Baden-Württemberg zählt zu den Schlusslichtern beim Windkraft-Ausbau in Deutschland – und kommt auch 2023 voraussichtlich nur schleppend voran. Nach Zahlen der Bundesnetzagentur (BNetzA) gehen in diesem Jahr 36 neue Windräder ans Netz. Das wären zwar mehr als im vergangenen Jahr, trotzdem bleibt das Land damit weit hinter seinen selbst gesteckten Zielen zurück.

Ähnlich mau sieht es bei den Anlagengenehmigungen aus. Wie aus BNetzA-Daten hervorgeht, haben die Behörden in Baden-Württemberg 2022 nach SÜDKURIER-Recherchen für nur 41 Windräder ihr Ok gegeben. In Niedersachsen und Schleswig-Holstein läuft die Energiewende dagegen deutlich schneller ab. Dort gab es grünes Licht für jeweils 209 Anlagen (an Land). In Nordrhein-Westfalen können sogar 226 neue Windkraftanlagen gebaut werden.

Ausgebremst wird die Ökostromproduktion unter anderem durch Materialengpässe und Fachkräftemangel. Von den 36 Windkraftanlagen, die in diesem Jahr fertig werden sollen, wurden etliche bereits im Jahr 2021 genehmigt.

Selbst in Bayern wurden 2022 mehr Windräder gebaut

Damit scheint sich ein negativer Trend der vergangenen Jahre fortzusetzen: 2022 wurden in Baden-Württemberg nur neun Windkraftanlagen errichtet. Das drittgrößte Bundesland liegt damit im Ländervergleich auf den hinteren Rängen. In Niedersachsen kamen vergangenes Jahr 67 Windkraftanlagen hinzu, in Nordrhein-Westfalen waren es 68 Anlagen. Sogar Bayern, das vergleichsweise hohe Anforderungen bei der Errichtung von Windrädern stellt, liegt mit zwölf Windrädern noch vor Baden-Württemberg. Bundesweit wurden 2022 exakt 505 Windkraftanlagen fertiggestellt.

Vor dem Hintergrund der schlechten Ausbauzahlen hatte Dietmar Bartsch, Vorsitzender der Linken im Bundestag, Baden-Württembergs Ministerpräsidenten Winfried Kretschmann (Grüne) kürzlich als einen der „Windkraftblockierer der Republik“ bezeichnet. Gegenüber dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND) forderte er zudem, die Ampel müsse „endlich in die Gänge kommen und den Süden verpflichten, deutlich mehr zu tun“.

Auch die Landesregierung will Windkraft-Ausbau beschleunigen

Dabei dauert auch der Landesregierung in Stuttgart der Ausbau der Windenergie zu lang. Die durchschnittliche Bauzeit für ein Windrad beträgt zehn Monate. Schlimmer noch: Bisher vergehen von der Idee bis zu Inbetriebnahme einer Anlage bis zu sieben Jahre. Diese Zeitspanne soll laut Kretschmann massiv verkürzt und mindestens halbiert werden. 2021 hat die Landesregierung außerdem eine „Task Force Erneuerbare Energien“ gegründet, mit dem Ziel, den Ausbau massiv zu forcieren.

Das könnte Sie auch interessieren

Im November 2022 hatte der Ministerpräsident in der ARD-Sendung „Maischberger“ ein neues Ausbauziel herausgegeben: 2024 „müssen es sicher wieder 100“ neue Anlagen werden“, sagte Kretschmann damals. Laut Koalitionsvertrag will die grün-schwarze Landesregierung die Voraussetzungen für den Bau von bis zu 1000 neuen Windkraftanlagen schaffen. Bis wann diese Zahl erreicht werden soll, wird dort allerdings nicht genannt.