Die Entscheidung des Düsseldorfer Oberlandesgerichts, den Prozess um die Konstanzer IS-Rückkehrerin Sarah O. hinter geschlossenen Türen zu führen, ist fatal. Denn das Interesse der Öffentlichkeit hat seine Berechtigung. Es geht um den Umgang mit IS-Rückkehrern – das geht alle etwas an. Mit einer öffentlich geführten Verhandlung hätte man womöglich auch jene erreichen können, die sich noch immer an den vermeintlichen Wahrheiten des IS festhalten.
Auch eine Jugendliche kann ermessen, was sie tut
Die Begründung des Gerichts für den Ausschluss der Öffentlichkeit ist fragwürdig. Demnach müsse die Angeklagte vor einer Stigmatisierung geschützt werden. Gerade weil ihr die Versklavung von zwei Frauen und einem Mädchen jesidischen Glaubens vorgeworfen wird. Mag sein, dass Sarah O. in der Tatzeit zumeist minderjährig war. Sie ging mit 15 nach Syrien und begann mit 16, aktiv für den IS zu arbeiten, bis sie 19 Jahre alt war, so die Anklage.
Doch auch eine Jugendliche kann ermessen, was sie tut. Rationale Schlussfolgerungen ziehen, verstehen, welche Konsequenzen ihr Handeln hat. Wer Menschen aktiv versklavt – sollte sich der Tatvorwurf bestätigen – kann dies nur bewusst tun.
Das Jugendstrafrecht legt zugrunde, dass junge Menschen Straftaten begehen können. Andernfalls wären sie nicht strafmündig. Dass Sarahs künftige Entwicklung von diesem Prozess beeinflusst wird, steht außer Frage.
Für die Jesiden ist das eine besonders bittere Pille
Das aber geschieht mit oder ohne die Beobachtung durch die Medien. Es geht nicht darum, sie als Menschen zu stigmatisieren. Aber es geht darum, Licht ins Dunkel zu bringen – was tatsächlich in Syrien geschehen ist. Und Klarheit zu schaffen. Das bleibt der Öffentlichkeit mit dem Ausschluss nun verwehrt.
Für die Glaubensgemeinschaft der Jesiden ist das eine besonders bittere Pille. Sie haben besonders unter dem Terror des sogenannten Islamischen Staats gelitten. Zeugen berichten von grausamer Folter und Vergewaltigungen jesidischer Frauen. Sie hätten verdient, dass die Wahrheit ans Licht kommt. In aller Öffentlichkeit.