Graugrünes Gras statt weißer Winterpracht: Die Bilder aus den Skigebieten machten zuletzt wenig Lust auf Skifahren. Dass der Abfahrtssport durch Anreise, eingehegte Landschaften und energieintensive Seilbahnen nicht gerade umweltschonend ist, war auch der Autorin, selbst Skifahrerin, längst klar. Doch der Umstand, dass der Klimawandel einem direkt vor Augen geführt wird, macht das schlechte Klimagewissen noch größer. Vor allem, wenn man bedenkt, dass in Zukunft ohne Schneekanonen eigentlich nichts mehr geht.

Mitte Januar in Ruhpolding: Skifahrer fahren bei schönem Wetter auf einer Skipiste – drumherum Wiese.
Mitte Januar in Ruhpolding: Skifahrer fahren bei schönem Wetter auf einer Skipiste – drumherum Wiese. | Bild: Sven Hoppe

1. Die Schneesicherheit ist nicht mehr gegeben

„Es gibt in Europa keine Skigebiete mehr, die schneesicher sind“, sagt die Straßburger Geografieprofessorin Carmen de Jong. Also so, dass man zwischen dem 1. Dezember und Ende März jederzeit Skifahren kann. Der Klimawandel macht sich in den Mittelgebirgen wie in den Alpen zunehmend bemerkbar. Besonders in niedrigen Lagen wird es immer schwerer, beschneite Pisten anzubieten.

Da muss man nicht nur auf das aktuelle Jahr schauen. Eine Langzeitstudie vom Südtiroler Institut Eurac Research in Bozen zeigte 2021: Unterhalb von 2000 Metern liegt in den Alpen heute weniger Schnee als noch vor 50 Jahren. Die mittlere Schneehöhe in den Monaten November bis Mai ist demnach pro Jahrzehnt um 8,4 Prozent zurückgegangen.

2. Der Spaßfaktor leidet – und die Gefahr lauert

Im Winter in die Berge zum Skifahren – das ist ja eigentlich die ultimative Winterwonne. Der Schnee glitzert, drumherum leuchten die Gipfel – idealerweise – im Sonnenschein, die Tannen tragen Schnee-Kapuzen, der Schnee knirscht unter den Brettern: So stellt sich der Winterurlauber das vor.

Die Realität sieht vielfach anders aus. Statt weißer Pracht und geschlossener Schneedecke erwartet den Skifahrer häufig nur noch eine schmale Piste mit Kunstschnee, 100 Meter, auf denen man seine Kurven abfahren kann. Daneben blickt man auf graubraune Wiese und Matsch. Das ist nicht nur gefühlt ein Nachteil. Der Klimawandel verengt auch die Pisten, was zu eingeschränktem Fahrvergnügen führt und vermehrt zu Unfällen. Felsen und Steine, die nicht von meterhohem Schnee bedeckt sind, können lebensgefährlich sein.

3. Die Umwelt wird belastet

Um den mangelnden Schneefall auszugleichen, setzen die Skigebiete auf Kunstschnee. Auch wenn sich inzwischen auch Skiorte gerne mit dem Label „Klimaneutral“ grünwaschen, ist klar: Wirklich klima- und umweltfreundlich ist das Beschneien kaum.

Pro Hektar Kunstschnee braucht man in einer Saison mehr als vier Millionen Liter Wasser. Dieses kommt häufig von weit her, laut de Jong wird auch Grundwasser angezapft. Der Energieverbrauch ist extrem hoch. Rechnet man das Ergebnis einer Umfrage des „Service d‘Études et d‘Aménagement Touristique de la Montagne“ in Frankreich auf die Alpen hoch, verbrauchen die alpinen Schneekanonen jährlich so viel Energie wie 130.000 Vier-Personen-Haushalte.

4. Skifahren ist ein teures Vergnügen

Ski alpin muss man sich leisten können und wollen. In Folge der Energiekrise haben die Preise vielfach angezogen. Die 50 größten Skigebiete in Deutschland, Österreich und der Schweiz haben die Preise für Tagestickets zur Liftnutzung in dieser Saison um durchschnittlich acht Prozent erhöht, wie eine Analyse der „Neuen Zürcher Zeitung“ und des Webportals skiinfo.de ergab.

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In Deutschland stiegen die Preise demnach um zwölf Prozent, am Kranzberg bei Garmisch-Partenkirchen waren es gar 23 Prozent. Etwa ein Viertel der Verbraucher verzichtet deswegen und wegen der Inflation in diesem Jahr einer Yougov-Unfrage zufolge lieber auf den Winterurlaub.

5. Urlauber haben auch andere Möglichkeiten

Es muss nicht immer Ski-Abfahrt sein. Man kann auch beim Wandern die Seele baumeln lassen. „Der Wintersport wird vielfältiger“, erkennt auch Stefan Merkt, der Geschäftsführer von Schöffel Sport. „Das Thema Ski wird von der Bedeutung etwas reduziert, Wandern wird wichtiger.“ Durch den schwindenden Schneefall ist Radfahren früher und länger im Jahr möglich. Das bietet den Wintersportorten eine Perspektive für eine Zukunft mit immer weniger Schnee. (mit dpa)