigentlich nicht. Ich sehe überhaupt keinen Grund, sich nach einer Trennung im Streit zu begegnen. Besonders traurig finde ich, wenn bei Trennungen das Ego des Einzelnen mehr im Vordergrund steht als das Wohl der Kinder. Und am Schlimmsten finde ich, wenn die Kinder für die Machtspiele der Eltern missbraucht werden. Da kenne ich leider so viele schlimme Geschichten. Das verstehe ich gar nicht.
Die Kinder sind doch das Allerwichtigste, für die man sein Bestes gibt. Deshalb freuen Oliver und ich uns auch so sehr, dass wir unseren respektvollen Umgang miteinander in aller Freundschaft fortsetzen können. Wir hatten schließlich eine wunderschöne gemeinsame Zeit.
Oliver Wnuk ist gebürtiger Konstanzer. Wird es Sie auch weiterhin an den Bodensee ziehen?
Ich liebe den Bodensee. Ich finde, das ist die schönste Gegend Deutschlands. Obwohl meine Heimatstadt Erfurt auch wunderschön ist, hat Konstanz mit dem See und der Nähe zu den Bergen noch mal ein ganz besonderes Flair. Mir ist dort alles sehr vertraut, und die Landschaft ist traumhaft schön. Auch die Großeltern unseres Sohnes – Olivers Eltern – leben ja immer noch dort sowie liebe Freunde. Die Verbindung zu Konstanz und dem Bodensee wird also immer bleiben.