Die Fußball-Europameisterschaft ist gerade fünf Monate her, vergessen wird man sie auf der Baar aber noch lange nicht. „Das ist nach wie vor verrückt“, muss Rainer Hall, Vorsitzender des SV Aasen, zugeben, wenn er auf den Sommer 2024 zurückblickt.

Fünf Wochen lang war die spanische Nationalmannschaft während des Turniers zu Gast im Donaueschinger Luxushotel Öschberghof und trainierte 600 Meter weiter auf dem Gelände der Aasener. Die Spanier holten den Titel, hatten zuvor die deutsche Mannschaft geschlagen – und zumindest in Donaueschingen war man darüber nicht ganz so traurig wie im Rest Deutschlands.

„In den Geschichtsbüchern des spanischen Fußballs“

Gerade erst haben Hall und andere Vereinsmitglieder gemeinsam eine Dokumentation geschaut. Der Streaminganbieter Amazon Prime hatte die Spanier auf dem Weg zum vierten EM-Titel in der Geschichte des Landes begleitet. „Man sieht dort immer mal wieder den Öschberghof, unser Sportgelände und unser Vereinsheim“, sagt Hall mit einem Anflug von Stolz. „Donaueschingen, der Öschberghof und der SV Aasen, wir sind ein Teil des Ganzen. Wir bleiben für immer in den Geschichtsbüchern des spanischen Fußballs.“

Doch was ist geblieben vom Besuch der Iberer? Außenstehende müssen da schon genauer hinsehen. Im Vereinsheim hängen noch ein unterschriebenes Trikot der Mannschaft und eine Uefa-Ehrenplakette, die der Verein als Partner für das Basecamp der Spanier bekommen hat, gemeinsam mit dem Öschberghof.

Der rote Stier begrüßte die spanische Fußball-Nationalmannschaft in ihrem EM-Quartier auf dem Donaueschinger Öschberghof. Jetzt steht ...
Der rote Stier begrüßte die spanische Fußball-Nationalmannschaft in ihrem EM-Quartier auf dem Donaueschinger Öschberghof. Jetzt steht der Glücksbringer mit Spielerunterschriften versehen im Museum des spanischen Fußballverbands in Madrid. Er wurde für einen guten Zweck versteigert. | Bild: Jens Fröhlich

„Die A- und B-Junioren sowie die Aktiven trainieren noch mit den originalen Trainingsbällen der Spanier, und wir haben noch ein bisschen was von der Bande hängenlassen“, erklärt Hall. „Das sind kleine Punkte, die uns ein bisschen daran erinnern.“ Der Rest, das große Medienzelt, das Trainingszelt, der aufwändige Sichtschutz und die Tribüne sind längst weg.

Die Spanier: bodenständig, familiär, gelassen

Fest verankert hingegen sind die Erinnerungen, die die Zeit des Europameisters in Donaueschingen besonders gemacht haben. Bodenständig, familiär oder gelassen, so beschrieb SV Aasens Ehrenpräsident Hans-Peter Rolle damals die Mannschaft. Er war fast jeden Tag in deren Nähe und hatte engen Kontakt mit ihnen.

Als die Mannschaft vor dem Endspiel ihr zu Hause auf Zeit verließ, verabschiedete sich Spaniens Nationaltrainer Luis de la Fuente persönlich bei Rolle, das bleibt sogar Rainer Hall in Erinnerung: „Da gab es auch kurz bei mir Tränen, als sie sich mit einer Umarmung verabschiedet haben.“

Die spanische Nationalelf bejubelt am 15. Juli im Berliner Olympiastadion ihren EM-Sieg über die Auswahl Englands.
Die spanische Nationalelf bejubelt am 15. Juli im Berliner Olympiastadion ihren EM-Sieg über die Auswahl Englands. | Bild: Tom Weller/dpa

Da war es für die Donaueschinger nicht ganz so schlimm, dass die Spanier im Halbfinale die deutsche Elf aus dem Turnier kegelten. „Ich war natürlich für die Deutschen, aber ich war danach nicht enttäuscht“, gibt Hall zu und lacht. „Wir waren uns aber auch der Tragweite bewusst, was es bedeutet, wenn sie das Ding gewinnen.“

Die Tragweite? Donaueschingen, der SV Aasen und der Öschberghof dürften jetzt jedem Fußballfan in Spanien ein Begriff sein. „Jedes Mal, wenn wir nach Donaueschingen zurückkommen, ist es wie nach Hause zu kommen. Wir haben unser Quartier zu unserem Zuhause gemacht. Wir könnten an keinem besseren Ort sein“, schwärmte der spanische Nationalspieler Daniel Vivian von dem Ort, an dem die Iberer auf ihren Titeltraum hinarbeiteten.

Bei der Abreise liefen die Tränen

Auch in der Stadt Donaueschingen und besonders beim Luxushotel Öschberghof hat der Erfolg der Stars um Lamine Yamal, Rodri und Nico Williams nachhaltige Spuren hinterlassen. „Es gibt Gäste, die dadurch auf uns aufmerksam geworden sind“, sagt Hotelmanager Michael Artner und erinnert sich gerne an die Zeit zurück. „Das war eine große Familie und es herrschte eine große Emotionalität, als sie vor dem Endspiel abgereist sind. Da lief auch die ein oder andere Träne.“

Obwohl das Hotel oft Fußballteams zu Besuch hat, bleibt der Besucht der Spanier besonders: „Bei einer Heim-EM den späteren Europameister hier zu haben – das wird in meiner Karriere einmalig bleiben“, so Artner.

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Dabei ist davon auszugehen, dass der Öschberghof und der SV Aasen nicht von der Fußballbildfläche verschwinden. Schon vor der EM war der Ort Anlaufstelle für Topklubs wie den FC Liverpool, FC Barcelona oder Bayern München, die hier ihre Trainingscamps abhalten. Und auch in Zukunft werden wieder Fußballstars auf der Baar trainieren. An die Spuren, die Spaniens Nationalteam hinterlassen hat, werden sie aber nur schwerlich heranreichen können.