Ein zügiger Ausbau der Windkraft in Baden-Württemberg scheitert vor allem an zu wenig geeigneten Flächen sowie an Unerfahrenheit in Ämtern und Behörden bei der Genehmigung der Projekte. Das sind zwei Kernergebnisse einer aktuellen Studie, die das Freiburger Öko-Institut im Auftrag des Schwarzwälder Energieversorgers EWS Schönau vorgestellt hat.
Für die Studie haben die Wissenschaftler knapp ein Dutzend Projektierer von Windprojekten ausführlich befragt.
In Baden-Württemberg whe wenig Wind
Ein Großteil der Befragten sehe „eines der größten Fragezeichen bei der ausreichenden Verfügbarkeit von geeigneten Flächen“, heißt es in der Studie. Ein Grund sei etwa, dass Grundstückseigentümer in Frage kommende Gebiete nicht an Anlagenbetreiber verpachten möchten. Ein weiterer Grund sei, dass auf bereits ausgewiesen Flächen „ein wirtschaftlicher Betrieb nicht möglich ist“, etwa weil die Erschließungskosten zu hoch oder die Windhöffigkeit zu gering ist.

Im Moment werden überall in Baden-Württemberg durch die Regionalverbände sogenannte Windvorrangflächen ausgewiesen, auf denen in Zukunft Windräder grundsätzlich stehen sollen. Diese sind ausreichend weit von Ortschaften entfernt und verfügen über im Normalfall über vergleichsweise gute Windbedingungen. Insgesamt 1,8 Prozent der Landesfläche soll so nach Willen der Landesregierung für den Bau von Windrädern geöffnet werden. Rechtskräftig ausgewiesen sind diese Gebiete im Moment aber noch nicht.
Generell müssen Windkraftplaner in Baden-Württemberg mit spitzerem Bleistift kalkulieren, als in anderen Teilen Deutschlands. Einer der Gründe: Im Südwesten weht weniger Wind als etwa an den Küsten. Als Folge kommen die Anlagen auf weniger Vollaststunden als etwa im Niedersachsen oder Schleswig-Holstein.
Das hat ebenso Auswirkungen auf die Kosten der Projekte wie eine oft topographisch anspruchsvolle Lage, etwa in Mittelgebirgen oder in Wäldern.
ForstBW verlangt hohe Pachten
Aufgrund allgemeiner Flächenknappheit und Problemen mit Anrainern von Windrädern, verfolgt die Landesregierung in Baden-Württemberg die Strategie, Windräder vor allem in Wäldern und hier insbesondere im Staatswald zu errichten. Diesen verwaltet und bewirtschaftet das Landesunternehmen ForstBW, das Zugriff auf rund ein Viertel des baden-württembergischen Waldes hat.

Allerdings ist die ForstBW nicht unumstritten. Sie auktioniert die Windflächen nämlich an die Meistbietenden. Die Pachten seien dabei oft so hoch, dass viele Projekte nach Aussagen der Befragten „gar nicht erst zustande kommen“, sagt Studienautor Moritz Vogel vom Öko-Institut.
Tobias Tusch, Geschäftsführer bei EWS Schönau, sagt, die Pachten stellten ein „hohes Realisierungsrisiko für die Windprojekte dar“. ForstBW sei eines der wichtigsten Instrumente bei der Gestaltung der Energiewende im Land und habe daher auch „eine Verantwortung für die Erreichung des Energiewendeziele“. Daher gelte es, für moderate Pachten zu sorgen.
Tatsächlich ist die Erzeugung von Windenergie im Südwesten mit Gestehungskosten je Kilowattstunde Strom zwischen 6 und 8 Cent teurer als etwa an Küstenstandorten. Kommen hohe Pachten für die Flächen hinzu, geraten die Anlagenbetreiber in eine Kostenzange. Das macht vor allem kleinen Unternehmen oder Bürgerenergiegenossenschaften, die nicht so kapitalstark sind wie Energiekonzerne, zu schaffen.
Unerfahrenheit der Beamten
Ein weiteres Problem, warum der Windkraftausbau im Südwesten nicht schnell genug vorankommt, liegt nach Ansicht der Studienautoren in behördlicher Unerfahrenheit. Der Erfahrungsschatz in Ämtern und Behörden beim Thema Windkraft sei im Vergleich zu anderen Bundesländern gering, sagt EWS-Geschäftsführer Tusch. Der Erklärungsaufwand sei daher vergleichsweise hoch.
Beamte und Verwaltungsangestellte mancher Behörden seien noch nie in Kontakt mit Windkraftprojekten gekommen, was zu Verzögerungen und Missverständnissen führe. „Beamtenbashing“, also überzogene Kritik, wollen indes weder Tusch noch Vogel. Von Seiten den Behörden gebe es „guten Willen“, es fehle schlicht die Erfahrung, sagt Öko-Instituts-Fachmann Vogel.