Die Verwandlung vom Tyrannosaurus Rex zum Schmusekater dauert nicht lange. Als Minuten nach dem Abpfiff Noah Weißhaupt und Vincenzo Grifo vor die Mikrofone treten, um Stellung zu nehmen zum irren 3:3 des SC Freiburg gegen Borussia Mönchengladbach, da tun sie es mit einem verschmitzten Lächeln im Gesicht. Zuvor auf dem Rasen hatten sie ihre Volltreffer noch mit einer Fratze gefeiert, als wollten sie den Nächstbesten auffressen. Weißhaupt nach seinem ersten Bundesligator überhaupt, das den Sport-Club von 1:3 auf 2:3 heranbrachte, Grifo nach seinem verwandelten Foulelfmeter in der sechsten und letzten Minute der Nachspielzeit zum 3:3.

Der Kapitän und der Joker

Selbstverständlich sind Weißhaupt und Grifo keine Monster, sondern angenehme, sehr verträgliche Männer. Wenn man aber in einem Spiel, das man vom Verlauf her niemals hätte verlieren dürfen, wenigstens noch die Tore zum Unentschieden macht, dann vereinigen sich unbändiger Wille, Trotz und Freude zu einem Gefühlsmix, der einem freundlichen Männer-Antlitz schon mal den Ausdruck eines jagenden Tyrannosaurus Rex geben kann. Fernsehszenen und Fotos zeugen davon.

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Grifo und Weißhaupt also. Der eine, Grifo, ein echter Kapitän. Der andere, Weißhaupt, eine Joker-Wuchtbrumme.

Grifo läuft in der fulminanten zweiten Halbzeit der Freiburger, als ginge es um sein Leben. Das ist natürlich übertrieben, aber nur ein bisschen. Der Capitano will diese Partie unter keinen Umständen verlieren. Dieses was nicht sein kann, soll nicht sein, treibt ihn an. Das Eingeständnis, dass er bei Gladbachs Ausgleich zum 1:1 Mitschuld trug, weil er seinen Gegenspieler aus den Augen verloren hatte, ist Wasser auf seine Mühlen. Grifo sprintet bei einem Konter der Borussen 40 Meter zurück in die eigene Hälfte und nimmt Hack den Ball ab. Und gefühlt geht kein Freiburger Angriff mehr ohne ihn.

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Grifo hier, Grifo dort, Grifo links, Grifo rechts, und Grifo am Elfmeterpunkt. Wie das denn sei, wenn man sich den Ball zurecht lege, im Rückstand, in letzter Sekunde, ein Schuss zum Punktgewinn oder zum Buhmann, all das will ein TV-Reporter wissen vom Schmusekater – Grifo kann sogar noch einen draufsetzen. „Und der Torwart kennt mich auch noch“, sagt er, „im Training habe ich bestimmt hundert Elfmeter gegen ihn geschossen.“

Grifo vom Punkt sicher

Im Training? Ja, Vincenzo Grifo war mal kurzzeitig (unglücklicher) Gladbacher und Borussen-Torhüter Moritz Nicolas schon damals im Verein. Aber zurück zur eigentlichen Frage. Grifos Antwort ist kurz. „Du machst dir wenig Gedanken. Hart, fest schießen, fertig.“ Nebendran feixt Weißhaupt, jetzt mit einem fetten Grinsen im Gesicht: „Ja, Elfmeter kann er.“

„Und Sie haben den Elfmeter herausgeholt“, sagt der TV-Mann zu Noah Weißhaupt. Falsch! Der 22-Jährige hat ja den Strafstoß nicht geschunden, Gladbachs Chiarodia trat ihm einfach ungeschickt in die Füße. Für Weißhaupt keine Diskussion wert: „Ich bin zuerst am Ball, er trifft mich, Foul, Elfmeter.“ Als Grifo verwandelt hatte, überfiel den 22-Jährigen pure Freude, der verdiente Ausgleich fühlte sich ein bisschen wie ein Sieg an – zu dem Weißhaupt mit dem 2:3-Anschlusstreffer maßgeblich beigetragen hatte. „Das erste Bundesligator“, sagt er, „dieses Gefühl werde ich für immer bei mir behalten.“

Ende gut, alles gut? Nein, nicht angesichts der destruktiven Abwehrarbeit in der ersten Halbzeit. Aber immerhin ein gewonnener Punkt und die Bestätigung, dass die besondere Haltung, der Zusammenhalt in der Mannschaft auch durch den bitteren Pokal-K.o. gegen den Zweitligisten Paderborn nicht verloren gegangen ist. Das ist doch etwas Wertvolles.