Deutschlands neuer starker Mann, Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD), wird in einem ebenso starken Dienstwagen Platz nehmen. Wie bereits eine ganze Reihe seiner Vorgänger wird der Hamburger in einer Kanzler-Sänfte aus Baden-Württemberg chauffiert werden.
Zentimeterdicke Panzerungen
Wobei das Wort Sänfte nur einen Teil der Eigenschaften der Daimler S-Klasse – Namenszusatz S 680 Guard – beschreibt. Denn eigentlich steht nicht der Komfort, sondern die Sicherheit im Vordergrund. Keine andere Serienlimousine erfülle die höchste Schutzklasse für Zivilfahrzeuge ähnlich umfassend wie dieses Fahrzeug, sagt Dirk Fetzer, Leiter Produktmanagement für das S-Klasse-Modell.

Der vier Tonnen schwere Kaventsmann, der im Manufakturbetrieb am traditionellen S-Klasse-Standort in Sindelfingen gefertigt wird, soll fast allem standhalten, was moderne Armeen an Kleinwaffen und Sprengstoffen in ihren Arsenalen haben. Bei Tests im staatlichen Beschussamt in Ulm verpassten die Prüfer der Fahrzeugflanke eine Salve von 300 Projektilen aus einem Sturmgewehr und traktierten sie mit einer 12,5 Kilo Sprengladung – ohne dass die im Inneren sitzenden Test-Dummies in Mitleidenschaft gezogen worden wären. Insgesamt sind zwei Tonnen Panzerung als integraler Bestandteil des Aufbaus im Auto untergebracht.

Spezialgeschosse schlagen nicht durch
Sogar dem Beschuss des wegen seiner Durchschlagskraft gefürchteten russischen Scharfschützengewehrs Dragunow habe die S-Klasse standgehalten, heißt es von Daimler. Sollte der aus gehärtetem Spezialstahl, Panzerglas und Aramidfasern bestehende Schutzpanzer doch brüchig werden, baut ein Frischluftsystem im Fahrzeuginneren einen Überdruck auf und verhindert so, dass Gas von außen eindringt.

Man habe in dem Fahrzeug so ziemlich alles verbaut, was geht, sagt ein Daimler-Sprecher. Dazu gehören etwa auch spezielle Motoren, die die 180 Kilogramm schweren Türen öffnen. Schafft es ein Schurke, die Reifen platt zu schießen, kann das Fahrzeug bei Tempo 80 immer noch mindestens 30 Kilometer weiterrollen und in der Zwischenzeit per Funk Unterstützung anfordern.
Angetrieben wird der Guard von einem, eigentlich für den Mercedes-Maybach reservierten V12-Benzinmotor mit 612 Allrad-PS – kombinierter Spritverbrauch: 19,5 Liter auf 100 Kilometer. Mehr Sicherheit in einem Serienauto gebe es weltweit nicht, heißt es bei Daimler. Nur die Hülle des legendären „Beast“, in dem der US-Präsident kutschiert wird, sei härter. Der sei aber eigentlich ein Militärfahrzeug im zivilen Mantel.

Preis ist ziemlich einzigartig
Ziemlich einzigartig ist indes auch der Preis des Guard. Die Grundversion kostet knapp 544.000 Euro.