Tack, Tack, Tack – in der Fertigungshalle herrscht ohrenbetäubender Lärm. Im Sekundentakt rammt ein Roboter fingerlange Bolzen in eine Holzwand, die waagerecht auf einem riesigen Metallschlitten liegt. Als alles fertig ist, wird die Wand gedreht und weitergeschoben.
Jetzt übernimmt eine automatische Säge und bringt das Bauteil, das bald ein tragendes Element eines Holzhauses im Schwarzwald sein wird, weiter in Form. Nur hin und wieder arbeitet ein Zimmermann nach.

Florian Hegar steht daneben und blickt zufrieden auf das Tackern, Surren und Rumpeln der Holzbearbeitungsmaschinen in der Halle. Der 35-Jährige ist Juniorchef von Holzhaus Bonndorf (HHB), einem Hersteller von Holz-Fertighäusern, beheimatet in der gleichnamigen Gemeinde im Südschwarzwald.
1995 wurde das Unternehmen von Hegars Vater Bernhard gegründet, seit einigen Jahren ist dessen Sohn jetzt mit am Ruder.
Von 3 auf 106 Mitarbeiter in 30 Jahren
106 Mitarbeiter hat das Unternehmen mittlerweile und zählt damit nach eigenen Angaben zu den größten Holzbau-Unternehmen im gesamten Schwarzwald. Die Spezialität der Bonndorfer sind komplett aus Holz gearbeitete Fertighäuser, die schlüsselfertig bei HHB gebaut und montiert und dann auf LKWs zum Bauherrn gefahren werden.
„Zu uns können die Kunden mit einem Bleistift und einem Zettel kommen und uns ihre Ideen vorstellen“, sagt Hegar junior. „Wir setzen sie dann um.“
Die reine Produktionszeit beträgt rund eineinhalb Wochen. Dann steht die komplette Hülle eines Holz-Einfamilienhauses inklusive Innen- und Außenwänden, Dämmung, Abdichtungen, Türen und Fenstern, Putz, Farbe und Dach fein säuberlich verpackt im Logistiklager von HHB und wartet auf den Abtransport.
Sogar die Kabelkanäle für die Elektrik und Teile des Innenausbaus sind dann schon fertig, sagt Hegar. „Wir sind schnell“, so der Holzbauingenieur. Anders gehe es gar nicht mehr.

Immer weniger Baugenehmigungen für Häuser
Tatsächlich spürt auch die Fertighausbranche die maue Branchenkonjunktur im Baugeschäft. Während der Straßenbau sich aufgrund einer stabilen Staatsnachfrage wacker hält, ist die Lage im Hochbau, zu der auch die Errichtung von Gebäuden gehört, desaströs. Seit mehr als zwei Jahren sinkt die Anzahl der Baugenehmigungen jeden Monat aufs Neue – fast immer im zweistelligen Prozentbereich.
Im Juli wurden, das zeigen Daten des Statistischen Bundesamts, bundesweit ganze 17.000 Baugenehmigungen erteilt, knapp 20 Prozent weniger als ein Jahr zuvor. Die Unternehmen befänden sich „im Zangengriff hoher Zinsen und hoher Baukosten“, sagte jüngst Tim Oliver Müller, Hauptgeschäftsführer des Hauptverbands der Deutschen Bauindustrie.

Auch der Holz-Fertigbau würde zunehmend von den fehlenden Aufträgen eingeholt, sagt Achim Hannott, Geschäftsführer beim Bundesverband Deutscher Fertigbau (BDF). Bei den Unternehmen würden die Sorgen wachsen.
Der Ampelregierung in Berlin wirft er vor, die Kunden durch mangelnde Verlässlichkeit bei der Förderung von Wohnraum verunsichert zu haben. Generell habe die Berliner Politik „dem Eigenheim den Rücken gekehrt“, dabei sei es die Wohnform, die im ländlichen Raum immer noch am besten auf die Ansprüche der Bürger passe.
Desaströse Lage bei vielen Bau-Unternehmen
Auch die Fertighausbauer in Baden-Württemberg spüren die immer ruppiger werdenden Marktbedingungen. Das wiegt umso schwerer, als dass der Südwesten das Stammland der Branche ist. Mit Firmen wie beispielsweise Weber- oder Schwörer-Haus sind die Branchengrößen sowie die Mehrheit der Hersteller im Süden der Republik angesiedelt.
Nach BDF-Daten sind 2 von 5 neu errichteten Häusern im Südwesten Fertigbauten – ein bundesweiter Spitzenwert. Ein Großteil der Branchenumsätze von gut 3,6 Milliarden Euro wird südlich der Mainlinie erwirtschaftet.

Die Zahlen zu halten, wird jeden Tag schwerer. Bei den Bonndorfer Holzhausbauern sei der Personalaufbau zum Halten gekommen, sagt Hegar junior. Zwar betrage der Auftragsbestand noch ein Jahr. Um die Auslastung sicherzustellen, habe man aber von zwei auf nur eine Schicht umgestellt.
Auch bei Weberhaus sind die Boomjahre vorbei
Bei Weberhaus aus Rheinau-Linx im Ortenaukreis sieht es ähnlich aus. Der Corona-Boom sei auch bei ihnen vorbei, sagt Firmensprecherin Lisa Meier. Ausgehend vom Rekordjahr 2022 – damals verließen rund 740 Fertighäuser den Betrieb – sei die Auslieferung zuletzt gesunken.

Fertighausbauer werden erfinderisch
Aber man hält dagegen. Bei Holzhaus Bonndorf setzt man nun auf den mehrgeschossigen Holzbau, quasi die Königsdisziplin der Zimmerleute. Außerdem sei die Nachverdichtung von Wohnraum und das Aufsatteln von Etagen auf bestehende Bauten „ein Riesenmarkt, den wir gerade erschließen“, sagt Hegar junior.
Mitten in der Corona-Phase hat sich das Unternehmen zudem ein neues Holzbearbeitungszentrum für 1,5 Millionen Euro gekauft. Das hat die Effizienz enorm gesteigert. Mit der gleichen Anzahl von Mitarbeitern könne man jetzt doppelt so viele Häuser herstellen wie zuvor, sagt der Firmenchef. Sofern die Aufträge da sind.