Auch am Ende dieser Saison heißt der Deutsche Meister Berlin Recycling Volleys. Nichts Neues also in der Volleyball-Bundesliga, die seit 2016 nur einen Meister kennt. Und doch endeten die Play-offs 2021 mit einer echten, faustdicken Überraschung: Der VfB Friedrichshafen verliert dreimal hintereinander!
Rückblick auf 2019
Rückblick auf das Finale in der letzten, ohne Coronapandemie regulär zu Ende gespielten Saison. Auch 2018/19 war der VfB Friedrichshafen Hauptrundensieger, Berlin Dritter. Damals allerdings nur marginal von einander getrennt. Nicht wie jetzt neun, nur drei Punkte betrug 2019 der Abstand. Die Meisterfrage war damals aber trotzdem nicht schon nach drei für den VfB, sondern erst nach fünf packenden Partien beantwortet. Der BRV triumphierte in der Friedrichshafener ZF-Arena nach einem 16:14 im Tiebreak. Eine ähnlich enge Kiste hatten sich jetzt alle Fans vom Duell der beiden besten deutschen Teams erhofft.
Danach war der Ofen aus
Daraus wurde nichts. Nur einmal hatten die Männer von Trainer Michael Warm eine reelle Siegchance. Danach war der Ofen aus. Warm: „Berlin war die stärkere Mannschaft und das müssen wir anerkennen. Ich ziehe vor meiner Mannschaft, nach dieser schwierigen Saison, trotz allem meinen Hut.“
Quarantäne wirft VfB zurück
„Uns hat die Quarantäne nach der Coronainfektion zurückgeworfen“, kennt Warm einen Grund. Vier Spieltage vor Saisonschluss 14 Tage ohne Training, dass warf den Rekordmeister echt zurück. Die grandiose Hauptrundenform war erst einmal weg, konnte auch nie mehr ganz zurückgeholt werden. Ganz anders lief es für Berlin. „Wir haben die letzten drei Monate mit allen spielen können, haben einen Lauf gehabt“, freut sich Mittelblocker Anton Brehme nach „megageilen Spielen“ über seine erste Meisterschaft.
Misslungener Play-off-Einstieg
Ohne Topniveau und trotz 2:0- und 16:13-Führung im dritten Satz, nicht zuletzt wegen strittigen Schiri-Entscheidungen, das erste Finalspiel in der Zeppelin Cat Halle A1 verloren (auch der erzwungene Umzug aus der wegen möglicher Einsturzgefahr gesperrten ZF-Arena musste die Mannschaft erst einmal verdauen): Enttäuscht waren Michael Warm und seine Spieler ob des misslungenen Einstieg, klar. Sie wollten aber „alles tun, die Aufgabe annehmen“. Der Geist war willig, das Fleisch schwach.
Geschwächt, durch Verletzungen im ungünstigsten Moment. Mittelblocker Nehemia Moté an der Schulter, Libero Markus Steuerwald spielte mit eingegipstem Daumen. Und vielleicht das größte VfB-Manko angesichts der Aufschlagwucht des BRV: Martti Juhkami, mit der beste Friedrichshafener Annahmespieler, fehlte am vergangenen Donnerstag aus familiären Gründen.
14. Meistertitel alles andere als selbstverständlich
Aber selbst für einen VfB in allerbester Form wäre der 14. Meistertitel alles andere als selbstverständlich gewesen. Nicht gegen diesen BRV. „Für mich waren die Berliner“, erläutert Michael Warm, „sie konnten in der Hauptrunde verletzungsbedingt nicht alles abrufen, was sie drauf haben, das beste Team, das Berlin je hatte.“ Friedrichshafen hat viele hervorragende Volleyballer, Diagonalangreifer Linus Weber zum einen, Markus Steuerwald auch. Aber es hatte in den Play-offs keinen herausragenden. Diagonalangreifer Benjamin Patch, Zuspieler Sergej Grankin oder Außenangreifer Samuele Tuia, um nur drei zu nennen, spielen für Berlin.
Keine Lust auf jubelnden BRV in Friedrichshafen
„Es macht keinen Spaß“, klagte Simon Tischer, Aufsichtsrat-Vorsitzender der VfB Volleyball GmbH und mit dem VfB Champions-League-Sieger 2007 in Moskau, „Berlin in Friedrichshafen erneut jubeln zu sehen.“ Soll sich der Zustand ändern, hat der VfB bis zum kommenden Saisonbeginn ein paar knackige Probleme zu lösen. Linus Weber, bester Angreifer der Liga, und Libero-Urgestein Markus Steuerwald (mit Unterbrechung neun Jahre in Friedrichshafen und als 17-Jähriger 2007 zum besten Libero der Final Four in Moskau gewählt) verlassen den Verein. Die Gespräche mit Michael Warm laufen derzeit. Patch und Grankin übrigens haben verlängert, die Berliner Mannschaft ist schon komplett. (heh)