Weil sich die SPD und ihr Kanzlerkandidat Olaf Scholz in den vergangenen Wochen an die Spitze der Umfragen geschoben haben, stehen Union und Grüne unter Druck. Vier Wochen vor der Wahl haben die Spitzenkandidaten Armin Laschet (Union) und Annalena Baerbock (Grüne) in der ersten der drei TV-Diskussionen versucht, wieder in die Offensive zu kommen. Sowohl Laschet als auch Baerbock stritten emotional bei den großen gesellschaftlichen Themen, während Scholz seinem unaufgeregt-sachlichen Stil treu blieb. Hinter Laschet als auch hinter Baerbock liegen schwere Wochen. Die Zustimmung zu ihren Parteien und ihre persönlichen Werte sind steil abgefallen.

Laschet greift Kontrahenten Scholz gleich zu Beginn an

Laschet hatte aus seiner von Angst ergriffenen Union den Auftrag erhalten, ein Zeichen zu setzen. Und so ging der 60-Jährige seinen Kontrahenten Scholz gleich zu Beginn an. Als Anlass diente ihm der überstürzte Abzug aus Afghanistan und die Bewaffnung der Bundeswehr mit Kampfdrohnen, die die SPD blockiert hatte. Und das hielt er Scholz unter die Nase. „Wir werden unsere Bundeswehr besser ausstatten müssen“, sagte er in der von den TV-Sendern RTL und N-TV ausgerichteten Diskussion der drei Kanzler-Kandidaten.

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Die beiden in den letzten Wochen durch eigenen Patzer in das Hintertreffen geratenen Politiker machten in der lebhaften Diskussion keine Fehler – genauso wenig wie Scholz, der von der Schwäche der anderen profitiert hatte. Baerbock konnte sich behaupten, so dass aus dem Dreikampf kein Duell wird.

Sinkende Umfragewerte für die CDU

Laschet war als Favorit in den Wahlkampf gestartet. Doch wenn er noch der Nachfolger von Bundeskanzlerin Angela Merkel werden will, dann ist es für ihn höchste Zeit, nach vorne zu kommen. Eine neue Umfrage zeigte vor der TV-Debatte seine ganze Misere. Unter ihm geht es bergab für die Union. Sie kommt in der Umfrage der Meinungsforscher von Insa nur mehr auf 21 Prozent und liegt damit hinter den Sozialdemokraten. Anfang des Jahres lag die Union noch bei 36 Prozent – ein Minus von 15 Punkten. Je näher der Abschied von Langzeit-Kanzlerin Merkel rückt, desto stärker bröckeln die schwarzen Schwesterparteien ab. Laschet hat dem bislang nichts entgegensetzen können

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Vier Wochen vor dem Wahltag will er den steten Abstieg stoppen und den Umschwung einleiten. In der Welt am Sonntag veröffentlichte er einen Gastbeitrag, wie er die Energiewende gestalten und den Klimawandel bremsen will.

Die Diskussion der Kanzlerkandidaten läuft auf einem Bildschirm in einem VIP Zelt, auf dem Bildschirm Armin Laschet (CDU).
Die Diskussion der Kanzlerkandidaten läuft auf einem Bildschirm in einem VIP Zelt, auf dem Bildschirm Armin Laschet (CDU). | Bild: Michael Kappeler/dpa

Laschet muss noch viel Boden gutmachen

Seine Wirkung auf die Wähler aufpolieren soll nun ein Kompetenzteam mit frischen Köpfen. Der 60-Jährige will es am Montag der Öffentlichkeit vorstellen, wie die CDU bestätigte. Die Mitglieder der Laschet-Mannschaft sollen je für ein bestimmtes Thema stehen, das im verbleibenden Monat bis zur Wahl beackert werden soll. Dazu gehören die innere und äußere Sicherheit, Wachstum trotz klimafreundlichen Umbaus der Wirtschaft sowie die Modernisierung des Staates.

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Um das Blatt zu wenden, muss Laschet noch viel Boden gutmachen. Bei einer Direktwahl des Kanzlers würden derzeit laut dem Deutschlandtrend der ARD nur 16 Prozent der Wählerinnen und Wähler Laschet ihre Stimme geben. Der SPD-Spitzenmann bekäme mit 41 Prozent deutlich mehr. Annalena Baerbock erreichte derzeit 12 Prozent.