Die Schließung eines Testfahrer-Zentrums in Immendingen (Landkreis Tuttlingen) zum Jahreswechsel hat jetzt auch ein juristisches Nachspiel. Eine Sprecherin des Arbeitsgerichts in Villingen-Schwenningen sagte dem SÜDKURIER am Montag, in den vergangenen Wochen seien insgesamt acht Klagen ehemaliger Mitarbeiter gegen den Ingenieursdienstleister Formel K eingegangen. Alle Fälle seien mittlerweile durch Vergleiche abgeschlossen worden. Dass weitere Kläger hinzukämen, sei aber nicht ausgeschlossen.

Streit um Überstunden und Urlaubstage

Die Kläger sind ehemalige Angestellte des in Köln ansässigen Ingenieurs-Dienstleisters Formel K, einer Tochter des Formel-D-Konzerns. Nach Informationen unserer Zeitung hatte die Mehrzahl der ehemaligen Mitarbeiter in Immendingen Kündigungsschutzklagen eingereicht. In mindestens einem weiteren Fall ging es um Ausgleich für nicht oder falsch abgerechnete Überstunden. Formel D ließ am Montag mehrere Anfragen zum Thema unbeantwortet.

Formel D gehört Finanzinvestoren aus dem Ausland

Das in Köln ansässige Unternehmen Formel D mit weltweit 10.500 Mitarbeitern gehört seit 2017 den britischen beziehungsweise Hong-Kong-chinesischen Finanzinvestoren 3i und Citic Capital und bietet insbesondere Automobilherstellern Dienstleistungen an, etwa den Aufbau und Test neuer Fahrzeugmodelle, sogenannter Erlkönige. 2020 eröffnete das Unternehmen kurz nach Ausbruch der Corona-Krise in unmittelbare Nähe der Mercedes-Benz-Teststrecke in Immendingen einen neuen Standort. Innerhalb weniger Jahre verdreifachte sich die Zahl der Mitarbeiter auf rund 70.

Ende vergangenen Jahres kündigte Formal D dann jedoch an, den Standort zum Jahreswechsel zu schließen. In der Folge wurde rund 70 Mitarbeitern gekündigt. Der Standort sei „schon seit langer Zeit wirtschaftlich nicht mehr tragbar gewesen“, sagte Johannes Wallraf, Formel-D-Vize-Präsident für Deutschland dem SÜDKURIER Ende Januar. Das Unternehmen machte damals indirekt auch den Autobauer Mercedes-Benz verantwortlich, der nicht genügend Testfahrzeuge zur Erprobung zur Verfügung hätte stellen können, wie es hieß.

Schließung per „Hau-Ruck-Verfahren“?

Für Ärger in der Belegschaft sorgte damals vor allem die Art und Weise der Betriebsschließung und Kündigungen. Diese seien in einer „Hau-Ruck-Aktion“ erfolgt. Ohne Vorwarnung sei ihm und anderen Kollegen gegenüber am 30.11.2023 die Kündigung in einem „Sechs-Augen-Gespräch“ mit Vorgesetzten ausgesprochen worden, sagt ein Betroffener dem SÜDKURIER. Wenige Tage später sei man per WhatsApp-Gruppe über weitere Schritte, etwa die Einstellung des Fahrbetriebs und die Freistellung, informiert worden.

Kein Interessenausgleich, kein Sozialplan

Einen Interessenausgleich und einen Sozialplan habe es nicht gegeben. Formel D äußert sich auch dazu nicht. Früheren Aussagen von Unternehmensverantwortlichen zufolge sei die Schließung des Standorts aber nicht „komplett aus dem Nichts“ erfolgt. Vielmehr habe man versucht, die Mitarbeiter einzubinden.