Der Antrag sei notwendig geworden, da die Verhandlungen mit den Gläubigern der hoch verschuldeten Pino "zu keiner Einigung geführt" haben, wie es hieß. Der Geschäftsbetrieb soll insgesamt unverändert fortgeführt werden. Zum vorläufigen Sachwalter hat das Gericht Martin Hörmann aus der Kanzlei Anchor Rechtsanwälte bestellt.

Damit ist klar, dass tagelange Verhandlungen über das Schicksal des auf preisgünstige Küchen spezialisierten Unternehmens mit 225 Mitarbeitern gescheitert sind. Seit mehreren Tagen bemüht sich eine Liechtensteiner Gesellschaft, die First Epa Holding, um den Fortbestand des Küchenbauers aus Coswig. Hinter First Epa steht nach Informationen dieser Zeitung und des Branchenmagazins "Inside" Ex-Alno-Chef Max Müller und die ehemalige Alno-Finanzchefin und Müller-Vertraute Ipek Demirtas. Demirtas verließ Ende 2016 auf Druck des neuen Alno-Mehrheitsaktionärs Tahoe das Unternehmen. Anfang Juni 2017 wurde auch Müller an der Alno-Spitze abgelöst.

Bereit vergangenen Donnerstag unterbreitete das ehemalige Alno-Führungsduo ihrem ehemaligen Arbeitgeber ein Angebot zur Übernahme der damals noch nicht im Insolvenzverfahren steckenden Tochter Pino. Ziel sei es gewesen, Pino eine Insolvenz zu ersparen und die Arbeitsplätze der Gesellschaft zu erhalten, wie es in einer Mitteilung der Müller-Demirtas-Firma First Epa heißt. Alno habe dies abgelehnt, heißt es weiter.

Ganz uneigennützig war der Rettungsversuch aber offenbar nicht. Pino steht bei First-Epa mit insgesamt 22,7 Millionen Euro in der Kreide. Derartige Forderungen im Falle einer Insolvenz zurückzubekommen, gilt allgemein als schwierig. Stattdessen boten Müller und Demirtas an, Pino aufzukaufen – dem Vernehmen nach für 100¦000 Euro. Die Millionen-Forderungen gegen des ostdeutschen Küchenbauer, die First-Epa erst im März diesen Jahres Pino-Lieferanten abgekauft haben soll, sollten nach "Inside"-Informationen "durch Verzicht erlöschen". Ohne die drückenden Schulden sollte der wirtschaftliche Wideraufstieg gelingen.

Offenbar wollte sich Alno, das unter der Kuratell firmenfremder Generalbevollmächtigter steht, auf diesen Vorschlag aber nicht einlassen. Weder Alno noch Vertreter der First Epa äußerten sich am Dienstag zu der Angelegenheit oder waren nicht zu erreichen.

Alno mit rund 1900 Mitarbeitern weltweit, rund 670 davon am Stammsitz in Pfullendorf war nach selbst erst vor wenigen Tagen in die Insolvenz gerutscht.