Das Schwarzwälder Familienunternehmen IMS Gear hat im abgelaufenen Geschäftsjahr einen neuen Umsatzrekord erreicht und den Gewinn spürbar erhöht. Man habe die Erlöse 2023 kräftig um acht Prozent auf den neuen Rekordwert von 591 Millionen Euro gesteigert, sagte der neue IMS-Vorstand Ales Starek am Montag in Donaueschingen.

Starek ist zum Jahreswechsel auf den langjährigen IMS-Vorstand Dieter Lebzelter gefolgt, der nach mehr als elf Jahren in der Top-Position vor Kurzem in den Ruhestand gewechselt ist. Auch der Vorsteuer-Gewinn (EbT) machte einen Sprung von knapp zehn Millionen Euro auf 25 Millionen Euro im Jahr 2023.

Zulieferer leiden unter stotternden Automobil-Märkten

Allerdings hinkt der auf Komfortausstattungen – etwa elektrische Sitz- oder Fensterheber – spezialisierte Autozulieferer seinen eigenen Gewinnzielen immer noch deutlich hinterher. „Wir sind mit unserer Marge nicht zufrieden“, sagte IMS-Vorstand Bernd Schilling. Ziel des Unternehmens ist eine Vorsteuer-Gewinnspanne von zehn Prozent. Aktuell liegt diese bei gut vier Prozent.

Zum Vergleich: Bosch oder ZF, die allerdings deutlich größer sind als IMS Gear, fahren aktuell rund fünf Prozent ein. Dieser Wert reicht den Unternehmen aber nicht, denn sie kämpfen mit stark steigenden Kosten und müssen darüber hinaus aufgrund von Megatrends wie Elektrifizierung und autonomem Fahren hohe Investitionen in neue Technologien stemmen.

Seit Kurzem das neue Führungstrio von IMS Gear (von links): Ales Starek, Bernd Schilling und Wolfgang Weber. Der langjährige ...
Seit Kurzem das neue Führungstrio von IMS Gear (von links): Ales Starek, Bernd Schilling und Wolfgang Weber. Der langjährige IMS-Gear-Vorstand Dieter Lebzelter hat sich in den Ruhestand verabschiedet. | Bild: Fröhlich, Jens

Autohersteller fahren Traum-Renditen ein

Außerdem macht den Firmen zu schaffen, dass die Autohersteller noch immer viel weniger Stückzahlen an Teilen abrufen als vor der Corona-Krise, einerseits weil die Neuzulassungen weltweit stottern, andererseits weil Autohersteller wie Mercedes-Benz oder BMW lieber weniger teurere Automobile verkaufen und sich aus dem Massenmarkt eher zurückziehen. Das führt zu einer Unterauslastung, auch bei IMS Gear.

Kosten sparen, aber kein Personal abbauen

Die Donaueschinger wollen daher auf die Kostenbremse treten beziehungsweise im Unternehmen schlummernde Effizienzen heben. Das Motto lautet, den Umsatz zu steigern – im laufenden Jahr traut man sich ein Plus von bis zu fünf Prozent zu – ohne dabei den auf knapp 3200 Mitarbeiter weltweit angewachsenen Personalstamm weiter auszubauen.

„Wir schauen, wo wir einsparen können“, sagte Schilling. Exemplarisch nannte er eine Verbesserung der IT-Prozesse, die zu einem generellen Produktivitätsfortschritt führen soll, aber auch Verbesserungsmaßnahmen in der Produktion, wie etwa die Vermeidung von Ausschuss.

IMS ist einer der größten Ausbildungsbetriebe in der Region: Ein Azubi von IMS-Gear zerspant hier ein Bauteil.
IMS ist einer der größten Ausbildungsbetriebe in der Region: Ein Azubi von IMS-Gear zerspant hier ein Bauteil. | Bild: Fröhlich, Jens

Beim Personal soll es nicht zu Einschnitten kommen. „Wir würden uns ins eigene Fleisch schneiden, wenn wir jetzt anfangen würden, Mitarbeiter zu entlassen“, ergänzte Neu-Vorstand Starek. Bestimmte Qualifikationen, etwa Facharbeiter, würden nach wie vor gesucht, sagte der dritte IMS-Vorstand Wolfgang Weber.

Neues Werk in Kroatien

Allerdings wagt das Unternehmen zum ersten Mal in seiner 161-jährigen Geschichte den Schritt nach Südosteuropa und baut ein Werk in Kroatien, in dem in einigen Jahren bis zu 300 Mitarbeiter arbeiten könnten. 2025 soll der Bau beginnen. 2026 will man mit 50 bis 60 Mitarbeitern loslegen.

Die deutlich geringer Produktionskosten sprächen im Vergleich zu Deutschland ebenso für den Standort wie eine bessere Verfügbarkeit von gut qualifizierten Personal, hieß es.

Zulasten der deutschen Standorte soll das Investment in einem „zweistelligen Millionenbereich“ aber nicht gehen. Vielmehr soll in Kroatien Fertigung angesiedelt werden, die schlecht automatisiert werden kann, etwa die Gehäusefertigung.

Viel Kundenkontakt in China

Erfreulich entwickelt sich bei IMS das China-Geschäft. Man wachse zwar nicht mehr zweistellig, aber über dem Marktdurchschnitt, sagte Weber. Außerdem beliefere IMS Gear alle großen Autobauer in China. IMS-Gear-Teile seien somit auch in den neuen, aufstrebenden Elektroautomarken Chinas vertreten, hieß es.