Auf dem Eis kann es ziemlich ruppig zugehen. Harte Checks in die Bande, und auch die ein oder andere Prügelei findet im Eishockey statt. Ein Leistungssport eben, der den Spielern einiges abverlangt – auch Christopher Fischer vom Eishockey-Erstligisten Schwenninger Wild Wings. Die Besonderheit des 31-Jährigen in seiner Mannschaft: Er ernährt sich vegan. Doch pflanzliche Nahrung und knallharter Leistungssport, ist das überhaupt kompatibel?
Seit Jahren Verzicht auf Tierprodukte
Für den Eishockey-Profi Fischer, der seit 2006 in der höchsten deutschen Eishockeyliga, spielt, ist das keine Frage. Im Gegenteil, vielmehr zeigt der Profi, dass das sogar sehr gut möglich ist. Seit mittlerweile siebeneinhalb Jahren lebt Fischer vegan und verzichtet damit auf Tierprodukte wie Fleisch, Käse und Milch.
„Für mich steht das Tierwohl an erster Stelle. Deshalb ernähre ich mich vegan“, erklärt Fischer im Gespräch mit dem SÜDKURIER.
Als er sich näher mit der Materie der Tierhaltung befasst hatte, kam er zu dem Entschluss, auf tierische Produkte zu verzichten. Und das zu einer Zeit, als der vegane Lebensstil wenige Berührungspunkte mit Spitzensport hatte wie heutzutage. Prominente Spitzensportler wie Formel-1-Rennfahrer Lewis Hamilton, Fußball-Weltstar Lionel Messi, Luca Waldschmidt vom SC Freiburg und Christopher Lenz vom 1. FC Union Berlin verzichten mittlerweile – zumindest vorübergehend – auf tierische Produkte.
„Vor sieben Jahren jedoch war das Wissen noch nicht so wie heute“, erinnert sich Fischer. Nach seiner radikalen Umstellung von Fleisch auf pflanzliche Nahrung sei er eher belächelt worden. „‘Wenn man kein Fleisch isst, ist man doch schwach‘“, zitiert er einen damaligen Trainer. Dieser ließ ihn schnurstracks im Kraftraum zum Bankdrücken antreten. „Als ich dort dann Leistung zeigen konnte, war das Thema erledigt“, erinnert sich Fischer mit einem Schmunzeln. Heute gäbe es kaum noch komische Blicke, sagt der Eishockey-Profi.
Bei Oma gibt es die Ausnahme
Und wie gut klappte der Verzicht auf Fleisch über die vergangenen Jahre? „Sehr gut. Ich habe es mit dem Fleischverzicht konsequent durchgezogen“, erklärt der 31-Jährige. Mittlerweile gebe es schließlich gute Ersatzprodukte, falls die Lust auf einen Burger kommt, fügt er hinzu. Trotzdem gibt es bei anderen Produkten wie Milch oder Eiern ab und an eine Ausnahme, gibt der Eishockeyprofi zu. „Wenn ich bei meiner Oma bin, esse ich auch den nicht veganen Kuchen. Meine Oma kann mit dem Wort vegan schon nichts anfangen“, sagt Fischer und lächelt. „Aber da weiß ich wenigstens, woher die Eier kommen.“
Doch muss man durch den Verzicht auf tierische Produkte nicht viele Tabletten zu sich nehmen, um eventuelle Mangelerscheinungen auszuschließen? „Nein“, lautet die Antwort des gebürtigen Heidelbergers. „Das einzige, was er nicht über die Nahrung zu sich nehmen kann, ist Vitamin B12. Dort nimmt Fischer ein Flüssigpräparat ein. „Das wird aber auch den Kühen in der Viehzucht verabreicht“, behauptet der 31-Jährige. „So nehme ich es wenigstens selber und lasse die armen Tiere in Ruhe“, erklärt der Eishockeyprofi mit Blick auf das Tierwohl.
Nicht immer geht es ums Tierwohl
Um dieses geht es jedoch nicht allen veganen Sportlern. Andere ließen sich für ihre Ernährungsumstellung vor allem von den für Sportler angepriesenen Vorteilen überzeugen. So wie der Regionalliga-Kicker Dennis Klose. Der Torhüter des 1. FC Rielasingen-Arlen verzichtet seit mehr als zwei Monaten auf Fleisch, Fisch und Milchprodukte.
Aufmerksam wurde er vor allem durch die Dokumentation „The Game Changer“. Dort geht es um die Umstellung der Ernährung von Athleten sowie um die Vorzüge der veganen Ernährung, „zum Beispiel schnellere Regenerationszeit durch den Verzicht von Tierprodukten“, erklärt Klose. Der Torhüter sei bisher „sehr zufrieden“ mit der Umstellung.
Nicht jeder bleibt zu 100 Prozent dabei
Für manche geht der Weg aber auch wieder zurück zum tierischen Produkt, wie bei Fynn Beckmann. Ebenfalls angefixt durch „The Game Changer“, probierte der Zweitliga-Handballer der HSG Konstanz die rein pflanzliche Ernährung für drei Wochen aus. „Vor allem die entzündungshemmende Wirkung hat mich interessiert“, erklärt Beckman den Schritt zur Umstellung.
Die hat ihn jedoch vor Herausforderungen gestellt: „Vegan zu leben kostet in meinem Fall viel Vorplanung, da zum Beispiel bei Auswärtsspielen vor allem Fleischgerichte serviert werden. Dann kann man nur sich selber etwas vorkochen.“ Außerdem, so Beckmann, habe er vor allem ein tierisches Produkt vermisst: das Ei. Das Projekt vegane Ernährung hat er aufgegeben. Für kurze Zeit war er jedoch einer von vielen Sportlern, die auf eine rein pflanzliche Ernährung setzen – trotz oder gerade wegen ihrem Leistungssport.