Nina Feger

Vitamin K2 und Blutverdünner: Diese Kombination sorgt immer wieder für Unsicherheit. Jahrzehntelang wurde empfohlen, Vitamin K2 bei der Einnahme von blutverdünnenden Medikamenten strikt zu meiden, da ein erhöhtes Risiko für Wechselwirkungen und eine gestörte Blutgerinnung befürchtet wurde. Doch was sagt die Wissenschaft heute? Ist das Vitamin weiterhin tabu, oder gelten heute neue Empfehlungen? Dieser Artikel zeigt, wie Vitamin K2 und Blutverdünner tatsächlich zusammenwirken und worauf Sie bei der Einnahme achten sollten, um Risiken zu vermeiden.

Was ist Vitamin K2 und wofür ist es gut?

Vitamin K2 ist laut der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE), neben Vitamin K1, eine der wichtigsten Formen des Vitamins. Während Vitamin K1 überwiegend in pflanzlichen Lebensmitteln vorkommt, findet sich Vitamin K2 vor allem in tierischen Lebensmitteln und fermentierten Produkten. Im Laufe des Lebens steigt der Bedarf an Vitamin K2 immer weiter an. Die DGE empfiehlt Kindern eine tägliche Aufnahme von etwa 15 Mikrogramm. Erwachsene sollten täglich rund 70 Mikrogramm aufnehmen, wobei Männer einen etwas höheren Bedarf haben als Frauen.

Das fettlösliche Vitamin übernimmt im Körper verschiedene wichtige Aufgaben. Die Gesellschaft für angewandte Vitaminforschung (GVF) nennt insbesondere folgende Wirkungen von Vitamin K:

  • Unterstützung der Blutgerinnung

  • Erhaltung der Knochengesundheit

  • Schutz der Blutgefäße

Wer nicht genug Vitamin K2 aufnimmt, riskiert vor allem im Alter gesundheitliche Probleme. Besonders für Frauen nach der Menopause empfiehlt die GVF auf eine ausreichende Versorgung mit Vitamin K2 zu achten, um das Risiko für Knochenbrüche und Osteoporose zu verringern.

Was sollte bei der Einnahme von K2 beachtet werden?

Für gesunde Menschen ist eine zusätzliche Einnahme von Vitamin K2 laut der Verbraucherzentrale in der Regel nicht erforderlich. Denn Vitamin K2 kann ausreichend über eine abwechslungsreiche Ernährung mit tierischen Lebensmitteln und fermentierten Produkten aufgenommen werden. Besonders junge Erwachsene zwischen 15 und 24 Jahren neigen jedoch dazu, nicht genügend Vitamin K2 zu sich zu nehmen.

Wer zusätzlich Vitamin-K2-Supplemente einnehmen möchte, sollte dabei einige wichtige Punkte beachten. Wie die Verbraucherzentrale betont, gehört Vitamin K2 zu den fettlöslichen Vitaminen. Bei diesen kommt es besonders auf die richtige Dosierung an. Fettlösliche Vitamine werden nämlich, wie das MSD Manual beschreibt, nicht wie wasserlösliche Vitamine über den Urin ausgeschieden. Stattdessen werden sie in der Leber und im Fettgewebe gespeichert. Werden also zu große Mengen an fettlöslichen Vitaminen wie auch Vitamin D oder A aufgenommen, können sich diese im Körper anreichern und das Risiko für eine Überdosierung erhöhen.

Ob zu viel Vitamin K2 tatsächlich schädlich ist, wurde der Verbraucherzentrale zufolge bisher zwar nicht abschließend erforscht. Trotzdem rät das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR), die Tageshöchstmenge von 25 Mikrogramm Vitamin K2 in Nahrungsergänzungsmitteln nicht zu überschreiten. Auf diese Weise lässt sich das Risiko einer Überversorgung weitgehend vermeiden.

Darf man Vitamin K2 mit Blutverdünnern einnehmen?

Vitamin K ist, wie die GVF erklärt, essenziell für die Bildung von Gerinnungsfaktoren in der Leber und damit für die normale Blutgerinnung. Blutverdünner wie Marcumar oder Warfarin zählen, wie das Medikamentenlexikon der Schweiz aufführt, zu den sogenannten Vitamin-K-Antagonisten. Sie hemmen gezielt die Wirkung von Vitamin K, sodass weniger Gerinnungsfaktoren gebildet werden und die Blutgerinnung verlangsamt wird. 

Lange Zeit wurde deshalb empfohlen, den Verzehr von Vitamin-K-reichen Lebensmitteln zu reduzieren, um die Wirksamkeit der Medikamente nicht zu beeinträchtigen. Neuere Studien zeigen jedoch, dass eine konstante Zufuhr von Vitamin K sogar von Vorteil sein kann. Wie auch das Institut für Ernährungsmedizin der TU München bestätigt, beeinflussen Vitamin-K-reiche Lebensmittel die Wirkung der Blutverdünner weniger stark als früher angenommen. Statt eines kompletten Verzichts sollte vielmehr auf Folgendes bei einer gleichzeitigen Einnahme geachtet werden:

  1. Keine abrupten Ernährungsumstellungen: Die Aufnahme von Vitamin K über die Nahrung sollte möglichst konstant bleiben. Veränderungen wie eine plötzliche Umstellung auf fettarme Kost oder eine starke Steigerung der Vitamin-K-Zufuhr können Schwankungen der Blutgerinnung verursachen. Ein dauerhafter Mangel an Vitamin K durch die Medikamente kann laut der GVF zudem das Risiko für Osteoporose erhöhen. Wichtig ist hierbei also nicht zu wenig, aber auch nicht zu viel Vitamin K aufzunehmen und große Schwankungen in der Ernährung zu vermeiden.

  2. Regelmäßige Kontrollen des INR-Werts durchführen: Wer Blutverdünner einnimmt, sollte laut dem Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG) regelmäßig den Gerinnungswert des Blutes (INR) vom Arzt überprüfen lassen. So kann die optimale Wirkung der Medikamente sichergestellt und Komplikationen vermieden werden.

  3. Nahrungsergänzungsmittel nur nach ärztlicher Absprache einnehmen: Von einer eigenständigen Einnahme von Vitamin-K2-Supplements wird eher abgeraten. Wie auch das BfR empfiehlt, sollte die Einnahme von Vitamin-K-Präparaten immer ärztlich abgestimmt werden.