SC Freiburg gegen RB Leipzig nullnull? Gutes Spiel, schlechtes Spiel? Interessantes Spiel, langweiliges Spiel? „Beschreib doch als erstes die Tore“, rät der Journalistenkollege. Ein Nullnull schafft Scherzkekse – oder zufriedene Trainer. „Ein Punkt in einem schwierigen Auswärtsspiel bei einem heimstarken Gegner“, befindet Marco Rose, „das ist gut.“ Kollege Julian Schuster meint: „Die Jungs haben viel investiert, waren sehr diszipliniert und defensiv stabil. Wir hatten die Spielkontrolle.“ Und wenn daraus kaum Chancen resultierten, die zum Sieg hätten führen können? Dann müsse man realistisch sein: „Wer sind wir? Ich bin weit weg von Kritik.“ So weit die Fachmänner in der ersten Reihe zu einem Nullnull. Merke: In ihnen steckt oft ein bisschen der Kontrollfreak. Je nachdem, wie die Kicker ihren Matchplan umsetzen, bleibt etwas von hätte gerne und wollte nicht.
Nullnull. Das Publikum auf den Rängen mag man nicht befragen, wie so eine Schonkost ankommt. Natürlich hat der Punkt am Ende einen Nährwert, aber lieber als Rasenschach mit einem Nullnull wäre der Mehrheit ein torreiches Mensch-ärgere-Dich-nicht. Dabei hatte doch Julian Schuster mal erklärt, er sei „eigentlich ein 5:4-Trainer“, nach dem Leipzig-Spiel gesteht er aber mit Blick auf die Tatsache, dass der Sportclub mit 34 Treffern die schwächste Torausbeute der Top Ten in der Tabelle hat: „Das wird immer schwerer.“
Nullnull. Die Statistiker, die während einer Partie Striche machen, braucht man übrigens gleich gar nicht interviewen. Bei notierten zehn Freiburger und 18 Leipziger Torschüssen ergibt sich höchstens die Frage, ob sie jede Aktion, bei der der Ball über mehr als zehn Meter Richtung gegnerisches Tor befördert wurde, schon als Torschuss werteten.
Damit aber genug der Krittelei. Wenn nicht jedem Nullnull ein Zauber innewohnt, so diesem in Freiburg gleich deren zwei! Erstens: Der Sportclub ist zum sechsten Mal in Serie ohne Gegentor geblieben, das ist neuer Vereinsrekord. Zweitens: Noah Atubolu ist jetzt seit 576 Minuten unbezwungen und damit neuer Rekordtorwart des SC Freiburg. Das war bis zum Samstagabend ein gewisser Richard Golz, der es in der Spielzeit 2000/2001 auf 510 Minuten mit weißer Weste schaffte. Zu jener Zeit war Noah Atubolu noch gar nicht auf der Welt.
18.55 Uhr – der Rekord ist geknackt!
In die Partie gegen Leipzig geht Atubolu mit 486 einschlagfreien Minuten, er benötigt weitere 24, um Golz´ Bestmarke zu übertrumpfen. Um 18.55 Uhr am Samstagabend ist es geschafft. 510 Minuten ohne Gegentor, auf den Anzeigetafeln wird Atubolus Rekord gefeiert, nach dem Spiel sind es 576 Minuten.
22 Jahre alt ist der Bursche, die Fußballreise des gebürtigen Freiburgers hat vor vielen Jahren beim Sportclub begonnen. In allen Jugend- und Juniorenteams hat er gekickt, dann wird es ernst. Zur Saison 2023/24 machen ihn die Verantwortlichen um den damaligen Cheftrainer Christian Streich zum Nachfolger von Mark Flekken. Von der 3. Liga in die Bundesliga, dort ist das Leben rau. Ein, zwei Fehler, schon setzt es öffentliche Kritik an Atubolu. „Es war manchmal hart“, sagt er, „aber in Freiburg haben sie immer an mich geglaubt, dafür bin ich sehr, sehr dankbar.“
Jeder Fehler ein Schritt nach vorne
„Ich hatte anfangs Wackler“, gesteht er, „aber jeder Fehler ist auch ein Schritt nach vorne.“ Geholfen haben sie ihm alle beim Sportclub, Streich, die Teamkollegen und besonders Vincenzo Grifo. „Er ist meine erste Bezugsperson, er ist mein großer Bruder“, sagt Noah Atubolu. Viele Fragen muss er beantworten. Ja, er will die Zu-Null-Serie ausbauen. Ja, das Lob gehöre auch den Vorderleuten. Ja, er habe den Traum, eines Tages deutscher Nationaltorhüter zu werden (U-19-Stammspieler ist er ja schon).
So ein Tag, so wunderschön wie heute, singen die Mainzer Hofsänger. Nächsten Samstag tritt der SC Freiburg in Mainz an, bei den Überfliegern der Liga. Angst haben sie nicht in Freiburg, nicht der Trainer, nicht die Spieler und Noah Atubolu gleich gar nicht. Wie ging das Hinspiel doch aus? Klar, nullnull.