Letzte Woche war ich für die SÜDKURIER-Wirtschaftsreaktion in Frankfurt. Die Wahl des Verkehrsmittels stand für mich außer Frage. Klar fahre ich mit der Bahn. Viereinhalb Stunden Fahrzeit, einmal umsteigen in Offenburg: So hatte ich mir das vorgestellt. Doch es kam alles anders...
- Die Baustelle: Leider fahrt die Schwarzwaldbahn bis Anfang September wegen Bauarbeiten nicht durchgängig von Konstanz nach Offenburg. Also nehme den Umweg über Basel in Kauf. Das bedeutet zwar einen Umstieg und 15 Minuten Fahrzeit mehr, aber das lässt sich ja noch verkraften.
- 230 Minuten Verspätung: Auf der Hinfahrt hatte mein ICE aus Basel „nur“ eine Stunde Verspätung (das gab immerhin eine Entschädigung von sechs Euro). Doch als ich kurz vor Beginn meiner Rückfahrt im Frankfurter Hauptbahnhof auf die Anzeige der Abfahrtszeiten blickte, zuckte ich innerlich kurz zusammen: Notarzteinsatz am Gleis: 120 Minuten Verspätung (Diese sollte sich im Verlauf meiner Reise auf 230 Minuten Verspätung aufsummieren). Aber es gibt ja immer Alternativen im Leben. Also informierte ich mich kurz am Schalter über andere Strecken und man empfahl mir, nach Mannheim zu fahren und dort in den ICE nach Basel einzusteigen. Ankunft in Konstanz 20:35 statt 19:35. Das schien mir akzeptabel. Ich verschob meine Verabredung in Konstanz am Abend um eine Stunde und setzte mich in Bewegung.
- Überfüllter ICE – Bitte aussteigen! Auf der Fahrt nach Mannheim im Regionalexpress hatte ich schon ein mulmiges Gefühl. Denn am Automaten hatte man mir angezeigt, dass der mir empfohlene ICE stark ausgelastet sei. Irgendwie kriege ich schon einen Sitzplatz, dachte ich mir, und notfalls stelle ich mich einfach hin. Doch was sich dann in Mannheim abspielte, übertraf alle meine Befürchtungen. Mehrere Wagen des ICE waren ausgefallen, so dass sich Massen von Menschen in den Gängen quetschten. Es gab kaum Luft zum Atmen. Der Zug könne aus Sicherheitsgründen nicht losfahren, hieß es in einer Durchsage. Wer keinen dringenden Termin habe, solle bitte aussteigen und den nächsten Zug nehmen. Als Entschädigung gebe es einen Reisegutschein von 25 Euro. Da sich wegen der Querelen um die Sicherheit des Zuges die Abfahrt verzögert hatte, und ich so ohnehin meinen Anschluss in Basel verpasst hätte, steige ich aus.
- Wie komme ich nach Hause? Vor dem Bahn-Infoschalter in Mannheim, wo es die Reisegutschein gegeben hätte, ist eine gefühlt kilometerlange Schlange. Ich hake den Gutschein ab, denn ich habe nur noch einen Gedanken: Wie komme ich nach Hause? Der Automat zeigt mir bei den möglichen Verbindungen nur Verspätungen, Zugausfälle und ausgebuchte ICEs an. „Jede Verbindung hat ein rotes Ausrufezeichen“, sagt ein Fahrgast neben mir verzweifelt. Laut Bahn-Algorithmus komme ich heute nicht mehr nach Hause. Aber eigentlich wollte ich nicht in Mannheim übernachten. Mit etwas Bauernschläue suche ich mir in Einzelabschnitten eine Verbindung ohne ICEs zusammen. Mit dem Regionalexpress nach Karlsruhe und von dort mit dem IC weiter nach Basel. Ankunft in Konstanz 22:43. Meine Verabredung habe ich mittlerweile ganz abgesagt. Zum Glück habe ich bei der Hitze genügend Wasser dabei.
- Endlich angekommen: Zum ersten Mal an diesem Nachmittag läuft alles wie geplant. Nach vier Umstiegen und über acht Stunden Fahrtzeit erreiche ich Konstanz. Und in der Regionalbahn gab es sogar ausreichend Sitzplätze. Doch so hatte ich mir meinen Freitagabend eigentlich nicht vorgestellt.
- Entschädigung: Zumindest eine Sache scheint bei der Bahn reibungslos zu funktionieren: Die Entschädigung bei Verspätungen. Nach dem Ausfüllen eines Formulars erhalte ich die Hälfte des Fahrpreises erstattet: 37,50 Euro bar auf die Hand. Lieber hätte ich mir allerdings die Reisestrapazen erspart.