„Manche trauen uns mehr zu als in Bayern erfolgreich zu sein“, hatte der bayerische Ministerpräsident und CSU-Vorsitzende Markus Söder kürzlich auf dem CSU-Parteitag gesagt. Wer wollte, konnte daraus ablesen, dass der CSU-Chef allen gegenteiligen Bekundungen zum Trotz ein bundespolitisches Engagement vielleicht doch nicht ganz ausschließt. Und inzwischen wollen es doch einige – aus den unterschiedlichsten Motiven.

Plädoyer für einen Kanzlerkandidaten Söder

Am Mittwoch meldete sich CDU-Europapolitiker Elmar Brok zu Wort mit einem mehr oder weniger klaren Plädoyer für einen Unions-Kanzlerkandidaten Söder zu Wort.

Würde Söder gerne als Kanzlerkandidaten der Union sehen: CDU Europapolitiker Elmar Brok.
Würde Söder gerne als Kanzlerkandidaten der Union sehen: CDU Europapolitiker Elmar Brok. | Bild: Kay Nietfeld/dpa

Für den CSU-Landtagsabgeordneten und früheren bayerischen Justizminister Winfried Bausback ist es „keine Frage“, dass Söder „Kanzler“ könnte:  „Er hat eine breite Erfahrung, war Generalsekretär der CSU und hat in Bayern vor seiner Wahl zum Ministerpräsidenten als Minister verschiedenen Ressorts geführt“. 

Zuraten möchte Bausback seinem Parteichef aber nicht. Er werde „in Bayern gebraucht. Gerade in schwierigen Zeiten sind Stetigkeit und Führung in Bayern wichtig“.

Das könnte Sie auch interessieren

Der frühere Chef der bayerischen Staatskanzlei, Eberhard Sinner, sagt es deutlicher: Er rate Söder „dringend, die Finger davon zu lassen“. Wichtiger sei es, konsequente Politik zu machen und die Koalition auf Bundesebene zu stabilisieren.

Söder: Habe in Bayern „Traumjob“ gefunden

Für den CSU-Bundestagsabgeordneten Max Straubinger stellt sich die Frage derzeit zwar nicht, er fügt aber hinzu: „Beide Parteivorsitzende sind prädestiniert für eine Kanzlerkandidatur“.

Die Vorsitzende der CSU-Frauen-Union Ulrike Scharf sagte, Söder habe „absolut die Fähigkeiten und Voraussetzungen Deutschland in eine gute Zukunft zu führen“. Die Personalfrage stelle sich aber im Moment nicht. Söder habe sich positioniert. Die Union sei „gut beraten, sich auf klare Profile zu konzentrieren“, fügte die bayerische Ex-Umweltministerin hinzu.

Das könnte Sie auch interessieren

Söder selbst bleibt erst einmal dabei: Er habe in Bayern seinen „Traumjob“ gefunden. Das bedeute nicht, dass er sich auch national „für die Union einbringen werde“, jedoch „als Ministerpräsident und CSU-Vorsitzender“.

Markus Söder, Ministerpräsident von Bayern, steht im Museum der Bayerischen Geschichte neben einer Büste von Franz Josef Strauß, seinem ...
Markus Söder, Ministerpräsident von Bayern, steht im Museum der Bayerischen Geschichte neben einer Büste von Franz Josef Strauß, seinem berühmten Vorgänger. | Bild: Südkurier

Die Ausgangslage ähnelt den Bedingungen kaum, unter denen seinerzeit die CSU-Vorsitzenden Franz Josef Strauß und Edmund Stoiber zum gemeinsamen Kanzlerkandidaten der C-Parteien gekürt wurden.

 Lage bei der Schwesterpartei ist unübersichtlich

Sowohl Strauß wie auch Stoiber konnten auf solide Wahlerfolge in Bayern verweisen, Söder weniger. Die 37,2 Prozent, welche die CSU bei der Landtagswahl vor einem Jahr einfuhr, markierten eher einen Tiefpunkt. Damals machten die CDU-Vorsitzenden Helmut Kohl und Angela Merkel den bayerischen Bewerbern Platz. 

Dieses Mal ist die Lage bei der Schwesterpartei jedoch höchst unübersichtlich. Söder wäre nicht der erste Unions-Kanzlerkandidat, der frühere Beteuerungen einsammeln müsste. Als geflügeltes Wort ist die Ansage von Franz Josef Strauß aus dem Jahr 1968 in die Geschichte eingegangen, er werde eher Ananas in Alaska züchten als für das Amt des Bundeskanzlers zu kandidieren.