Laura Marinovic und Stephanie Sartor

Die Coronavirus-Epidemie hat die Welt fest im Griff: Täglich werden neue Infizierte gemeldet, die Sorge der Bevölkerung vor einer Ansteckung nimmt zu. Und auch die Wirtschaft ist massiv betroffen. Dennoch gibt es einige Branchen, auf die sich der Virus positiv auswirkt.

Lieferdienste

Ein Gewinner der Krankheitswelle ist die Lieferbranche. Wie der Branchenverband bevh mitteilt, berichten Lieferdienste von vermehrten Bestellungen im Internet, da die Bevölkerung zur Sicherheit Vorräte anlegt. Der Onlinehandel garantiere die Versorgung von Personen, die sich in häuslicher Quarantäne befinden oder zu Risikogruppen gehören und daher zur Sicherheit das Haus nicht mehr verlassen wollen oder können. Lieferdienste sorgen dafür, dass die bestellte Ware auch zu den Kunden gelangt. Konkrete Zahlen erwartet der bevh allerdings erst im April.

Labore

Forschungseinrichtungen, die Corona-Verdachtsfälle untersuchen und mögliche Infektionen nachweisen, sind aktuell schwer beschäftigt. Das Labor Blessing in Singen wertet nach eigenen Angaben pro Tag zwischen 80 und 140 Proben aus – vor drei bis vier Wochen waren es noch drei pro Tag. Das bringt Umsatz und Gewinn.

Software und Aktien

Das amerikanische Investmenthaus MKM Partners hat einen „Stay at Home“-Index mit Aktien zusammengestellt, die angeblich besonders gefragt sind, wenn die Angst vor dem Virus steigt und viele Menschen zuhause bleiben. Dazu zählen etwa der Streaming-Gigant Netflix, die Waffenschmiede Sturm Ruger, der Dosensuppen-Anbieter Campbell, der Spieleentwickler Activision Blizzard, der Heim-Fitnessgerätehersteller Peloton, die Bürochat-App Slack oder der Videokonferenz-Spezialist Zoom.

Tatsächlich ist es laut dem Digitalverband Deutschlands, Bitkom, „mit großer Sicherheit“ so, dass die Nachfrage nach Software für Videokonferenzen zunimmt, wie ein Sprecher mitteilt. Grund sei, dass durch den Einsatz wichtige geschäftliche Abläufe aufrecht erhalten werden können, obwohl Großveranstaltungen abgesagt werden. Konkrete Zahlen liegen Bitkom allerdings noch nicht vor.

Ein Aktienhändler reibt sich die Augen. Auch an der Börse hat das Coronavirus seine Spuren hinterlassen.
Ein Aktienhändler reibt sich die Augen. Auch an der Börse hat das Coronavirus seine Spuren hinterlassen. | Bild: Arne Dedert

Apotheken

Frank Eickmann, Sprecher des Landesapothekerverbands Baden-Württemberg, berichtet von großer Nachfrage nach Desinfektionsmitteln. Das habe dazu geführt, dass die Mittel in Apotheken nahezu ausverkauft seien und Apotheker Probleme haben, Nachschub zu beschaffen. Gleich verhalte es sich bei Atemschutzmasken, auch diese seien „immer noch weitgehend vergriffen.“ Mittlerweile dürfen Apotheker sogar selbst Desinfektionsmittel herstellen, „um die Lücke zu schließen“, so Eickmann. Weil das händisch geschehe und nicht wie in großen Firmen automatisch, und die Bestandteile außerdem zum Teil teuer seien, könne es sein, dass die Preise ansteigen.

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Hygiene

Dass die Nachfrage den Preis bestimmt ist eine unumstößliche Grundsäule der freien Marktwirtschaft. Und weil die Nachfrage nach Produkten, die einen Schutz vor dem Virus versprechen, derzeit eben immens ist, verwundert es auch nicht, dass die Preise etwa im Internet durch die Decke gehen. Einer, der deswegen gerade das Geschäft seines Lebens gemacht haben dürfte, ist Timo Klingler aus Heidelberg. Innerhalb von 24 Stunden habe sein Unternehmen eine sechsstellige Summe eingenommen, erzählte er dem Online-Magazin Bento. Im Januar, als die Preise langsam anstiegen, investierte er in Atemschutzmasken – gekauft hat er sie für 60 Cent pro Stück, nun verkauft er sie für mehr als 20 Euro.

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Ähnlich profitabel ist die Situation für das Unternehmen Ophardt Hygiene aus dem nordrhein-westfälischen Issum. Die Firma stellt Desinfektionsmittel-Spender her. „In der Tat verzeichnen wir eine stark erhöhte Nachfrage“, sagt Unternehmenssprecher Markus Theißen. Gleiches berichtet der weltweit führenden Hersteller von Schutzanzügen, die Firma Dupont. In der Regel produziert das Unternehmen 200 Millionen Schutzanzüge im Jahr, laut Produktionsmanager Albrecht Gerland würden es in diesem Jahr wegen der extremen Nachfrage deutlich mehr werden. Im Dupont-Werk in Luxemburg läuft der Betrieb daher auch rund um die Uhr, die Mitarbeiter machen Überstunden. Dennoch ist die Nachfrage an Schutzanzügen laut Dupont Deutschland derzeit höher als das, was die Firma liefern kann.

Lebensmittel

Für die meisten Bürger am offensichtlichsten ist die steigende Nachfrage in der Lebensmittelbranche, die sich durch sogenannte Hamsterkäufe und dadurch teils leer gekaufte Regale in Supermärkten bemerkbar macht. Laut Nestlé Deutschland sind vor allem Fertiggerichte, Säuglingsnahrung und Wasserflaschen in Großformaten stark gefragt. Und auch bei Hügli hat die Nachfrage nach länger haltbaren Produkten in den vergangenen Tagen leicht zugenommen, wie die der Mutterkonzern, die Bell Food Group, mitteilt.