Wer sein Seepferdchen stolz am Badeanzug oder an der Badehose präsentieren kann, der hat auch gelernt sich mit Brustschwimmen über Wasser zu halten. Doch warum lernen Kinder in Deutschland überhaupt zu erst das Brustschwimmen? Schuld daran ist das preußische Militär.
Denn Soldaten mussten nicht nur Marschieren können, sondern auch Flüsse und See überwinden. Damit sie dabei nicht ertranken, gehörte das Schwimmen zur Grundausbildung, erzählt Ilka Staub von der Deutschen Sporthochschule in Köln. Meist hatten die Soldaten dabei noch Proviant und Ausrüstung auf dem Rücken. Dabei blieb der Kopf aber zur Orientierung über Wasser und vermutlich auch, um die Befehle zu hören.
Preußische Soldaten lernten das Brustschwimmen – aber warum Kinder?
Doch der wichtigste Aspekt sei der Auftrieb, der entstehe, wenn der ganze Oberkörper unter Wasser sei, sagt Ilka Staub. Dann trage einen das Wasser schon fast alleine. Reine Physik also.
Nun sollte man Kinder aus diversen Gründen nicht wie Soldaten ausbilden. Und auch beim Schwimmen sind Sportwissenschaftler überzeugt, dass andere Fähigkeiten für Anfänger im Vordergrund stehen sollten als das technisch korrekt ausgeführte Brustschwimmen. Denn die Technik sei ziemlich komplex, schwer zu erlernen und anstrengend für die Kinder, so Ilka Staub. „Das Brustschwimmen, so wie es beigebracht wird, ist eine olympische Schwimmtechnik. Sie wurde entwickelt, um schnell zu sein und Leistungen vergleichen zu können.“
Lernen, dass das Wasser trägt
Für Kinder eher ungeeignet, sagt die Sportwissenschaftlerin. Man bringe Kindern im Lauflernalter ja auch nicht als erstes den Hürdenlauf bei. Damit sich Kinder sicher im Wasser fühlen, sei es wichtig, dass sie sich zuerst an das Wasser gewöhnen, um die Angst zu verlieren. Schwimmen ist Teil der sportlichen Grundbildung, sagt Ilka Staub. Kinder sollten zu erst lernen unterzutauchen. „Das ist das Tor zum Schwimmen lernen.“
Dann folge das schweben auf dem Wasser, wie ein Seestern in Rückenlage, um zu lernen, dass das Wasser einen von alleine trägt. Andere Fähigkeiten seien das Reinspringen ins Wasser sowie das Drehen vom Bauch auf den Rücken oder anders herum. „Danach sind ausgehend vom Auftriebsgefühl viele Fortbewegungsmöglichkeiten lernbar“, sagt die Wissenschaftlerin, die über das Schwimmen forscht und lehrt.
Kinder sollten frei im Wasser ausprobieren, wie sie sich fortbewegen können und für sich eine Möglichkeit entdecken. Das könnten dann Kraulbewegungen mit den Armen sein oder ein einfaches Treten im Wasser. „Erst dann stellt sich die Frage, was für eine Technik ich lernen möchte.“ Wichtig sei auch eine gleichmäßige Atmung und nicht gepresst die Luft anhalten. Da sei die Panik in kritischen Situationen nicht weit. „Verunglückte ertrinken häufiger, weil sie keine Luft bekommen haben und nicht, weil sie nicht schwimmen können.“